Fünf Monate nach seinem Wechsel von der SG Flensburg-Handewitt hat der neue Torhüter der HSV-Handballer zu alter Stärke zurückgefunden.

Hamburg. Gestern Morgen nach dem Aufstehen waren bei Dan Beutler die Schmerzen im Knie wieder da. Sie sind seit zwei Monaten ein treuer Begleiter. Auf dem Handballfeld, wenn die Muskulatur gespannt ist und das Adrenalin ins Blut schießt, kümmern sie ihn nicht weiter. Aber im Alltag kann Beutler sie oft spüren, und die Schwellung will auch nicht recht abklingen. "Ein kleines Ding", beschwichtigt der HSV-Torwart, "das kommt eben mit dem Alter." Gestern hat er sich die dritte von fünf Spritzen mit Hyaluronan setzen lassen. Die Säure, die aus Hahnenkamm gewonnen wird, soll das Gelenk schmieren und Stöße dämpfen.

34 Jahre alt ist Beutler im vergangenen Monat geworden. Für einen Handballtorhüter, einen schwedischen zumal, ist das kein Alter, wie man am Sonntag beim 34:25-Sieg gegen Plock sehen konnte. Behände wie eine Katze sprang Beutler in die gegnerischen Würfe, und am Ende hatte er fast jeden zweiten Ball am Weiterflug in sein Tor gehindert. Fünf Monate hat Beutler nach seinem Wechsel von der SG Flensburg-Handewitt, wo er acht Jahre lang spielte, gebraucht, um beim deutschen Meister auch mental anzukommen.

Aber eigentlich seien es nur die zwei Wochen um den Supercup Anfang des Monats gewesen: "Ich habe diese Wettkampfpause einfach benötigt, um wieder zu mir zu finden." Der Vereinswechsel, die Verletzung, die Geburt seines zweiten Kindes Ende September, das alles sei vielleicht doch ein bisschen zu viel des Neuen gewesen für ihn. Beutler hielt zu Saisonbeginn nicht annähernd, was sich Trainer Per Carlén von seinem Landsmann versprach.

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Jetzt hat er sich offenbar gefangen. Es habe ihm auch nicht mehr wehgetan, die Kollegen aus der schwedischen Nationalmannschaft beim Supercup aus der Ferne spielen zu sehen. Kürzlich hätten die Nationaltrainer noch einmal einen Versuch unternommen, ihn zum Comeback zu überreden. Beutler lehnte ab: "Ich habe das Feuer für die Nationalmannschaft verloren." Es sei schon vor der WM im Januar im eigenen Land erloschen, von der er vorzeitig abreiste, nachdem er in der Vorrunde nicht eingesetzt worden war. Nicht einmal die Aussicht auf die Teilnahme an den Sommerspielen in London 2012 vermag Beutler umzustimmen: "Olympia ist für mich nicht das Wichtigste."

Und so wird seine internationale Karriere auf 71 Länderspiele beschränkt bleiben, eine fast lächerliche Zahl für einen Mann seiner Klasse. Er sei wohl zum falschen Zeitpunkt in die Nationalmannschaft gekommen, sagt Beutler lächelnd. An den Alten, an Peter Gentzel und dem früheren HSV-Torwart Tomas Svensson, war über Jahre kein Vorbeikommen. "Jetzt sollen es ruhig die Jüngeren machen."

Beutler will seine Arbeitskraft nur noch in seinen neuen Verein investieren. Er hat, anders als in Flensburg, nicht mehr die Gewissheit zu spielen, dafür ist Johannes Bitter ein zu starker Mitbewerber. Auf eine Nummer eins kann und will sich HSV-Trainer Carlén nicht festlegen. Beutler kann damit gut leben, jedenfalls sagt er es so: "Jogi ist Weltklasse. Es ist völlig in Ordnung, wenn er auf der Platte steht." Dafür ist er jetzt Teil einer Mannschaft, die um die Meisterschaft spielt. Das geschundene Knie kann ohnehin jede Pause brauchen.