Nach der Pleite gegen Rhein-Neckar beklagen die Handballer erneut ihre Verletztenmisere

Hamburg. "Ich weiß wirklich nicht, womit wir das verdient haben." Matthias Rudolph, Präsident der HSV-Handballer, wirkte auch am Morgen nach dem verlorenen Bundesliga-Spitzenspiel der HSV-Handballer gegen die Rhein-Neckar Löwen noch immer konsterniert. 23:30 (10:14) lautete das für die Hamburger bittere Ergebnis, das die HSV-Anhänger unter den 9075 Zuschauern in der O2 World am Dienstagabend mit enttäuschten Gesichtern und lautstarken Pfiffen quittierten.

Die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb konnte dem punktverlustfreien Tabellenführer aus Mannheim über 60 Minuten nichts entgegensetzen, wirkte müde, kraftlos und uninspiriert. "Es war eine der schlechtesten Leistungen der letzten fünf Jahre", gestand Rudolph, "wenn es so weitergeht, wird es ganz, ganz schwer mit der Qualifikation für die Champions League."

12:8 Punkte bedeuten derzeit Rang sieben für die Hamburger, die innerhalb von zehn Spieltagen drei Niederlagen (gegen Wetzlar, Kiel und die Rhein-Neckar Löwen) und zwei Unentschieden (gegen Flensburg und Neuhausen) hinnehmen mussten. Die Ursache für die HSV-Misere sieht Rudolph vor allem in der Verletztensituation begründet: Neben den dauerhaft fehlenden Oscar Carlén, Johannes Bitter (beide Kreuzbandriss) und Torsten Jansen (Knie) konnten entgegen der ursprünglichen Planung auch Blazenko Lackovic (Fingerbruch) und Spielmacher Michael Kraus (leichter Muskelfaserriss in der Wade) am Dienstagabend nicht auflaufen. Lackovic sollte eigentlich in der Abwehr für Stabilität sorgen und seine Kollegen entlasten - doch im Training bekam der kroatische Nationalspieler einen Ball auf den gebrochenen Zeigefinger. Die daraus resultierenden Schmerzen machten seinen Einsatz unmöglich.

"Wenn du keine Tiere hast, kannst du keinen Zoo aufmachen", kommentierte Rudolph die Kadersituation, betonte aber auch, dass einige HSV-Spieler im Duell gegen die Badener nicht gerade ihren besten Tag gehabt hätten. "Eigentlich muss da mehr Leistung kommen", sagte Rudolph, "die Löwen sahen kräftiger, schneller, spritziger aus." Das Leistungspotenzial, das in der Hamburger Mannschaft stecke, habe man vor rund zwei Wochen in den überragenden 50 Minuten des HSV gegen die letztlich doch überlegenen Kieler gesehen. "Die Spieler brauchen mehr Training", betonte Rudolph, "aber wie soll das funktionieren angesichts der Verletztensituation und der zusätzlichen Belastungen durch Champions League, Pokal- und Nationalmannschaftseinsätze?"

"Ein Domagoj Duvnjak hat momentan nicht den Schritt drauf, den er normalerweise hat", weiß auch Trainer Martin Schwalb. Ihm sei eigentlich klar gewesen, dass die beiden Duelle gegen den THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen verloren gehen würden, erklärte der 49-Jährige - gegen die Löwen sei seine Mannschaft lediglich etwas schlechter und gegen den THW etwas besser als erwartet aufgetreten. Nach einem festen Glauben an den Erfolg klingt das zwar nicht, "aber ich bin keiner, der aufgibt", wurde Schwalb nicht müde zu betonen. Wichtig sei es jetzt, dass der HSV seinen Weg weitergehe: "Die Situation wirft uns nicht um, sie schweißt uns zusammen."

Die Spieler klangen weniger zuversichtlich: "Bei uns hat man den Eindruck, als wüsste der eine nicht, was der andere macht", befand Kapitän Pascal Hens, und Kreisläufer Igor Vori mahnte: "Es muss sich auch jeder selbst hinterfragen." Einig waren sich die Protagonisten in der Tatsache, dass die Rhein-Neckar Löwen mehr als verdient gewonnen haben. "Wir hätten noch 20 Stunden so spielen können - am Verlauf hätte sich nichts geändert", so Hens. Der ehemalige Nationalspieler bemühte sich nach der Partie verzweifelt, den Blick auf die Zukunft zu lenken. "Für uns geht es jetzt darum, gegen diese Negativserie anzugehen und uns aufs nächste Spiel zu konzentrieren", so der 32-Jährige, der mit seinen Teamkollegen am Sonntag (17.30 Uhr) beim Tabellenletzten TUSEM Essen antreten muss. Mehr Spieler als zuletzt dürften Martin Schwalb allerdings auch dort nicht zur Verfügung stehen.