Der Handball-Rekordchampion triumphiert zum achten Mal in den vergangenen neun Jahren

Kiel. Als sich die Kieler Handball-Helden den nächsten Eintrag in die Sport-Geschichtsbücher gesichert hatten, brachen in der Sparkassen-Arena, der alten Ostseehalle, alle Dämme. Wie kleine Jungs tobten die Spieler von Trainer Alfred Gislason über das Parkett und feierten mit Bierduschen die 18. Meisterschaft der besten Vereinsmannschaft der Welt. Durch das 31:25 (15:7) gegen die chancenlosen Rhein-Neckar Löwen, ihren ärgsten Verfolger, ist den Zebras die Schale drei Spieltage vor dem Saisonende nicht mehr zu nehmen. Zudem sicherten sich die Kieler zum achten Mal in ihrer Vereinsgeschichte das Double. Der Rekord-Champion schickt sich in dieser Saison zudem an, als erstes deutsches Team das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League erfolgreich zu verteidigen. Im Halbfinale des Final Four der Königsklasse treffen die Kieler am1. Juni in Köln auf den HSV Hamburg. Den DHB-Pokal hatte der THW bereits im April in Hamburg gewonnen.

Zu den ersten Gratulanten gehörte am späten Dienstagabend Bundestrainer Martin Heuberger. "Zwar waren die Kieler nicht ganz so souverän wie im vergangenen Jahr und haben ab und zu geschwächelt, doch insgesamt war das wieder richtig stark. Sie haben die beste Mannschaft der Liga. An ihre Konstanz und Beständigkeit kommt weiter keiner ran. Ich glaube, dass sie mit diesem Selbstbewusstsein nun auch die Champions League gewinnen werden."

Im Gegensatz zur vergangenen Serie, als der THW ohne Minuspunkt durch die Bundesliga spazierte, gab es in der aktuellen Spielzeit ein paar "Schönheitsfehler" zu bemängeln. So hielten insbesondere die Rhein-Neckar Löwen das Rennen um den Titel lange Zeit spannend, doch die Kieler Dominanz konnten am Ende auch sie nicht brechen. "Es war eine sehr schwierige Saison", meinte Gislason, "doch unsere Hartnäckigkeit hat sich letztlich ausgezahlt. Wir haben nie locker gelassen." Spätestens nach dem imposanten 28:17-Auswärtssieg bei den Mannheimern am 14. Spieltag waren die Machtverhältnisse zurechtgerückt. Von den zwölf Ligaspielen im Kalenderjahr 2013 verlor der THW nur eins, 29:33 in Göppingen.

Einen eindrucksvollen Beweis ihrer Stärke lieferten die Kieler auch am Dienstagabend. Wie ein Orkan fegten sie über die Löwen hinweg und führten dank einer bärenstarken Defensive von Beginn an. Bereits zur Halbzeit feierten die 10.285 Zuschauer in der weiter ausverkauften Arena ihre Mannschaft mit Standing Ovations. Erst als der THW nachließ, gelangen den Löwen in der Schlussphase noch einige Gnadentore.

Ein Ende der Kieler Vormachtstellung könnte indes bald kommen. Im Sommer steht ein Umbruch an. Kapitän Marcus Ahlm, Welthandballer Daniel Narcisse, Torhüter Thierry Omeyer und Rückraum-Riese Momir Ilic werden den Club verlassen. Mit dem Gewinn der Meisterschaft ist die letzte Mission dieses Quartetts jedoch nicht erfüllt: Schließlich sollen den erwarteten 20.000 Fans bei der Saisonabschlussfeier am 8. Juni auf dem Rathausplatz nicht nur die Meisterschale und der DHB-Pokal präsentiert werden.

Die Rhein-Neckar Löwen, bei denen Nationalspieler Uwe Gensheimer nach einem halben Jahr Verletzungspause (Achillessehnenriss) als Siebenmeterschütze sein Comeback feierte, müssen als Zweiter um den direkten Einzug in die Champions League bangen. Die Füchse Berlin rückten durch ihr 29:26 (16:11) gegen den SC Magdeburg bis auf einen Minuspunkt heran.

Durch den Sieg der Berliner hat der HSV Hamburg kaum noch Chancen, den vierten Tabellenplatz zu erreichen. Der würde wahrscheinlich zu einem Wildcard-Turnier um die Champions-League-Teilnahme berechtigen. Dem HSV, dem deutschen Meister von 2011, bleibt diesmal wohl nur der EHF-Pokal.