In seinem zehnten HSV-Handball-Jahr spielt der Kapitän groß auf. Heute könnte Pascal Hens seinen 1000. Bundesligatreffer erzielen.

Hamburg. Für Martin Schwalb ist Pascal Hens neuerdings zu einer Maßeinheit geworden. Zwei bis drei Pascal Hensens bräuchte es, um eine Spitzenmannschaft im internationalen Handball zu sein, so hat es sein Freund und Trainer Schwalb errechnet. Aber eigentlich könne er schon froh sein, wenigstens einen Hens für den HSV einsetzen zu können, so wie der Kapitän derzeit in Form ist: "Pommes bringt über 60 Minuten konsequent Leistung, das würde ich mir von allen wünschen."

An diesem Sonnabend kann Hens bei der TSV Hannover-Burgdorf, im ersten einer Serie von vier Auswärtsspielen, sein 1000. Bundesliga-Tor für die Hamburger werfen (20.15 Uhr/Sport1). Sollte er seine Quote halten, wird er die fehlenden vier erzielen. 17-mal hat Hens in den bisherigen vier Spielen getroffen. Einen Durchschnittswert von mehr als vier Toren pro Partie hatte er zuletzt in der Saison 2008/09 erreicht.

In seiner zehnten Spielzeit beim HSV ist Hens, 32, auch sportlich endlich wieder eine Führungsfigur geworden. Dem Verein hat der 2,03-Meter-Mann in all den Jahren stets ein bekanntes Gesicht gegeben, intern behielt sein Wort Gewicht. Auf der sogenannten Königsposition im linken Rückraum allerdings hatte ihm zuletzt Blazenko Lackovic den Rang als Nummer eins doch ein wenig abgelaufen.

Der Vergleich ist seit dieser Saison schwieriger geworden, weil Lackovic nach dem Weggang der Gille-Brüder auch zentrale Abwehraufgaben übernehmen muss. Für Hens hat sich zunächst einmal nur geändert, dass er sich das Kapitänsamt nicht mehr mit Guillaume Gille teilt. "Natürlich versuche ich mich jetzt ein bisschen mehr einzubringen", sagt Hens. Aber prinzipiell hätten fast alle in der Mannschaft genug Erfahrung, um sich als Führungsspieler zu begreifen.

Tore erhöhen naturgemäß die Glaubwürdigkeit. Anlauf, Absprung, Abschluss - Hens' Spiel, von dem manche schon geglaubt hatten, dass es sich überlebt habe, wirkt plötzlich wieder hochmodern. Es würde sicherlich auch der Nationalmannschaft guttun bei der WM im Januar in Spanien, aber diesen Lebensabschnitt hat der Weltmeister von 2007 Anfang des Jahres nach dem frühen Ausscheiden bei der EM und der verpassten Olympia-Qualifikation für sich beendet. Wehmut habe er deshalb nie verspürt: "Ich habe lange genug meine Knochen hingehalten." Ein 200. Länderspiel in Hamburg hätte sich der einstige Kapitän zum Abschied zwar schon noch gewünscht. "Aber ich brauche das, glaube ich, gar nicht."

Seinem Spiel dürfte der Abschied von der Nationalmannschaft sogar gutgetan haben. Anders als die sechs Olympiateilnehmer beim HSV konnte Hens sich gezielt auf die Saison vorbereiten. "Man merkt das deutlich an seiner Dynamik und seiner Beweglichkeit", sagt Schwalb. Hens merkt derzeit vor allem, dass ihn die linke Schulter immer noch schmerzt, wenn auch nicht mehr so stark, dass sie einen Einsatz gefährden könnte: "Zum Spielen geht es schon." Abgesehen davon fühle er sich körperlich gut. Ob es daran lag, dass er sich im Sommer einen ausgedehnten Urlaub gegönnt habe? Hens vermag diese seine Frage auch nicht zu beantworten. "Momentan läuft es eben."

Wobei es ihm im Grunde egal sei, wer die Tore werfe: "Wichtiger ist, dass wir als Team gut funktionieren und zwei Punkte holen." Hens' 1000. Tor wird dann wie von selbst fallen.