Krzysztof Lijewski, Schröder und Sandström führen die HSV-Handballer zum 38:24-Sieg über Medwedi Tschechow in der Champions League.

Hamburg. Stefan Schröder ist stets für einen Scherz zu haben. Der Rechtsaußen der HSV-Handballer trägt sein häufiges Reservistendasein nämlich mit Humor. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League aber musste der 29-Jährige am Ostersonnabend gegen Medwedi (die Bären) Tschechow für den angeschlagenen Hans Lindberg (leichte Gehirnerschütterung) über einen Großteil der 60 Minuten aufs Feld. "Hoffentlich kommt nun niemand auf den Gedanken, dass ich überspielt bin. Ich erkläre hier und jetzt: Ich könnte glatt noch mal", meinte Schröder hinterher mit breitem Grinsen.

Grund zur Fröhlichkeit hatte er allemal. Mit fünf Toren und exzellenter Abwehrarbeit trug Schröder maßgeblich zum 38:24-(20:15-)Erfolg über den russischen Abonnementmeister bei, der den Hamburgern den Einzug in die Final Four am 28./29. Mai in Köln garantieren sollte. Nur HSV-Trainer Martin Schwalb scheint davon nicht restlos überzeugt, zumindest sagt er: "Es gibt schließlich ein Rückspiel. Wir müssen dann erneut diese Konzentration und Entschlossenheit aufbringen, die wir in Hamburg gezeigt haben."

Das Rückspiel in Tschechow wird am nächsten Sonnabend (15.30 Uhr MESZ, Eurosport live) ausgetragen, doch selbst die Russen haben nach der höchsten Niederlage ihrer Vereinsgeschichte (zuvor 32:45 vor sieben Jahren beim TBV Lemgo) die Hoffnung aufs Weiterkommen aufgegeben. "Das wäre unrealistisch", meinte Co-Trainer Wladimir Kuschnir. Und sein genervter Chef Wladimir Maximow grummelte: "Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. So schwach habe ich meine Mannschaft noch nie gesehen."

Völlig abschreiben, da hat Schwalb recht, sollte niemand die Bären. Auch 2006 lagen sie im Finale des Europapokals der Pokalsieger nach der 29:36-Hinspielniederlage in Valladolid anscheinend aussichtslos zurück, als sie in eigener Halle dank eines 32:24-Erfolges den Pokal doch noch in den Händen halten konnten. Am nächsten Tag wurden die beiden Magdeburger Schiedsrichter Bernd Ullrich und Frank Lemme mit 50 000 Dollar im Gepäck am Moskauer Flughafen erwischt. Bis heute ist nicht geklärt, wie das Geld zwischen Unterhosen und Rasierzeug gelangen konnte. Lemme/Ullrich bestreiten jede Form der Bestechung. Sei's drum. 14 Tore Rückstand hätten sicherlich einen weit höheren Preis als die Hälfte. Allerdings sind den vier Teilnehmern der Final Four mindestens 150 000 Euro Prämie sicher.

Sportlich muss der HSV den Ausflug in die Olympische Sporthalle in Tschechow nicht fürchten. Wie (bären)stark der Kader des Bundesliga-Tabellenführers ist, bewiesen diesmal die Reservisten, neben Schröder der Halbrechte Krzysztof Lijewski und Torhüter Per Sandström. Lijewski nähert sich nach acht Monaten Verletzungspause wegen zwei Schulteroperationen von Spiel zu Spiel seiner früheren Form.

Am vergangenen Mittwoch warf er bei der 35:38-Bundesliga-Niederlage in Kiel sechs Tore, gegen Tschechow war er mit sieben Treffern bester Schütze. Die Schmerzen in der Schulter sind zwar nicht ausgestanden, sie würden von Mal zu Mal jedoch erträglicher, sagt Lijewski. Seinen Bruder Marcin, der wegen Knieproblemen erneut zuschauen musste, vermisst er dennoch: "Wenn wir beide spielen, sind wir noch gefährlicher." Das stimmt theoretisch. Marcin Lijewski lief in dieser Saison zur Höchstform auf, als - oder weil - es keine Alternative zu ihm gab. Auch Krzysztof Lijewski scheint Verantwortung nicht als Druck zu empfinden. "Sie ist Motivation für mich", sagt er.

Und dann wäre da noch Per Sandström. Als die Russen nach dem Seitenwechsel ihre Aufholjagd starten wollten, in der 33. Minute auf 17:21 verkürzten, war es der Schwede, der zwei Siebenmeter hielt und eine mögliche Wende verhinderte. Mit neun Paraden leistete er in der zweiten Hälfte seinen Beitrag zum hohen Sieg. "Wir haben keine Reservisten", sagt Trainer Schwalb, "jeder spielt bei uns eine wichtige Rolle im Gesamtgefüge. Es ist wichtig für mich zu wissen, dass ich mich auf alle hundertprozentig verlassen kann."

Champions Legaue, Viertelfinale, Hinspiele: HSV - Tschechow 38:24, Flensburg - Ciudad Real 24:38, Rhein-Neckar Löwen - Montpellier 27:29, Barcelona - Kiel 27:25. Rückspiele: 30. April, 1. Mai.