Das 18-jährige HSV-Handballtalent erhält beim 30:24-Sieg gegen Partizan Belgrad die ersehnte Bewährungschance

Hamburg. Seine Aufregung ließ er sich nicht anmerken. Mit ernster, konzentrierter Miene betrat Stefan Terzic die Sporthalle Hamburg. Akribisch bereitete er sich auf das Champions-League-Duell gegen den serbischen Meister Partizan Belgrad vor - wohl wissend, dass später die Augen der 2400 Zuschauer wahrscheinlich stärker denn je auf ihn gerichtet sein würden.

Martin Schwalb, 49, hatte vor der Partie angekündigt, Terzic erstmals mehr Spielzeit einräumen zu wollen. Eine Entscheidung, die vor allem der Verletztensituation im Hamburger Rückraum geschuldet war. "Eigentlich soll Stefan langsam aufgebaut werden, ich will den Jungen nicht überfordern", wird der HSV-Trainer derzeit nicht müde zu betonen, wenn der Ruf nach einer Einwechslung des 18-Jährigen wieder mal sehr laut wird. Doch diesmal hatte er keine Wahl. Neben dem langzeitverletzten Oscar Carlén (Kreuzbandriss), Marcin Lijewski (Sprunggelenk) und Blazenko Lackovic (gebrochener Zeigefinger) fiel abermals auch Kapitän Pascal Hens (Muskelfaserriss in der Fußsohle) aus. Lediglich drei von sieben Akteuren im HSV-Rückraum waren noch einsatzfähig - Terzic inklusive.

So war es diesmal an dem serbischen Handballjuwel, das Spiel gegen seine Landsleute mitzugestalten und für Impulse im Hamburger Spiel zu sorgen. Terzic agierte zunächst ausschließlich im Angriff und machte in der Abwehr für Kreisläufer Igor Vori Platz, dessen Erfahrung in der kompakten 6:0-Deckung des HSV unabdingbar war. "Ich war schon etwas nervös, als das Spiel losging", gestand Terzic später. Doch am Ende hatte er Schwalb überzeugt, weil er in manchen Szenen erahnen ließ, welches Potenzial in ihm steckt. Drei Treffer bei sechs Versuchen konnte Terzic zum 30:24-(17:13)-Erfolg des HSV beisteuern. "Alles in allem hat er seine Sache ordentlich gemacht", lobte Schwalb den zweimaligen serbischen Nationalspieler (sechs Tore gegen Deutschland), den er zu Beginn der Saison aus Bosnien geholt hatte.

Euphorie wollte der Trainer allerdings nicht aufkommen lassen. Das ist seine Sache nicht. "Man hat schon gesehen, dass er in seiner Entwicklung noch Zeit braucht und vor allem bei der Bewegung ohne Ball Defizite hat. Es steht noch viel Arbeit bevor."

Terzic darf dennoch darauf hoffen, in Zukunft größere Spielanteile beim HSV zu erhalten. "Alle denken, ich sei noch nicht reif. Aber ich weiß sehr wohl, dass ich bereit bin. Ich will spielen", betont der 1,95 Meter große Linkshänder, den sie in der serbischen Nationalmannschaft nur Balotelli rufen, weil er angeblich genauso hyperaktiv und ungeduldig sei wie der italienische Fußballstar. Doch auch Terzics Mentor, HSV-Keeper Enid Tahirovic, 40, drängt darauf, Serbiens vielleicht größtes Handballtalent behutsam aufzubauen.

"Der Junge ist 18 Jahre alt, er sieht jeden Tag sein Gesicht in der Zeitung und fragt: 'Warum spiele ich nicht?' Die Diskussion um seine Einsatzzeiten beim HSV tut ihm nicht gut. Ihn Spiele entscheiden lassen zu wollen - das wäre zu diesem frühen Zeitpunkt falsch."

Die Champions-League-Partie gegen Partizan Belgrad haben dann auch andere im HSV-Dress entschieden. Allen voran Spielmacher Michael Kraus, 29, demonstrierte seinen Willen zum Erfolg und war am Ende mit acht Treffern bester Torschütze in den Reihen der Hamburger. Den Grundstein für den Erfolg, sagte Schwalb, habe die Mannschaft allerdings in der starken 6:0-Abwehr gelegt: "Damit war ich diesmal besonders zufrieden."

Doch die Sorgen um die Verletztensituation bleiben. Schon morgen (19.30 Uhr) muss Schwalbs Truppe beim Wuppertaler Zweitliga-Tabellenführer Bergischer HC in der dritten Runde des DHB-Pokals antreten. "Das wird eine ganz schwierige Aufgabe", sagt Schwalb, "und an das Bundesligaduell am Sonnabend gegen den THW Kiel möchte ich noch gar nicht denken." Zumindest Stefan Terzic fiebert beiden Begegnungen entgegen. Auch wenn er noch nicht dazu da ist, um Spiele zu entscheiden, will er zumindest viel aus ihnen lernen.

Tore, HSV Hamburg: Kraus 8, Lindberg 7 (6 Siebenmeter), Duvnjak 5, Vori 4, Terzic 3, Schröder 2, Nilsson 1; Partizan Belgrad: Maksic 5, Ivosevic 5, Radivojevic 4, Zujovic 3, Mitrovic 3, Marsenic 2, Mester 1, Ilic 1, Radanovic. Schiedsrichter: Eliasson/Gudjonsson (Island). Zuschauer (Sporthalle Hamburg): 2400. Zeitstrafen: 3; 3.