Die HSV-Handballer fallen in dieser Saison nach gutem Beginn stets in ein Leistungsloch

Hamburg. Wer Igor Vori, 32, in diesen Tagen fragt, wie er sich nach den Strapazen der vergangenen Wochen fühle, dem antwortet der kroatische Kreisläufer der HSV-Handballer mit einem Geräusch: "Pfffffft!" Was wohl so viel bedeuten soll, dass nach den letzten Anstrengungen alle Kräfte aus seinem Körper gewichen sind. "Wir müssen jetzt für die nächsten beiden Bundesligaspiele, morgen Abend gegen Flensburg und am Sonnabend in Hannover-Burgdorf, noch einmal alle Reserven mobilisieren", fordert Vori, "dann haben wir zwei Wochen Pause. Die werden wir zur Regeneration nutzen." Wozu die Mannschaft aber trotz des Verschleißes noch fähig ist, das habe sie ja gerade beim Champions-League-Qualifikationsturnier in Saint-Raphaël (Frankreich) bewiesen, als man im Finale den Gastgebern eine 26:22-Führung sechs Minuten vor Schluss abnahm, in der Verlängerung mit 32:31 siegte und seit 2007 zum sechsten Mal in Folge die Liga der Champions erreichte.

Die vier (siegreichen) Spiele in den vergangenen neun Tagen haben vor allem bei den sechs Olympiateilnehmern der Hamburger Spuren hinterlassen. Den Olympiazweiten Fredrik Petersen und Andreas Nilsson aus Schweden, den Olympiadritten Vori, Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic aus Kroatien sowie Europameister Hans Lindberg aus Dänemark fehlt derzeit die nötige Frische, um körperlich und geistig immer auf Ballhöhe zu sein. HSV-Trainer Martin Schwalb wechselte deshalb in den beiden Spielen in Saint-Raphaël bis auf Nachwuchsmann Stefan Terzic, 18, alle anderen 13 Mann seines Kaders ein. Was wiederum neue Probleme hervorrief. Es mangelte an der Feinabstimmung, das führte zu Missverständnissen und Ballverlusten, und hinter der nicht immer geordneten Deckung hatten die Torhüter Dan Beutler und Enid Tahirovic Schwerstarbeit zu verrichten. "Es wird wahrscheinlich eine Weile dauern, bis alle Automatismen greifen und wir Torhüter genau wissen, welche Wurfkorridore unsere Vorderleute zumachen", ahnt Beutler.

Ein anderes Phänomen kommt hinzu. Bei allen bisherigen fünf Pflichtspielen in dieser Saison fiel die Leistungskurve der Hamburger nach stets gutem Beginn von der 20. bis 25. Minute rapide ab. Alle fünf Gegner gingen in dieser Phase in Führung. Mit Erklärungen tun sich die Trainer schwer.

"Ähnliches passiert auch in unserer zweiten Mannschaft", sagt Schwalbs Assistent Jens Häusler, "vielleicht nehmen sich unsere Spieler unbewusst eine schöpferische Pause, weil sie mit ihren Kräften haushalten wollen." Das sei aber ein rein mentales und kein körperliches Problem, "denn die Mannschaft ist fit, sonst wäre sie nicht in der Lage, immer wieder diese Rückstände aufzuholen." Nur allzu oft, mahnt Häusler, "sollten wir uns das nicht leisten". Die starken Flensburger wüssten solche Nachlässigkeiten schon konsequenter zu bestrafen.

Für das Spitzenspiel gegen den deutschen Vizemeister am Mittwoch um 20.15 Uhr in der O2 World hat der HSV bisher 8600 Eintrittskarten verkauft. Sport1 überträgt die Begegnung im Internet.