Hamburger Handballer kommen gegen den Vizemeister nicht über ein 25:25-Unentschieden hinaus. Siegtreffer wegen Stürmerfouls aberkannt.

Hamburg. Die Zusammenfassung des Spiels überbrachte Martin Schwalb noch auf dem Weg in die Kabine: "Scheiße." Sein Assistent Jens Häusler drückte sich mit einigem Abstand differenzierter aus: "Im Grunde haben wir gut gespielt", sagte der Co-Trainer der HSV-Handballer über das 25:25-(14:13-)Unentschieden gegen die SG Flensburg-Handewitt, "aber wir sind nicht belohnt worden, weil ein paar Kleinigkeiten nicht gestimmt haben." Der Aufwärtstrend von zuletzt vier Siegen der Hamburger ist vorerst gestoppt.

Das erste Opfer der Partie war das Trikot von Igor Vori. Nach nur zehn Minuten war es nur noch ein traurig anzusehender Fetzen, das dem Hamburger Kreisläufer von den Schultern hing. Könnten Trikots sprechen, dann hätte es erzählen können, wie die Flensburger Abwehrspezialisten Tobias Karlsson und Jacob Heinl unablässig an ihm gezerrt und gezogen hatten.

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Kampf um jeden Zentimeter Raum hatte man erwarten dürfen von diesem Nordderby der Bundesliga. Flensburgs Steffen Weinhold brauchte nur 141 Sekunden, um sich eine Zweiminutenstrafe einzuhandeln. Aber das Spiel bot den 8947 Zuschauern in der O2 World längst nicht nur die brachiale Seite dieses Sports. Es wurde auch moderner, temporeicher Handball gespielt, und auch wenn das bisweilen an besagter Gegenwehr scheiterte, so war doch für beste Unterhaltung gesorgt.

Natürlich hatte Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes seine Mannschaft sorgfältig auf die Spielweise des HSV eingestellt. Er hatte ja auch eine ganze Woche Zeit dafür, während die Hamburger am Wochenende in einer überhitzten südfranzösischen Halle zwei schwere Qualifikationsspiele um die Champions League einschließlich einer Verlängerung zu bestehen hatten.

Die Strapazen aber wirkten sich keineswegs leistungsmindernd aus, im Gegenteil: So viele gelungene Angriffs- und Abwehraktionen hatte man vom HSV auch in den vier hintereinander gewonnenen Pflichtspielen zuvor nicht gesehen. Domagoj Duvnjak und Pascal Hens gelang in der ersten Halbzeit fast jede Angriffsaktion, obschon dem einen, Spielmacher Duvnjak, erneut kaum eine Pause vergönnt war und den anderen, Hens, die linke Schulter immer noch sichtlich schmerzte.

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Duvnjak war es, der nach 17 Minuten eine der wenigen Tempogegenstoßchancen in Überzahl zum 10:7 nutzte, dem dritten HSV-Tor in Folge. Weiter absetzen allerdings konnte sich seine Mannschaft zunächst nicht. Dabei wollte Lars Kaufmann und Holger Glandorf, den wurfgewaltigen Nationalspielern im Flensburger Rückraum, an diesem Abend kaum etwas gelingen. Aber da spielte ja auch noch Mattias Andersson im Tor mit, der seine Fangquote konstant bei 40 Prozent hielt.

Sein schwedischer Landsmann Dan Beutler im HSV-Tor, der gegen seinen früheren Verein erstmals seit dem Saisonauftakt wieder beginnen durfte, stand Andersson freilich nur wenig nach. Doch als er nach 47 Minuten einen Wurf von Thomas Mogensen zum 19:21 passieren lassen musste, drohte die zweite Saisonniederlage. In Zweimann-Überzahl gelang Hans Lindberg und Duvnjak der Ausgleich, dem spät eingewechselten Michael Kraus sogar die 23:22-Führung (53.).

Kurz darauf kam Enid Tahirovic für Beutler. Die Begründung folgte drei Minuten später: Beim Stand von 23:23 wehrte Tahirovic Anders Eggerts Siebenmeter ab. Der Geräuschpegel war nun gewaltig und wurde noch übertroffen, als Duvnjak 83 Sekunden vor dem Ende trotz eines Gesichtstreffers mit einem Gewaltwurf die Führung erzielte. Doch Mogensen konnte in Unterzahl ausgleichen. Beinahe hätte Blazenko Lackovic im dritten Spiel hintereinander in letzter Minute das Siegtor für den HSV geworfen. Doch es wurde wegen Stürmerfouls aberkannt.

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Tore, HSV: Lindberg 7 (4 Siebenmeter), Hens 6, Duvnjak 5, Lackovic 3, Vori 2, Lijewski 1, Kraus 1; Flensburg-Handewitt: Svan Hansen 7 (1), Mogensen 6, Weinhold 4, Eggert 4 (1), Atlason 2, Kaufmann 2. Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen). Zuschauer: 8947. Zeitstrafen: 1; 6.