HSV-Handballer empfangen heute Tabellenführer Rhein-Neckar

Hamburg. Starkzureden brauchen sich die HSV-Handballer in diesen Tagen eigentlich nicht. Die Rhein-Neckar Löwen erledigen das schon für sie. "Eine Spitzenmannschaft" hätten die Hamburger da beisammen, bescheinigt Trainer Guðmundur Guðmundsson: "Sie haben zuletzt stark gespielt und sind in der Lage, jede Mannschaft der Bundesliga zu schlagen." Seine eigene natürlich auch, da dürfe man sich von der Tabelle, die die Mannheimer mit 18:0 Punkten auf Platz eins und den HSV mit 12:6 Punkten auf Platz sechs führt, nicht täuschen lassen. Bei der 30:33-Niederlage gegen Kiel habe der HSV sogar "überragend" gespielt.

Ein bisschen Zuspruch kann nicht schaden angesichts der Tabellensituation und der noch frischen Erinnerung daran, wie der Sieg gegen Kiel nach einer 28:23-Führung in den letzten Minuten noch weggeworfen wurde. Noch heilsamer wäre ein Erfolg heute Abend gegen die Löwen (20.15 Uhr, O2 World). Die Voraussetzungen für ein Spitzenspiel könnten allerdings besser sein.

Da ist zum einen der Termin: Die Nationalspieler des HSV konnten nach ihren Länderspielreisen erst am Montag ins (Regenerations-)Training einsteigen. Für eine angemessene Vorbereitung blieb Trainer Martin Schwalb somit gar nicht die Zeit.

Auch eine bessere Kulisse hätte das Spiel durchaus verdient. Die Vorverkaufszahlen lassen nicht hoffen, dass die 10 000-Zuschauer-Marke erreicht wird. Damit droht der HSV nach der Meisterschaft auch seinen Titel als Publikumsliebling Nummer eins an Kiel zu verlieren. Nach den bisherigen drei Heimspielen liegt man mit durchschnittlich 10 104 hinter dem THW, der immer mit seinen 10 285 Stammzuschauern kalkulieren kann. Und viel attraktivere Gegner als Flensburg, Kiel und eben die Löwen werden in dieser Saison nicht mehr erwartet.

An der Liveübertragung des Spiels kann die schwache Nachfrage nicht liegen. Sie ist nur zahlenden Kunden des Internetportals Sport1.de zugänglich. Im frei empfangbaren Fernsehkanal läuft stattdessen das parallel stattfindende Nordderby zwischen Kiel und Flensburg. Allerdings kostet ein Termin unter der Woche den HSV erfahrungsgemäß Zuschauer, vornehmlich die jüngeren (s. Artikel oben).

Zwei Titelkandidaten gibt es heute in jedem Fall zu sehen: HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg und Löwen-Linsaußen Uwe Gensheimer begegnen einander im direkten Duell auf dem Flügel. Mit 72 und 66 Saisontoren schicken sich beide an, zum jeweils zweiten Mal Torschützenkönig zu werden.