261 Tage nach seinem Kreuzbandriss ist der frühere Nationaltorwart am Dienstag ins Teamtraining des Bundesligisten zurückgekehrt.

Hamburg. Der erste Weg führte Johannes Bitter am Dienstagvormittag wie immer zum Rehabilitationstraining. Wenn er warm und ausgeruht sei, dann fühle es sich zwar schon so an, als sei nie etwas passiert mit seinem rechten Knie. Aber bis sein Vertrauen in das Gelenk wieder voll hergestellt ist, wird es wohl noch ein bisschen Zeit brauchen. Und Spielpraxis, sie vor allem.

Bitter, 30, könnte schon an diesem Mittwoch die erste Ration bekommen. Sollten die HSV-Handballer im Pokalspiel beim Zweitligisten TV Emsdetten (19.30 Uhr) eine klare Führung herauswerfen, dann darf der Torhüter sein Comeback geben, 262 Tage nachdem er sich im Champions-League-Spiel gegen die Füchse Berlin das Kreuzband gerissen hat.

Am Dienstagnachmittag konnte Bitter bereits erstmals eine komplette Trainingseinheit mit dem HSV bestreiten, was "ein ganz großartiges Gefühl" sei. Es hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angekündigt, als die Beschwerden immer weniger wurden und die Übungen, die er versuchsweise mitmachen konnte, immer mehr. Am Dienstag dann kam die offizielle Gesundschreibung: Das Knie ist alltags- und auch sporttauglich. Bitter sagt: "Dass ich solche Fortschritte gemacht habe, hat mich zusätzlich motiviert."

Mit ihm kehrt auch die Hoffnung auf Besserung beim schwächelnden Meister von 2011 zurück. Trainer Martin Schwalb wurde in den vergangenen Monaten nicht müde, die vielen langfristig Verletzten zu beklagen, an denen das Spiel seiner Mannschaft kranke: Oscar Carlén, Torsten Jansen, Blazenko Lackovic und eben Bitter. Der Ausfall des Torwarts wog vielleicht am schwersten. Enid Tahirovic, den die Hamburger als Ersatz reaktiviert hatten, enttäuschte zwar keineswegs, im Gegenteil, der Bosnier legte eine für seine 40 Jahre erstaunliche Geschmeidigkeit an den Tag. Aber er konnte als Neuling unmöglich auch die Führungsrolle übernehmen, die sich Bitter in fünf Jahren Hamburg erspielt hatte.

Diese vakante Stelle im Mannschaftsgefüge zumindest ist nun wieder besetzt. Bis der wohl beste deutsche Torhüter auch seine Reaktionsschnelligkeit und seine Intuition wiedergefunden hat, könnte es allerdings noch etwas dauern. "Jogi bekommt natürlich die nötige Zeit, um wieder zu seiner vollen Leistungsfähigkeit zu finden, und dafür braucht er auch Spielpraxis", sagt Schwalb und dämpft allzu große Erwartungen: "Wann es für ihn wieder für einen Einsatz reicht, werden wir sehen und nichts überstürzen."

Dem Trainer stehen für die Torwartposition nun vier Spieler zur Verfügung, so viele wie in einigen Phasen der Saison für den gesamten Rückraum. Im neuen Handballjahr - es beginnt für den HSV nach der WM am 7. Februar mit dem Spiel in Tschechow oder, im Fall eines Sieges in Emsdetten, schon am 5. mit einem Pokalspiel - wird sich Tahirovic endgültig in den Ruhestand verabschieden. Bitter und Dan Beutler, 35, dürften die Spielanteile dann weitgehend unter sich ausmachen.

Max-Henri Herrmann, 18, könnte in der nächsten, spätestens übernächsten Saison aufrücken und Beutler ersetzen. Der Nachwuchsmann hat sein Talent in den vergangenen Wochen bereits bei drei Gelegenheiten unter Beweis stellen dürfen. Bitter hat sich Herrmanns persönlich angenommen: "Er lernt sehr viel und hat eine große Zukunft vor sich."

Für das Länderspiel der deutschen Männer gegen den Olympiazweiten Schweden am 5. Januar um 15.30 Uhr in der O2 World sind bereits 6500 Karten verkauft worden. Es ist der vorletzte Test vor der Weltmeisterschaft in Spanien (11. bis 27. Januar).