HSV-Handballer werden beim Turnier in Bremen nach einer 32:38-Niederlage gegen Lemgo und einem 31:28-Sieg gegen Flensburg Dritter

Bremen. Per Carlén wirkte entspannt. Zumindest äußerlich. Wie der Gemütszustand des neuen HSV-Trainers aussah, als er beim Erima-Cup in Bremen beim Spiel um Platz drei gegen die SG Flensburg-Handewitt erstmals auf seine ehemalige Mannschaft traf, lässt sich nur erahnen. Nach dem Abpfiff beteuerte Carlén zwar, dass es für ihn ein Spiel wie jedes andere gewesen sei, doch den 31:28-(15:16-)Sieg wollte sich der Schwede keinesfalls nehmen lassen. Auch deshalb nicht, weil beim HSV am ersten Turniertag am Sonnabend nur wenig zusammenlief. Gegen Ligakonkurrent Lemgo hatte der deutsche Meister eine 32:38-(15:14-)Niederlage kassiert. "Die Beine der Jungs waren extrem schwer, was ich in dieser Phase der Vorbereitung auf die Bundesligasaison erwartet hatte", sagte Carlén, "dass aber ausnahmslos alle Spieler so müde und kraftlos waren, war für mich schon eine Überraschung."

Ohne die verletzten Guillaume Gille (Achillessehne), Michael Kraus (Oberschenkelzerrung), Oscar Carlén (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) und Bertrand Gille (Wadenprobleme) hatten die Hamburger mit einer Vielzahl technischer Fehler zu kämpfen. Nach 17 Tagen Saisonvorbereitung wirkte die Meistermannschaft um Kapitän Pascal Hens erschöpft. Trainer Carlén ist dennoch zufrieden mit dem Zustand seines Teams, "auch wenn es noch viel zu tun gibt". Die 24 Gegentore, die der HSV am Sonnabend allein in der zweiten Halbzeit gegen Lemgo eingefangen hatte, scheinen dafür Beweis genug. "Da lief vieles nicht rund", erklärte Carlén die Niederlage - von der Stau-bedingten Verspätung des HSV-Busses bei der fast dreistündigen Fahrt nach Bremen bis hin zur fehlenden Mahlzeit für die Spieler vor dem Duell.

Gegen die Flensburger sollte nun alles anders werden. Vier Punkte gab Carlén dem Team dafür vor: Die Fehleranzahl musste reduziert, die Kommunikation zwischen den Spielern verbessert werden. Zudem forderte der Schwede größeres Engagement beim Zurücklaufen und eine veränderte Körpersprache. Weniger reklamieren und sich mehr konzentrieren, lautete die Devise. Unmittelbar vor dem Duell ging Carlén noch einmal auf jeden Spieler zu, gab Bitter, Schröder & Co. einen Schulterklopfer und flüsterte motivierende Worte. Seine kommunikative Art verhinderte nicht, dass der HSV in der ersten Halbzeit zögerlich ins Spiel kam.

Dabei hatte sich im Spielsystem der Hamburger im Vergleich zur vergangenen Saison wenig geändert. Der HSV startete mit einer 6:0-Deckung (alle Mann am Kreis). Ähnlich wie einst bei Vorgänger Martin Schwalb, der dem Turnier in Bremen als neuer Präsident und Geschäftsführer fernblieb. Im Tor setzte Carlén zunächst auf Neuzugang Dan Beutler, der die Wurfvarianten seiner ehemaligen Kollegen aus Flensburg vermeintlich einzuschätzen wusste.

Dennoch gingen die Flensburger bereits nach neun Minuten mit einem Siebenmeter von Anders Eggert 5:2 in Führung. Das Team wirkte spritziger. Insbesondere die Rückraum-Achse mit Thomas Mogensen, Petar Djordjic, er spielte für den verletzten Lars Kaufmann, und Tamas Mocsai, der den angeschlagenen Holger Glandorf ersetzte, sorgte für ein druckvolles Angriffsspiel. Der HSV konnte nur dank seiner individuellen Klasse dagegenhalten und verkürzte bis zur Halbzeit auf 15:16.

Nach der Pause war es dann drei spektakulären Paraden und einem gehaltenen Siebenmeter des eingewechselten Johannes Bitter zu verdanken, dass die Hamburger in der 34. Minute mit 18:17 erstmals in Führung gingen und diese bis zum Ende ausbauten. In dieser Phase des Spiels konnte der HSV die Früchte der jüngsten Trainingseinheiten ernten, in denen das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff geübt wurde. Die individuellen Fähigkeiten des kroatischen Rückraumstars Domagoj Duvnjak, der als bester Torschütze des HSV neun Treffer erzielte, sorgten für die nötige Stabilität und bescherten den Hamburgern den versöhnlichen dritten Platz. "Auch wenn es bei Vorbereitungsspielen um nichts geht, ist es wichtig, sich durch Siege das nötige Selbstvertrauen zu holen", sagte Rechtsaußen Stefan Schröder. Trainer Carlén zeigte sich zufrieden: "Es war zu 100 Prozent besser als gegen Lemgo, darauf können wir aufbauen." So blieb es eine Randnotiz, dass der Sieg beim Erima-Cup an die Füchse Berlin ging, die den TBV Lemgo im Finale 32:31 besiegten. Als dort der Schlusspfiff ertönte, waren die Hamburger längst auf dem Heimweg. Sie konzentrieren sich auf sich selbst. Ob dieses Prinzip aufgeht, wird sich spätestens beim Saisonstart am 3. September zeigen.

Tore: Hamburg: Duvnjak 9, Lackovic 4, Flohr 4, Lijewski 4, Jansen 4 (2 Siebenmeter), Vori 2, Hens 2, Lindberg 2 (1); Flensburg: Eggert 9 (7), Djordic 5, Knudsen 5, Mocsai 4, Mogensen 3, Voigt 2. Zeitstrafen: 2; 4. Zuschauer: 4500.