Der einst welbeste Handballklub besinnt sich seiner Wurzeln. Gegen den Tabellenführer spielen die Bergischen in ihrer eigentlichen Heimat.

Hamburg. Etwas irritiert würden die HSV-Handballer hoffentlich sein, wenn sie am Mittwochabend in die Eugen-Haas-Halle einlaufen, meint Adrian Wagner: "Die sind solche kleinen, engen Spielstätten gar nicht gewöhnt. Hier ist alles noch wie früher." Natürlich hätte sein VfL Gummersbach das Bundesligaspiel gegen den Tabellenführer aus Hamburg (19 Uhr/Sport1) gern in der Kölner Lanxess-Arena ausgetragen. Aber die 19.000-Zuschauer-Multifunktionshalle war belegt, und darüber ist Manager Axel Geerken trotz entgangener Einnahme "gar nicht so traurig".

Sportlich nämlich könnte sich auszahlen, zu Hause zu bleiben. "Köln ist für uns neutraler Boden", sagt VfL-Linksaußen Wagner, der in der Premierensaison 2002/03 noch in seiner Heimatstadt für den HSV spielte: "Dort wird Handball nicht so angenommen." Ohne Heimvorteil aber sei gegen die "individuell haushoch überlegenen Hamburger" keine Überraschung drin.

Es verwundert also wenig, dass sich der VfL in dieser Saison wieder verstärkt seiner oberbergischen Wurzeln besinnt. Das Projekt, den einstmals stärksten Handballverein der Welt in der gut 50 Kilometer entfernten Fast-Millionenstadt zu etablieren, erklärt Geerken offiziell für gescheitert. Bis September 2012 soll nun in Gummersbach eine neue Heimat entstehen. Der Stadtrat hat grünes Licht für den Bau einer Halle für 4000 Zuschauer gegeben, der Förderbescheid der Landesregierung für das Neun-Millionen-Euro-Projekt steht noch aus.

Offenbar hat die reumütige Rückkehr auch die Fans versöhnt. Die alte Eugen-Haas-Halle jedenfalls ist deutlich besser besucht als in den Vorjahren. Das hat natürlich auch viel mit Erfolg zu tun. In den vergangenen beiden Spielzeiten gewann der VfL jeweils einen Europapokal und erreichte das Hamburger Finalturnier um den DHB-Pokal. Und das, obwohl der Verein Jahr um Jahr aus Kostengründen wichtige Leistungsträger ziehen lassen musste. Wagner glaubt, dass man damit "das Optimum herausgeholt" habe: "Aber wir tun auch sehr viel dafür." Trainer Sead Hasanefendic mute den Spielern einiges zu, aber der Erfolg gebe ihm recht. "Er versteht es, eine Einheit zu formen, die sich zerreißt", sagt Geerken. Trotzdem musste der VfL in der vergangenen Saison mit den Spielern über einen Gehaltsverzicht reden.

Geerken kann nicht ausschließen, dass es auch im nächsten Sommer prominente Abgänge im Kader gibt. Die finanziellen Probleme seien noch nicht ausgestanden, der Konsolidierungskurs werde auch in der kommenden Saison fortgesetzt. An Nationalspieler Adrian Pfahl soll der HSV interessiert sein. Sportlich trennen die beiden Vereine aktuell nur sechs Tabellenplätze.

Sollte am Ende wieder ein Europacup-Rang herausspringen, wäre das als Erfolg zu werten. Das klingt bescheiden angesichts der Titelsammlung des VfL. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens will Geerken 2011 einige Legenden von einst wieder an den Verein binden. Tradition wenigstens muss man sich in Gummersbach nicht kaufen.

HSV-Spielmacher Michael Kraus konnte wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht am Abschlusstraining teilnehmen. Marcin Lijewski kehrt nach seiner Regenerationspause in den Kader zurück.