Der frühere Torhüter kommt als Gegner der HSV-Handballer - und als Nummer eins

Hamburg. Natürlich werde es ein spezielles Gefühl sein, wenn er um kurz nach 20 Uhr das Spielfeld der O2 World betritt, sagt Per Sandström. Letztmals ist er am 1. Juni da gewesen. Zusammen mit den anderen Spielern des HSV Hamburg durfte er damals die Trophäe für die deutsche Handballmeisterschaft entgegennehmen und sich von den Fans feiern lassen, er mehr als jeder andere. "Das war unbeschreiblich."

Ein halbes Jahr später also ist Sandström anlässlich des Punktspiels an diesem Sonnabend zurück an der Stätte seines größten Triumphs (20.15 Uhr/live im Internet bei Sport1.de). Seit Saisonbeginn hütet er das Tor der MT Melsungen, und auch wenn sein Wechsel im Sommer nicht nur aus freien Stücken erfolgt ist, so hat sich der Schwede doch inzwischen eingerichtet im Nordhessischen. Die Mannschaft sei gut, die Gegend schön, wenngleich ihm und seiner Hamburger Freundin Nadine das Großstadtflair ein wenig fehle. Dafür hat Sandström, 30, endlich den Status, den er in seinen fünf Jahren in Hamburg nur bei den Fans hatte: Er ist die Nummer eins. "Beim HSV bin ich meist von der Bank gekommen", erzählt Sandström, "hier darf ich darf fast jedes Spiel anfangen." Das sei eigentlich die größte Umstellung für ihn gewesen.

"Ich hatte Bedenken, dass er damit nicht zurechtkommt", gibt Melsungens sportlicher Leiter Alexander Fölker zu, "aber wir sind sehr zufrieden mit ihm." Dass Sandström das Vertrauen von Trainer Michael Roth buchstäblich genießt, drückt sich in seinen Leistungen aus. Die Statistik der "Handballwoche" führt ihn mit einer Erfolgsquote von 34,1 Prozent gehaltenen Würfen, mehr als die HSV-Torhüter Johannes Bitter (33,0) und Dan Beutler (31,2), sein Landsmann und Nachfolger, von dem sie sich in Hamburg noch mehr Rückhalt versprochen hatten als von ihm. Erstmals wurde Sandström sogar für das All-Star-Spiel der Bundesliga am 4. Februar in Leipzig nominiert.

Einige Zeit schien es sogar, als hätte sich Sandström durch den Wechsel sportlich kaum verschlechtert. Melsungen startete mit 11:3 Punkten in die Saison. Alles sei "super gelaufen", wobei die Gegner nicht nur starke gewesen seien. Die letzten vier Spiele allerdings wurden nicht gewonnen, zwei Rückraumspieler fielen verletzt aus. Am Sonntag konnte Sandström gegen Wetzlar mit 14 Paraden dem Tabellenneunten noch einen Punkt retten.

Dass die Serie am Sonnabend endet, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der HSV hat seine letzten 18 Pflichtspiele gewonnen. Sandström hat es nur aus der Ferne beobachtet. Er habe bisher noch kein Spiel gesehen. Nur einmal ist er in der Zeit nach Hamburg gekommen, um Johannes Bitter einen Besuch abzustatten. An diesem Sonnabend sieht man sich als Kontrahenten wieder. Wie der Handball so spielt.