Hamburg. Als sich bei der Präsentation der vier Clubs, die an der Endrunde des deutschen Handballpokals teilnehmen, niemand traute, die Rolle des Favoriten anzunehmen, sagte Michael Roth: "Wir wollen den Pokal gewinnen!" Bei den Worten von Melsungens Trainer musste der immer um eine ernste Miene bemühte Kieler Coach Alfred Gislason dann doch milde lächeln. Dabei hat der Anspruch des Außenseiters des Final 4 am Wochenende in der Hamburger O2 World einen realistischen Hintergrund. Es waren ebendiese Melsunger, die am 9. Dezember die längste Siegesserie im deutschen Handball (585 Tage) beendeten, als sie bei Rekordmeister und -pokalsieger THW Kiel 29:25 gewannen. Roth: "Wir wissen also, wie es geht, Kiel zu schlagen."

Melsungen und Kiel bestreiten am Sonnabend (17.45 Uhr) das zweite Halbfinale. Um 15 Uhr (beide Spiele live bei Sport1) treffen der HSV Hamburg und die SG Flensburg-Handewitt zum fünften Mal in dieser Spielzeit aufeinander. Die Lehren aus der Bundesligabegegnung am Dienstag in Flensburg (23:23) haben beide Trainer inzwischen gezogen. "Wir müssen diesmal unsere Torchancen konsequenter nutzen", sagten Hamburgs Martin Schwalb und Flensburgs Ljubomir Vranjes. Der HSV verwarf 27 Bälle, darunter drei Siebenmeter, Flensburg 23. Dass die Hamburger dem deutschen Vizemeister dennoch den ersten Punktverlust in dieser Saison in der heimischen Flens-Arena zufügten, spricht für die handballerischen Qualitäten der Mannschaft. "Und wir habe noch einige Luft nach oben", sagt Schwalb. Damit dürfte vor allem die Leistung von Spielmacher Michael Kraus gemeint sein, der sich zwar stets bemühte, aber alles außer dem Tor traf.

Die Pokalendrunde wird jetzt zum 20. Mal in Folge in Hamburg ausgetragen. Rund 1,3 Millionen Euro beträgt die Bruttoeinnahme der Handball-Bundesliga (HBL). Die vier Clubs erhalten diesmal - einmalig - aber nur 80.000 statt zuletzt 140.000 Euro, weil die HBL ein Teil des Geldes in die Verbesserung ihrer Strukturen investierte.