Bisher hat der HSV Hamburg nur 301 Mitglieder. Nun will der Klub seine Fans in den Verein integrieren. Heute Bundesligaspiel in Göppingen.

Hamburg. Auf die Unterstützung ihrer Fans können die HSV-Handballer in jeder Lage zählen. Am Sonntag im Champions-League-Spiel gegen Flensburg war sie einmal mehr in dieser Saison bitter nötig. 3:10 lagen die Hamburger zurück, doch ihre Anhänger wurden nicht müde, weitere Weckrufe zu starten. Die wurden schließlich erhört. Der HSV siegte noch 31:28, und Marcin Lijewski bedankte sich: "Unsere Zuschauer sind phänomenal. Sie wissen genau, wann wir ihre Hilfe brauchen."

Kein Wunder also, dass der Handball-Sport-Verein Hamburg jetzt seine Fans stärker an den Klub binden will. "Im Schnitt besuchen 10.000 Zuschauer unsere Bundesligaspiele, der Verein hat jedoch nur 301 Mitglieder. Das müssen wir ändern", sagt HSV-Ehrenrat Claus Runge. Eine Satzungsänderung, die vergangene Woche beschlossen wurde, soll den Fans nun die Türen in den Klub öffnen. Die neue Bestimmung erlaubt dem HSV Hamburg e. V., seinen fördernden Mitgliedern, bisher sind das 59, künftig "besondere Angebote" zu machen. Das könnten ein privilegierter Zugriff auf Dauerkarten sein, bestimmte Sitzplätze in der O2 World, die Organisation von Auswärtsfahrten oder Preisnachlässe bei Merchandising-Produkten. Mit ähnlichen Offerten locken Fußball-Bundesligaklubs ihre Supporters. Der HSV wäre neben den Füchsen Berlin der erste Handballklub, der systematisch seine Fans in den Verein holt.

Christoph Wendt, Geschäftsführer der HSV-Handball-Spielbetriebsgesellschaft, unterstützt diese Überlegungen, mahnt aber, "dass noch viel Vorarbeit zu leisten ist". Für Mitte Januar ist eine interne Kommission einberufen, die ein Konzept für die Mitglieder-Akquise entwickeln soll. Rechtsanwalt Runge schlägt vor, den Beitrag für die auf Versammlungen nicht stimmberechtigten fördernden Mitglieder von jetzt 60 auf 30 Euro im Jahr zu senken. Der normale Beitragssatz beträgt 120 Euro.

"Unser mittelfristiges Ziel muss es sein, mehr Einnahmen für den Verein zu generieren, um die Betriebsgesellschaft und deren Hauptgesellschafter Andreas Rudolph zu entlasten", sagt Runge. Während sich die GmbH um das Bundesligateam kümmert, ist der Verein für die komplette Nachwuchsarbeit zuständig. Die kostet derzeit mehr als 400.000 Euro im Jahr. Runge: "Es wäre schön, wenn der Verein diesen Betrag irgendwann annähernd aus Mitgliedbeiträgen aufbringen könnte."

André van de Velde, neu gewählter Ehrenrat des HSV und Mitglied des größten Fanklubs Störtebeker (400 Mitglieder), begrüßt ebenfalls die auch identitätsstiftende Initiative. Er sieht kein Gegeneinander, vielmehr ein Miteinander von Fanklubs und Verein. "Auch beim Fußball sind viele Anhänger in einem Fanklub und im Verein organisiert", sagt der Rechtsanwalt.

Heute Abend (19.30 Uhr, Sport1 und im Liveticker auf abendblatt.de) sind die HSV-Handballer auf sich allein gestellt. Bei Frisch Auf Göppingen erwartet Trainer Martin Schwalb den nächsten Sieg, "auch wenn der Gegner in die unangenehme Kategorie jener Mannschaften gehört, bei denen wir auswärts immer unsere Schwierigkeiten hatten". Um das zu ändern, stellt Schwalb den ehemaligen Göppinger Enid Tahirovic von Beginn an ins Tor - trotz Beutlers Topleistung gegen Flensburg. Erfreulich: Rechtsaußen Hans Lindberg (Schulter) ist wieder fit.

Flensburgs Rückraumschütze Arnor Atlason, 29, hat sich im Champions-League-Spiel beim HSV einen Achillessehnenriss im linken Fuß zugezogen. Das ergab die Untersuchung gestern. Der Isländer fällt für den Rest der Saison aus.