Ein Kommentar von Achim Leoni

Vor fünf Jahren, die Insolvenz war kaum abgewendet, schmiedeten die HSV-Handballer einen kühnen Plan. Bis 2010 wollten sie mindestens einmal deutscher Meister werden, den DHB-Pokal und die Champions League gewinnen. So ist es unter Punkt 14 "Sportlicher Ausblick" in einer Imagebroschüre nachzulesen, die der Klub damals an seine Partner und Mitglieder verteilte. Den Pokal haben die Hamburger seither zweimal errungen. Um hinsichtlich der Meisterschaft leicht verspätet im Plansoll zu bleiben, ist ein Sieg heute über den THW Kiel fast unerlässlich. Sollte er nicht gelingen, wäre das eine sportliche Enttäuschung. Mehr aber auch nicht.

Denn die kurze Geschichte des Handball-Sport-Vereins Hamburg handelt auch ohne große Titel von Erfolgen und Errungenschaften. Auf vielen Nebenspielfeldern sind die Ziele längst erreicht worden. Bei den Zuschauern ist der HSV zum Weltmarktführer aufgestiegen, die Arena ist zum dritten Mal in dieser Saison ausverkauft. Das Sponsorenportfolio vereint viele bekannte Marken unter dem Dach der Raute. Das Merchandising macht beträchtliche Umsätze. Die Spieler sind einem breiten Publikum als Sympathieträger und Identifikationsfiguren vertraut. Die Strukturen sind professionell, die Jugendarbeit vorbildlich. Und in vielen nationalen wie internationalen Gremien spricht der HSV mit starker Stimme mit.

Das alles könnte am Ende mehr wert sein als so mancher Pokal. Erfolg lässt sich im Sport ohnehin nur bedingt planen. Eben daraus beziehen Spiele wie das heutige ihren Reiz.