Die HSV-Handballer wahren durch einen 28:25-Sieg über Berlin ihre Chance auf eine Champions-League-Teilnahme. Beim HSV Hamburg wollten jedoch Feierrituale nicht in Gang kommen.

Hamburg. Hinterher sah es so aus, als habe das Spiel nur Verlierer erzeugt. Die Handballer der Füchse Berlin waren nach der Schlusssirene mit hängenden Köpfen in die Kabine getrottet. Und auch beim HSV Hamburg wollten die Feierrituale nicht in Gang kommen, obwohl man doch die letzte Chance auf Platz vier und damit eine erneute Champions-League-Teilnahme mit 28:25 (15:14) beim Schopf gepackt hatte. "Die Verletzung von Ivan Nincevic trübt diesen zweifelsohne verdienten Sieg", sagte Trainer Martin Schwalb. Sein Berliner Kollege Dagur Sigurdsson machte dafür HSV-Linksaußen Torsten Jansen verantwortlich: "Er hat eine klare Tätlichkeit begangen."

In der Schlussminute, das Spiel war längst entschieden, waren Jansen und sein Berliner Gegenspieler Nincevic fernab des Geschehens kollidiert. Nincevic ging zu Boden, war kurz bewusstlos und musste nach längerer Behandlung - auch durch HSV-Arzt Lars Witthöft - auf einer Trage vom Feld und ins Krankenhaus gebracht werden. Erste Diagnose: Jochbeinbruch. Jansen wurde disqualifiziert, ihm droht eine Sperre. Noch vor dem Ende der Begegnung versöhnten sich aber beide Mannschaften, die Spieler umarmten sich, einige verließen Arm in Arm das Feld.

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Es war das unrühmliche Ende einer ansonsten durchaus mitreißenden Partie. War die Stimmung in der Arena zuletzt auch von einigen Spielern, höflich ausgedrückt, als steigerungsfähig empfunden worden, so sah sich Johannes Bitter diesmal nur selten genötigt, das Publikum zu mehr Begeisterungsausbrüchen zu animieren. Das mag auch damit zu tun gehabt haben, dass der HSV-Torhüter gezwungen war, seiner eigentlichen Aufgabe doch sehr viel mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als ihm lieb war. Das lag wiederum mit an seinen Vorderleuten, denen HSV-Trainer Martin Schwalb in seiner ersten Auszeit in der 18. Minute beim Stand von 8:6 "mehr Bewegung" verordnete.

Der eindringliche Appell verhallte offenbar, denn die Berliner konnten kurze Zeit später die 9:6-Führung der Hamburger nicht nur egalisieren, Johannes Sellin und Jewgeni Pewnow warfen die Füchse nach schnellen Gegenstößen sogar mit 12:10 (25.) in Front.

Die HSV-Spieler erholten sich von dem Schreck, erhöhten das Tempo, und es war der Halblinke Blazenko Lackovic, der jetzt das zuvor manchmal schwerfällig wirkende Angriffsspiel selbst in die Hand nahm.

Seine Tore sorgten noch für die 15:14-Pausenführung. Einsatzwillen und Entschlossenheit waren auch in der zweiten Hälfte bei beiden Mannschaften über jeden Verdacht erhaben. Die Berliner hatten in die zweiten 30 Minuten den besseren Start, die HSV-Deckung wies wieder mehr Lücken auf, und auf der anderen Seite steigerte sich Heinevetter erheblich.

Schwalb reagierte und stellte beim 20:22-Rückstand (47. Minute) die Abwehr auf die aggressivere 3-2-1-Variante um, um die Kreise des Berliner Spielmachers Bartlomiej Jaszka zu stören.

Es war anschließend Bitter, der den HSV mit seinen Paraden (Fangquote: 34 Prozent) im Spiel hielt, und der für Lindberg eingewechselte Publikumsliebling Stefan Schröder sorgte mit vier Treffern noch für die finale Wendung.

Für Präsidium und Aufsichtsrat des HSV ist die noch laufende Saison bereits Vergangenheit. Die Vereinsgremien beschäftigten sich vor dem Spiel "mit Zukunftsfragen", wie Präsident Matthias Rudolph sagte. Als Gast war der ehemalige HSV-Fußballtorhüter Frank Rost, 39, zur Sitzung geladen, der als aussichtsreicher Kandidat für die Position eines Geschäftsführers gilt, der sich vornehmlich um die bessere Vermarktung der Handballer kümmern soll. Wann die Personalie entschieden wird, ließ Rudolph offen. Am Dienstag machte aber schon mal die Mannschaft Werbung in eigener Sache.

Die Statistik

Hamburg: Vori 5, Duvnjak 4, Schröder 4, Lackovic 4, Lijewski 4, Lindberg 4 (3 Siebenmeter), Kraus 2, Jansen 1;

Berlin: Jaszka 8, Bult 3, Sellin 3, Igropulo 3 (2), Laen 3, Nincevic 2, Pewnow 1, Romero 1. Schiedsrichter: Andreas und Marcus Pritschow (Leinfelden/Stuttgart).

Zuschauer: 9145

Zeitstrafen: 6; 5.

Rote Karte: Jansen (HSV) wegen groben Foulspiels (60.)