Hamburg beendet Champions-League-Gruppenphase als Dritter

Hamburg. Als das Ergebnis bereits hinausging in die Handballwelt, hatte einer noch nicht genug. Petar Vori, der zweijährige Sohn des HSV-Kreisläufers Igor Vori, hatte sich unbemerkt des Spielgeräts bemächtigt und zweckentfremdete ihn als Fußball, er dribbelte durch die Reihen der Hamburger, während diese zur Feier ihres 32:24-(18:12-)Sieges gegen Kolding die Welle machten. Es war eine Demonstration der Spielfreude in ihrer ursprünglichsten Form, wie sie von einem Erwachsenen wohl nie erreicht werden kann.

Der HSV hatte sich diesem Ideal gestern im letzten Punktspiel der Champions-League-Saison zumindest angenähert, weit mehr als in den Partien zuvor und erst recht als im Hinspiel beim dänischen Vizemeister, das 30:32 verloren gegangen war. "Da kann man mal sehen, was es ausmacht, wenn man einen spielfreien Mittwoch hat", sagte Trainer Martin Schwalb.

Man sah es, allerdings erst nach einer Viertelstunde. Da hatte Schwalb seine Abwehr von der defensiven Sechs-null- auf die offenere Drei-zwei-eins-Taktik umgestellt, und in der Folge hatte seine Mannschaft einen Lauf, ja sogar zwei: erst von 8:8 auf 13:9, später von 19:15 auf 25:15.

Als wertvollste Spieler taten sich Michael Kraus und Pascal Hens hervor. Vor allem an den beiden prominentesten Rückraumspielern war ja im Januar bei der WM die deutsche Handball-Misere erzählt worden. Aber nun, da sie beim HSV gebraucht werden, weil andere aufgrund von Verletzungen nicht (Bertrand Gille) oder nur eingeschränkt einsetzbar sind (Guillaume Gille, Blazenko Lackovic, Krzysztof Lijewski), spielen sie plötzlich ihre zweifellos vorhandenen Fähigkeiten aus.

"Unsere Leistung war echt okay, das ist es, was wir wollen", sagte Torsten Jansen. Auf die Frage, warum der Bundesliga-Tabellenführer trotzdem nur auf Platz drei der Champions-League-Gruppe B einläuft, wusste der Linksaußen allerdings auch keine Antwort.

Heute Abend wird in Wien das Achtelfinale ausgelost, die Zeremonie wird ab 19 Uhr live im Internet (ehftv.com) übertragen. Unter den drei möglichen Gegnern sind zwei deutsche Gruppenzweite: die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt. Schwalb würde sich eher den spanischen Vertreter Valladolid wünschen, den Klub des früheren HSV-Torhüters Tomas Svensson, 43. "Aber egal gegen wen: Unser Ziel muss sein, das Finalturnier in Köln zu erreichen und auch zu gewinnen."

Dass der HSV nun sogar neun spielfreie Tage bis zum Heimspiel gegen Rheinland (16. März) hat, sieht Schwalb mit gespaltenen Gefühlen. Acht Spieler sind je zweimal für ihre Nationalmannschaften im Einsatz. Ein Schonprogramm sähe anders aus.

Tore, Hamburg: Kraus 6, Hens 5, Vori 4, Jansen 4, Schröder 4, Flohr 3, Duvnjak 2, M. Lijewski 2, Lackovic 1, Lindberg 1 (1 Siebenmeter); Kolding: Spellerberg 6, Söndergaard 4, Edelberg Jensen 3, Toromanovic 2, Christiansen 2, Schnuchel 2, Mikkelsen 1, Karlsson 1, Oechsler 1, Kastrup Forslund 1, Nikolic 1. Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien). Zuschauer: 4086 (ausverkauft). Zeitstrafen: 1; 3.