Vier Monate nach einer Knieoperation kann der 35-jährige HSV-Handballer am Mittwoch im Heimspiel gegen Melsungen wieder spielen.

Hamburg. Um die Befindlichkeit seiner Handballmannschaft zu beschreiben, ging Martin Schwalb am Montag bei einer anderen Sportart fremd. Die bisherige Saison, so führte der Trainer aus, sei wie ein Marathonlauf gewesen. Jetzt aber komme allmählich die Zeit, da seine Profis endlich ihre Sprintqualitäten ausspielen könnten.

Man möge das bitte nicht wörtlich verstehen, sagte Schwalb: Es sei nicht so, dass seine Spieler nicht gerannt seien. Nur hätten sie aufgrund der vielen Verletzten mit ihren Kräften ganz anders haushalten müssen als mit der Gewissheit, dass sie im Erschöpfungsfall einfach durch einen frischen Kollegen ersetzt werden können. Diese Gewissheit hat sich zwar noch nicht wieder eingestellt; auch beim 35:29-Sieg am Sonntag beim TBV Lemgo hat Schwalb seine Rückraumspieler wieder ein bisschen quälen müssen. Aber es gibt zumindest Aussicht auf Besserung.

Am Sonntag war es Torwart Johannes Bitter, dem nach seinem Kreuzbandriss ein glänzendes Bundesliga-Comeback gelang. "Hätte Jogi nicht gegen Ende die drei freien Würfe weggenommen, wäre es noch einmal eng geworden", räumte Schwalb ein. Am Mittwoch nun soll auch Torsten Jansen zum Abschluss der Hinrunde gegen die MT Melsungen seinen Saisoneinstand geben (20.15 Uhr, O2 World). Der Linksaußen war vor fast vier Monaten an der Patellasehne des linken Knies operiert worden. Bei dem Eingriff war die Kniescheibenspitze entfernt worden. Inzwischen ist das Gelenk, das Jansen über Jahre Probleme bereitet hatte, komplett verheilt. Einem Einsatz des Weltmeisters von 2007, der am Sonntag 36 Jahre alt wird, steht laut Schwalb prinzipiell nichts im Weg: "Toto kann spielen." Allerdings müsse sich der Körper erst wieder an die Beanspruchung gewöhnen.

Einige hatten den Glauben an Jansens Comeback bereits aufgegeben. Schwalb nicht: "Mir war immer klar, dass seine große Karriere nicht durch eine so blöde Verletzung beendet wird. Dafür ist er ein viel zu ehrgeiziger Mensch." Fredrik Petersen, den der HSV vor Saisonbeginn kurzfristig als Ersatzmann verpflichtet hatte, konnte sich zwar immer besser einbringen. Aber allein von Jansens Präsenz erhofft sich Schwalb einen Impuls für seine zuletzt wankelmütige Mannschaft: "Ich weiß ja, wie sie funktioniert: Wenn die Mitspieler zurückkehren, kommt auch das positive Denken."

Das tut gut angesichts von drei "Horroraufgaben", als die der Trainer die drei verbleibenden Spiele vor der WM-Pause bezeichnet. Beide hessischen Heimspielgegner Melsungen und am Sonnabend Wetzlar sind in der Tabelle vor dem HSV platziert. Melsungen konnte dem THW Kiel zuletzt auswärts die erste Bundesliga-Niederlage seit eineinhalb Jahren zufügen, Wetzlar vermasselte dem HSV den Saisonauftakt. Und am zweiten Weihnachtstag müssen die Hamburger noch beim Traditionsverein TV Großwallstadt antreten, der sich gegen den ersten Bundesliga-Abstieg stemmt. "Wir müssen da durch", sagt Schwalb.

Dass im neuen Jahr alles besser wird, ist längst mehr als ein Vorsatz. Dann sollen auch Blazenko Lackovic (Fingerbruch) und Oscar Carlén (Kreuzbandriss) wieder spielen können. Das könnte noch einen furiosen Saisonendspurt geben.

Vor dem Bundesligaspiel Lübbecke - Flensburg-Handewitt wird am Dienstag um 19.50 Uhr das Pokal-Viertelfinale ausgelost. Sport1 überträgt live.