Die HSV-Handballer besiegen MT Melsungen mit 33:23 (14:10). Igor Vori war mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze des Spitzenreiters.

Hamburg. Ein lächelnder Präsident, ein grinsender Trainer und Spieler, die nach der Begegnung vergnügt und ausgiebig Autogramme schreiben - Zufriedenheit sieht wohl so aus. 33:23 (14:10) gewannen die Handballer des HSV gegen die MT Melsungen, und weil nach dem 24. Sieg im 26. Bundesligaspiel die Tabellenführung in der Eliteklasse weiter komfortabel ist, glaubte nicht nur Andreas Rudolph, der Chef des Vereins, "einen schönen und vor allem entspannten Nachmittag" erlebt zu haben. Fast 9000 Zuschauer in der O2 World empfanden ähnlich. Ihr Schlussapplaus fiel lautstark, aber dennoch recht kurz aus, da die Hamburger in der zweiten Halbzeit mit großer Konzentration, hoher Intensität und beeindruckender Effektivität früh die Spannung aus dem Spiel nahmen.

Auf dem möglichen Weg zur ersten deutschen Meisterschaft gab es allerdings auch diesmal Momente, die den Konkurrenten aus Kiel hoffen lassen dürfen. Zum Beispiel jener Mitte der ersten Halbzeit, als Johannes Bitter den Wurf Jens Schöngarths abgewehrt hatte, der Abpraller vom Melsunger Grigorios Sanikis aufgenommen und verwandelt wurde. Der Nationaltorhüter im zeitweiligen Ruhestand schrie, schimpfte, stapfte auf seine Kollegen zu, scholt sie wegen ihrer Unaufmerksamkeit und ballte die rechte Hand zu einer Faust.

Szenen wie diese sind bei den Hamburgern jedoch eher die Ausnahme. Warum die Mannschaft in dieser Saison erfolgreicher als je zuvor auftritt, demonstrierte sie nur fünf Minuten später. Bitter hatte den Ball nach einer Parade unter Kontrolle gebracht, passte ihn zu Domagoj Duvnjak, der seinen kroatischen Landsmann Igor Vori bediente. Der Kreisläufer, bester HSV-Schütze gegen Melsungen, erzielte zum 9:6 das dritte seiner sechs Tore. Die Tribüne zollte Standing Ovations.

In der zweiten Hälfte, als der HSV aufs Tempo drückte und von der 38. bis zur 45. Minute von 17:14 auf 23:15 davonzog, waren Spielzüge dieser dynamischen Art die Regel. Mit der sogenannten zweiten Welle - wenn die sich im Rückzug befindliche gegnerische Deckung noch nicht ihre Formation am eigenen Kreis gefunden hat - überrollten die Hamburger den in dieser Phase überforderten Tabellen-14. "Da hat man den Unterschied zwischen beiden Mannschaften gesehen", sagte Melsungens Trainer Michael Roth.

"Bis auf ein paar Ausnahmen haben wir ein richtig gutes Spiel geliefert", meinte ein am Ende versöhnter Bitter, "Melsungen hat eine starke Abwehr, und wir haben die Lösungen gefunden, sie auszuhebeln." Trainer Martin Schwalb wollte ebenfalls keine Kritik aufkommen lassen: "Melsungen schießt du nicht so einfach aus der Halle, das hat die erste Halbzeit gezeigt. Dieses Endergebnis mit zehn Toren Vorsprung musst du dir über 60 Minuten erkämpfen. Was meine Mannschaft über die Monate leistet, diese Kontinuität auf hohem Niveau, dafür verdient sie großen Respekt." Die Einstellung des Teams sei über jeden Verdacht erhaben. "Dass wir manchmal schlecht in einem Spiel aussehen, hat damit nichts zu tun. Es gibt immer auch einen Gegner."

Ganz unbeschadet gingen die Hamburger allerdings nicht aus dem Spiel. Krzysztof Lijewski fiel mit Verdacht auf Adduktorenzerrung in der zweiten Halbzeit aus. Heute soll die genaue Diagnose folgen. Der Einsatz des Polen am nächsten Sonntag im Champions-League-Rückspiel in Valladolid ist damit ungewiss wie der des Kroaten Blazenko Lackovic. Ihn plagt eine Knieprellung. Mannschaftsarzt Oliver Dierk riet gegen Melsungen von einem Einsatz ab. Im linken Rückraum, dort wo die Rechtshänder spielen, ließ Schwalb in der zweiten Halbzeit deshalb Michael Kraus für Pascal Hens agieren, Duvnjak gab in der Mitte den Regisseur. "Das hat gut funktioniert", meinte der Trainer. Im Monat April stehen für den HSV die entscheidenden Spiele in Meisterschaft und Champions League an. Ein Team, das über derart hochwertige Alternativen verfügt, kann diesen Begegnungen entspannt entgegensehen.

Tore, HSV Hamburg: Vori 6, Schröder 4, Hens 4, Kraus 4, Lindberg 4 (2 Siebenmeter), M. Lijewski 3, Duvnjak 3, Flohr 2, K. Lijewski 1, B. Gille 1, Jansen 1; MT Melsungen: Vuckovic 6, Sanikis 5, Danner 3, Schöngarth 3, Vasilakis 3, Schweikardt 1, Mansson 1, Brovko 1.

Schiedsrichter: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen). Zuschauer: 8958. Zeitstrafen: 3; 3. Siebenmeter: 6 (2 verwandelt); 2 (0).