Die HSV-Handballer müssen für die Champions-League-Qualifikation heute gegen die Füchse aus Berlin gewinnen. Trainer Schwalb: „Die Mannschaft brennt.“

Hamburg. Der Kapitän gibt die Richtung vor. "Das ist unsere letzte Chance. Wir wollen alle Platz vier am Ende der Saison, und dafür müssen wir gegen die Füchse gewinnen. Das ist alles, was jetzt zählt", sagt Pascal Hens, 33, vor dem Bundesligaspiel der HSV-Handballer an diesem Dienstag (20.15 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) gegen die Füchse Berlin.

Die Ausgangslage ist klar: Ein Sieg gegen die Berliner ist die Voraussetzung, dass die Hamburger noch Rang vier erreichen können - der wie in der vergangenen Spielzeit wohl Anfang September zur Teilnahme an einem Wildcard-Turnier zur Champions League berechtigt. Seit 2007 hatte sich der HSV sechsmal in Folge für die Königsklasse des europäischen Handballs qualifiziert - und dabei in dieser Saison zum dritten Mal das Halbfinale (am 1. Juni gegen den THW Kiel) erreicht.

Ob es aber überhaupt dieses Ausscheidungsevent gibt und welche Mannschaften dort mitspielen werden, entscheidet der europäische Verband EHF erst im Juni. Und: Selbst bei einem Erfolg über die Berliner müssen die Hamburger auf einen weiteren Punktverlust des Konkurrenten hoffen, um in der Bundesliga-Hierarchie den einen entscheidenden Platz aufrücken zu können. Die Chance besteht möglicherweise im letzten Saisonspiel am 8. Juni, wenn die Berliner beim Tabellensechsten Hannover-Burgdorf antreten müssen. Bereits das Hinspiel hatten die Füchse gegen diesen Gegner verloren. Berlins Manager Bob Hanning ist sich jedoch sicher: "Wenn wir in Hannover gewinnen müssen, um Vierter zu werden, gewinnen wir dort auch. Ich gehe aber davon aus, dass wir am Dienstag in Hamburg nicht verlieren werden. Dann erübrigen sich alle Spekulationen."

Immerhin: Mit dem 35:31-(18:15)-Erfolg am Sonnabend in Balingen-Weilstetten hat sich der HSV die letzte Option in dieser Saison offengehalten. Wichtiger noch: Weil die Rhein-Neckar Löwen am Sonntag in Nantes den EHF-Pokal gewannen, dürfen wieder sechs deutsche Mannschaften in der kommenden Serie an den beiden europäischen Vereinswettbewerben teilnehmen. Die Hamburger sind damit zumindest für den EHF-Pokal spielberechtigt, der im vergangenen Jahr sportlich und finanziell aufgewertet wurde.

"Unsere Aufgabe ist eindeutig", sagt HSV-Trainer Martin Schwalb. "Auch wenn wir es nicht mehr selbst in der Hand haben, um Vierter zu werden, so brennt die Mannschaft doch darauf, ein Ausrufezeichen zu setzen. Ich erwarte ein knappes Spiel, in dem sich das Team durchsetzen wird, das mehr Willen zeigt." Torhüter Johannes Bitter, der in Balingen einen Treffer erzielte, als er einen abgefangenen Ball ins leere gegnerische Tor warf, ist überzeugt, dass diese Mannschaft nur der HSV sein kann: "Die 27:37-Hinspielniederlage sitzt in unseren Köpfen. Wir haben da noch etwas zurechtzurücken."

Füchse-Manager Hanning traut dem HSV eine entsprechende Leistung zu, die Frage sei bloß, "ob sich die Hamburger schon auf das Finalturnier der Champions League in zehn Tagen in Köln konzentrieren, oder wollen sie noch einmal in der Liga alles zeigen."

Unter dieser Doppelbelastung hätten die Berliner in den vergangenen Monaten stark gelitten. "Es hat sich gezeigt, dass unser Kader zu klein ist, um konstant ganz oben in der Champions League und in der Bundesliga mithalten zu können", sagt Hanning. Seit dem Aus in der Champions League Ende März gegen Atlético Madrid haben die Füchse fünf ihrer sechs Bundesligasiege gewonnen. "Das ist alles eine Kraftfrage", meint Hanning. "Wir können eigentlich allein aus Geldgründen auf Dauer nicht ganz oben in der Liga mithalten. Um es doch zu packen, heißt es für uns: Wir dürfen keine Fehler machen." Dies betreffe vor allem die Kaderplanung: Sechs Spieler werden die Füchse am Saisonende verlassen. Hanning: "Bisher haben wir aber alle Abgänge ohne Qualitätsverlust ersetzen können."

Balingen-Weilstetten - HSV 31:35 (15:18).

Tore, Balingen-Weilstetten: Strobel 6, Herth 6 (5 Siebenmeter), Häfner 4, Billek 4, Schlinger 3, Liniger 2, Gutbrod 2, Ettwein 2, Foth 1, König 1; HSV Hamburg: Lijewski 7, Duvnjak 7, Lindberg 7 (4), Lackovic 4, Petersen 3, Vori 3, Nilsson 2, Bitter 1, Hens 1. Schiedsrichter: Moles/ Pittner (Heddesheim/Karlsruhe). Zuschauer: 2300. Zeitstrafen: 7 (Foth/2, Häfner/2, Herth, König, Gutbrod; 3 (Flohr/2, Lackovic). Siebenmeter: 5 (5 verwandelt); 5/4 (Lindberg scheitert an Torhüter Katsigiannis).