Hamburg. In Wehmut zu verfallen, dafür gibt es für Michael Kraus heute keinen Grund. Es war ja auch nicht alles gut in seinen drei Jahren beim TBV Lemgo, dem er um 20.15 Uhr in der O2 World wieder begegnet (Sport1 berichtet live). Kraus ist nicht entgangen, dass sie am Ende beim TBV keinen großen Wert mehr auf ihn gelegt hatten, obwohl er den Klub als Spielmacher zum Europapokalsieg geführt hatte.

Inzwischen kann er sich wieder darauf freuen, "mit einigen alten Mannschaftskameraden zu quatschen". Es ist ja auch nicht alles schlecht beim HSV, für den er seit bald zwei Jahren spielt. Er ist deutscher Meister geworden, sein zweiter großer Titel nach dem WM-Sieg mit Deutschland 2007.

Anders als damals aber war er in Hamburg bisher kein Hauptdarsteller. Erst in letzter Zeit erinnert Kraus, inzwischen 28, wieder an den gewitzten Wirbelwind von einst: wenn er urplötzlich, gleichsam aus dem Stand, mit schnellen Schritten durch eine Lücke in der gegnerischen Abwehr schlüpft oder aus neun Metern ansatzlos einen Hüftwurf absendet.

"Selbstvertrauen und Wurfkraft sind wieder da", sagt Kraus. Noch habe er nicht sein volles Leistungsvermögen wiedererlangt: "Ich bin vielleicht bei 80 Prozent." Damit immerhin dürfte er in etwa das durchschnittliche Niveau seiner Mannschaft erreicht haben, die der Form des Meisterjahres hinterherläuft.

Bei Kraus allerdings lässt sich der zwischenzeitliche Leistungsabfall erklären: Mal haben ihn Verletzungen zurückgeworfen, mal blieb er außen vor, weil seine Spielweise nicht ins taktische Konzept von Trainer Martin Schwalb passte. Inzwischen schenkt ihm Schwalb öfter sogar von Beginn an das Vertrauen: "Ich freue mich, dass es bei Mimi aufwärtsgeht und er nachweisen kann, was wir an ihm haben." Jetzt gelte es, die Leistung zu stabilisieren. Davon würde auch Domagoj Duvnjak profitieren, der auf der Rückraummitte bisher die Hauptlast zu tragen hatte.

Trainer Talant Dujshebaev hat einen bevorstehenden Wechsel zum HSV dementiert. "Jetzt steht erst mal fest, dass ich nächste Saison bei Atlético Madrid bleibe, dann sehen wir weiter", sagte er der "Handballwoche". Nach Informationen des Abendblatts ist sich Dujshebaev mit dem deutschen Meister über einen Wechsel einig, nicht aber über den Zeitpunkt.