Der Schwede wird in Hamburg als neuer Trainer präsentiert. Workaholic Per Carlén: “Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent.“

Hamburg. Für einen Moment stutzte Per Carlén, als er die dicht gedrängte Sportsbar in der Volksbank-Arena betrat. Drei Kamerateams, zehn Fotografen und ein Dutzend Reporter waren gekommen, um den ersten offiziellen Worten des künftigen Trainers des HSV Handball zu lauschen. Ein derartiges Medienaufkommen war der 50-Jährige aus Flensburg, wo er bis vor zwei Monaten unter Vertrag stand, nicht gewohnt. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er die Sympathien der Anwesenden auf seiner Seite hatte.

Launig erzählte der Schwede über seine Philosophie, seine Ziele und darüber, welche Ehre es sei, in den kommenden drei Jahren Coach beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga zu sein. "Bei einem Klub wie dem HSV kann man nicht Nein sagen. Ich möchte alles erreichen und Titel holen, das ist klar. Aber ich möchte auch den Jugendbereich fördern. Deshalb bin ich eben auch hier", sagte Carlén, der in Schweden zehn Jahre lang ein Jugendinternat leitete und daher prädestiniert für den Aufbau einer erfolgreichen Jugendabteilung zu sein scheint.

Carlén bezeichnet sich selbst als Workaholic, der 20 Stunden am Tag an Handball denkt. "Ich würde mich aber auch als Mathematiker bezeichnen. Ich arbeite viel mit dem Computer, und meine Datenbank umfasst 6000 Dateien, die sich mit Handball beschäftigen. Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent."

Zu eben einhundert Prozent will Carlén, der noch nicht entschieden hat, ob er mit einem Co-Trainer zusammenarbeiten will, auch den aktuellen Kader zusammenhalten. Mit Guillaume und dessen Bruder Bertrand Gille stehe man nach wie vor in "engem Kontakt", eine Unterschrift gebe es aber noch nicht, sagte Klubchef Andreas Rudolph.

Den Endspurt in der Bundesliga will Carlén auf dem heimischen Sofa verfolgen. Auf Besuche der HSV-Spiele will er verzichten. "Ich will Martin Schwalb und das Team nicht stören. Ich drücke ihnen aber die Daumen, dass sie den Titel holen. Es wäre wichtig, die mentale Blockade des ewigen Zweiten zu durchbrechen" , sagte Carlen, der vor allem das kommende Wochenende als richtungsweisend in Sachen Meisterschaft ansieht. Der HSV reist am Sonntag zum SC Magdeburg (15.45 Uhr), und Kiel trifft daheim auf die Füchse Berlin (17.45 Uhr, beide Sport1 live).

Die übrige Zeit will der leidenschaftliche Harley-Fahrer dazu nutzen, den heimischen 6000 Quadratmeter großen Garten auf Vordermann zu bringen und weiter die deutsche Sprache lernen. Im Sommer wird er dann mit Ehefrau Meka die Reise nach Hamburg antreten. "Dann sind die Harley-Days. Da muss ich doch dabei sein", scherzte Carlén und hofft, dass er auch in der Bundesliga im Eiltempo von Erfolg zu Erfolg preschen wird. Denn das wird von ihm schließlich erwartet.