HSV-Handballer Lackovic erinnert sich vor dem Spiel in Tschechow an seine Aufholjagd

Hamburg. Blazenko Lackovic, 30, kann sich an diesen Tag noch genau erinnern. Es ist der 13. März 2005, als die SG Flensburg-Handewitt im Viertelfinal-Rückspiel der Handball-Champions-League 14 Tore Rückstand gegen Montpellier aufholen muss. 36:22 hatte der deutsche Meister in Frankreich verloren, und jetzt, Sekunden vor Schluss, steht es im Rückspiel in der Campushalle 32:18 für Flensburg. Das reicht wegen der auswärts mehr erzielten Tore.

"Plötzlich ertönt ein Pfiff, es bricht ohrenbetäubender Jubel aus, die Fans, darunter viele Kinder, stürmen aufs Feld und wollen mit uns Spielern feiern", erzählt der Kroate, der in diesem Spiel fünf Tore erzielt. Die Festivitäten müssen warten. Die Franzosen haben einen letzten Freiwurf von der Neunmeterlinie, ein normalerweise hoffnungsloses Unterfangen. Grégory Anquetil lässt sich zur Seite fallen, wirft von halb links mit der linken Hand an der Mauer vorbei - und der Ball findet durch die Beine des bis dahin überragenden Flensburger Torhüters Jan Holpert tatsächlich den Weg zum 19:32 ins Netz. Montpellier steht im Halbfinale. In der Halle sind nur die Freudenschreie der Franzosen noch zu hören. "Wir waren geschockt", sagt Lackovic.

Diese Geschichte könnte morgen (15.30 Uhr MESZ/Eurosport) ins Gedächtnis gerufen werden, sollten die HSV-Handballer, für die Lackovic seit 2008 Jahren spielt, beim russischen Meister Medwedi Tschechow in Gefahr geraten, ebenjenen 14-Tore-Vorsprung zu verspielen. 38:24 haben die Hamburger das Hinspiel gewonnen und damit das Tor zum Final Four am 28./29. Mai in Köln weit geöffnet. Aber Lackovic weiß: "Im Sport ist alles möglich."

Damals in Flensburg, sagt der Weltmeister und Olympiasieger, "waren wir alle davon überzeugt, dass wir es noch schaffen könnten. In Frankreich hatten wir grottenschlecht gespielt. Wir waren von der Besetzung aber die klar bessere Mannschaft, und wir haben im Rückspiel dann auch richtig geilen Handball gespielt, mit begeisterten Zuschauern im Rücken. Ich denke deshalb trotz des fehlenden Happy Ends gern und mit Stolz an diese Begegnung zurück."

Dass dem Bundesliga-Tabellenführer Ähnliches in Russland widerfahren könnte, hält Lackovic für ausgeschlossen. "Diesmal sind wir das eindeutig stärkere Team, und wir werden nicht den Fehler machen, unseren Vorsprung verteidigen zu wollen, wir werden auf Sieg spielen - und gewinnen. Wir sind in der Endphase einer großartigen Saison, in der wir für den Verein Geschichte schreiben können. Wir sind bereit, die letzten Schritte zu gehen."

Flensburgs Aufholjagd kennt Parallelen. Auf dem Weg zum Champions-League-Sieg 2004 egalisierte der RK Celje im Achtelfinale einen 13-Tore-Rückstand gegen León. "Bei allem Respekt und Gebot zur Vorsicht", sagt HSV-Coach Martin Schwalb, "uns wird so was nicht passieren."