Hamburg. Als Per Carlén gestern Vormittag seinen HSV-Handballern nach einer lockeren Laufeinheit in die Augen blickte, glaubte er zwei Gemütsregungen herauszulesen: Enttäuschung über die 25:26-Niederlage am Vorabend bei den Füchsen Berlin, das schon. Aber eben auch den Willen, es künftig besser zu machen. "Die Revanchegelüste sind da, das stimmt mich zuversichtlich", sagte der schwedische Trainer.

Von einer Krise könne jedenfalls nicht die Rede sein nach nur einer Niederlage, auch wenn es in der Bundesliga die erste war, die der HSV als deutscher Meister hinnehmen musste, und auch wenn Carlén am Morgen danach noch mit dem Gefühl haderte, dass ein Unentschieden das angemessene Ergebnis gewesen wäre. "Ich musste ständig an die beiden großen Ausgleichschancen denken, die wir kurz vor Schluss hatten. Leider haben wir sie nicht genutzt."

Allein Marcin Lijewski wären vier seiner fünf Fehlwürfe in Normalform nicht unterlaufen. Doch gerade im rechten Rückraum fehlen Carlén die Alternativen. Sein Sohn Oscar, etatmäßig der zweite Linkshänder für den Rückraum, tastet sich nach einem Kreuzbandriss erst allmählich an das Mannschaftstraining heran. Spielmacher Michael Kraus fehlt nach seinem Autounfall noch mehrere Wochen. Und auch Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic konnten in Berlin kaum auf halbrechts aushelfen, weil Guillaume Gille (Achillessehne) und Pascal Hens (Rücken) sie ihrerseits nur eingeschränkt ersetzen können.

Auf die Personalnot hatte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson reagiert und den HSV mit einer offensiven Fünf-eins-Deckung überrumpelt. "Darauf waren wir nicht vorbereitet", räumte Carlén ein. Es sei "nicht unmöglich", dass auch die Rhein-Neckar Löwen den HSV morgen in dieser Abwehrformation empfangen (19 Uhr/Sport1.de). Sie hatte die Mannheimer bereits bei einem Vorbereitungsturnier in Sindelfingen zum 27:23-Erfolg geführt.

Ob es richtig war, trotz der Ausfälle auf eine kurzfristige Verpflichtung zu verzichten, diese Frage beantwortete Carlén gestern eher ausweichend: "Wir haben genügend gute Spieler, die unser Vertrauen verdienen." Ein zweites Mal wolle er sich jedenfalls nicht auscoachen lassen. Man werde sich vor dem richtungweisenden Spiel in Mannheim morgen auf alle Abwehrvarianten einstellen und weitere Spielzüge ins Repertoire aufnehmen.

Für alles Weitere sollten die Revanchegelüste ausreichen.