HSV-Handballer werden in der O2 World von 9180 Zuschauern bis in die Nacht gefeiert. 34:31-Sieg gegen Lemgo. Das sportliche Geschehen bildete nur das Vorprogramm für die folgenden Feierlichkeiten. Rost hat Angebot vorliegen.

Hamburg. Emotionaler hat wohl selten ein Heimspiel der HSV-Handballer in der O2 World begonnen. Die Zuschauer waren von ihren Sitzen aufgestanden, um Domagoj Duvnjak, 25, zu feiern, den Manager und Trainer der Handball-Bundesliga zum besten Spieler der Saison gekürt hatten. Und die Ovationen wollten nicht enden. Der Kroate wirkte sichtlich gerührt, wischte sich durch die Augen, verbeugte sich immer wieder; und vielleicht wird diese Zuneigung der Fans ihn in seinen Überlegungen bestärken, doch über das Vertragsende am 30. Juni 2014 hinaus hier zu bleiben, was das Publikum lautstark forderte: "Dule für Hamburg".

Das Spiel gegen den TBV Lemgo jedenfalls konnte erst mit vierminütiger Verspätung angepfiffen werden. Das sportliche Geschehen, der HSV siegte 34:31 (18:15), zeigte dabei einige handballerischen Kunststücke, bildete an diesem Abend ohnehin nur das Vorprogramm für die folgenden Feierlichkeiten. Um 21.01 Uhr kehrte der Champions-League-Pokal in die Hände der Sieger von Köln zurück, was die begeisterten Anhänger mit rhythmischem Klatschen begleiteten. Pascal Hens streckte nach erfolgreicher Operation am linken Sprunggelenk seine Krücken in die Höhe, versprach zuvor per Videobotschaft, "nächstes Jahr greifen wir wieder voll an". Torhüter Johannes Bitter verspritzte Champagner. Trainer Martin Schwalb genoss die Huldigungen, die speziell seiner Person galten.

Der Fan -Beauftragten Torsten Lucht, der nach elf Jahren den Club verlässt, er wechselt in die Tourismusbranche, erhielt zum Abschied eine lebenslange Dauerkarte - und Sprechchöre von den Tribünen. Wie Igor Vori, Michael Kraus und Fredrik Petersen, die ebenfalls gehen (müssen). Bis tief in die Nacht bejubelten und besangen die Fans anschließend im Umlauf der Arena die "Helden von Köln". Der häufigste Kommentar, den die Spielern zu hören bekamen, war: "Unfassbar, was ihr geleistet habt." Der HSV hatte im Final Four erst den deutschen Meister Kiel (39:33), dann den spanischen Titelträger Barcelona (30:29 n. V.) bezwungen.

Die Festivitäten gehen munter weiter. An diesem Donnerstag fliegt die Mannschaft für zwei Tage nach Mallorca. Ex-Präsident Andreas Rudolph hat auf seine Finca zum Umtrunk geladen. Am Sonntag steigt die ultimative Party auf dem Rathausmarkt. Die Getränke- und Essensstände öffnen um zwölf Uhr, das Programm beginnt um 13 Uhr, moderiert vom scheidenden Oldie95-Arenasprecher Marco Heinsohn. Auf der Bühne treten unter anderem Lotto King Karl, Vince Bahrdt und Jörn Heilbut mit ihrer Band "Mister Macho Y Los Mucho Macho Muchachos" auf.

Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann empfangen die Champions-League-Sieger - und Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen, der am vergangenen Sonntag Europameister wurde - um 15 Uhr im Bürgermeistersaal. Von dort geht es auf den Rathausbalkon. Zuletzt standen die Hamburger Handballer hier vor zwei Jahren nach dem Gewinn ihrer ersten deutschen Meisterschaft.

Vor dem fünfwöchigen Urlaub, der am Montag beginnt, sollen weitere Personalien geklärt werden. Am Mittwoch führte Vereinspräsident Matthias Rudolph ein abschließendes Gespräch mit Frank Rost, 39. Der ehemalige HSV-Fußballtorwart wird die Handballer künftig vermarkten. Letzte Details der Zusammenarbeit waren noch zu klären. „Wir haben Frank Rost ein konkretes Angebot gemacht“, sagte Rudolph: „In den nächsten Tagen wird eine Entscheidung kommen. Momentan sieht es nach einem Ja aus.“

Der Einjahresvertrag mit Linksaußen Torsten Jansen, 36, ist in den Eckpunkten verhandelt, auf Mallorca könnten die Unterschriften folgen. Am Mittwochmorgen war der für das Spiel gesperrte Jansen zu einem Versöhnungstreffen mit Ivan Nincevic nach Berlin gefahren. Jansen hatte den Kroaten am 21. Mai im Bundesligaspiel gegen die Füchse Berlin (28:25) in der Schlussminute mit einem Kopfstoß schwer verletzt. Nincevic ist inzwischen wieder wohlauf, trainiert seit einigen Tagen mit der Mannschaft und kann im letzten Saisonspiel der Berliner in Hannover auflaufen. Im Raum steht aber weiter Nincevic' Klageandrohung gegen Jansen wegen Körperverletzung.

Einer, der am Mittwoch verabschiedet werden sollte, darf nun doch bleiben: Marcin Lijewski, 35. Weil der Schwede Oscar Carlén, 25, wegen seiner Kreuzbandverletzung auch in der dritten Saison in Folge ausfallen wird, bot der Club dem polnischen Linkshänder einen neuen Einjahresvertrag an. "Auf dem Markt gibt es für diese Position keinen besseren Spieler", sagt Matthias Rudolph. Im Gegensatz zu dieser Saison darf sich Lijewski über Entlastung freuen. Der Gummersbach Nationalspieler Adrian Pfahl, 30, wird ihn im rechten Rückraum unterstützen.

Tore, Hamburg: Duvnjak 6, Schröder 6, Lackovic 5, Petersen 5, Lindberg 5 (5 Siebenmeter), Kraus 3, Nilsson 2, Vori 1, Flohr 1; Lemgo: Dietrich 8, Pekeler 7, Hermann 6, Kehrmann 5, Strobel 2, Bechtloff 2 (1), Schneider 1. SR: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodenhofen). Zuschauer: 9180. Zeitstrafen: 2; 2.