Im ersten Heimspiel unter Rückkehrer Schwalb kämpfen sich die HSV-Handballer gegen Hannover zum 34:30-Sieg

Hamburg. Die Schlusssirene war kaum verklungen, da hatte Martin Schwalb bereits das Spielfeld überquert. Als er fast am Ausgang angekommen war, hob er den Kopf, offenbar irritiert über die Stille ringsherum, und schaute zum Block U 11 der O2 World, wo die treuesten Anhänger der HSV-Handballer sitzen. Dann applaudierte Schwalb ihnen zu, und erst auf diese Aufforderung des zurückgekehrten Trainers hin brandete endlich Beifall auf. Immerhin: Der deutsche Meister hatte sein Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf soeben mit 34:30 (18:17) gewonnen und damit den Aufwärtstrend bestätigt, der sich bereits am Sonntag bei der 30:32-Niederlage im Champions-League-Hinspiel in Berlin abgezeichnet hatte.

"Das wird ein ganz blödes Spiel", hatte Assistenzcoach Jens Häusler vor dem Anpfiff mit sorgenvoller Miene geunkt, "Hannover hat im Rückraum lauter Schützen, die jederzeit aus neun Metern treffen können." Wenige Minuten später wussten das auch die 8667 Zuschauer. Namentlich Mittelmann Morten Olsen deckte immer wieder die Schwachstellen in der offensiven Hamburger Deckung auf.

Und so kam es, dass nach schwungvollem Beginn und einer 5:2-Führung des HSV (7. Minute) die Partie ausgeglichen wurde. Es bedurfte schon einer vierminütigen Überzahl, um dem HSV wieder auf die Sprünge zu helfen und nach einem 10:11-Rückstand (18.) binnen fünf Minuten mit 16:11 in Führung zu gehen. Kaum ein Ballgewinn, den der HSV nun nicht in Windeseile zum Gegenstoßtor nutzte. Von Trägheit, die Schwalb beim Amtsantritt in der Vorwoche in der Mannschaft ausgemacht hatte, war nichts zu spüren.

Begünstigt wurde der Zwischenspurt auch davon, dass Nenad Puljezevic im Hannoveraner Tor eine schöpferische Pause einlegte. Als sein massiger Körper gegen Ende der ersten Halbzeit wieder die Bälle magisch anzuziehen schien, war der Hamburger Zauber schon wieder verflogen. Zumal der HSV keinen Puljezevic im Tor hatte. Dan Beutler steigerte sich erst, als sich Johannes Bitter bereits warmlief. Zur Halbzeit wurde der Wechsel schließlich vollzogen.

Auf vielen anderen Positionen hatte Schwalb ohnehin keine Alternativen. Zwar meldete sich Rechtsaußen Stefan Schröder nach überstandenem Magen-Darm-Infekt zurück. Dafür hatte sich Linksaußen Torsten Jansen im Abschlusstraining eine Kniereizung zugezogen. Renato Vugrinec (Innenbandanriss im Knie) und Bertrand Gille (Muskelfaserriss im Oberschenkel) könnten bei optimalem Heilungsverlauf am Sonntag ihr Comeback geben.

Es war schließlich Domagoj Duvnjak, der zurzeit meistbeschäftigte HSV-Profi, der beim Stand von 19:21 (37.) Aufbruchssignale sendete. Seine drei schnellen Tore zur 22:21-Führung (39.) waren nicht die große Handballkunst, sondern Ergebnis schierer Willenskraft. Duvnjak lebte die Tugenden vor, die man vom scheidenden deutschen Meister derzeit erwarten darf.

In vielen Aktionen schwingt auch nach Schwalbs Rückkehr noch immer die Verunsicherung mit: Abwürfe, die beim Gegner landen, voreilige Abschlüsse trotz Überzahl, eklatante Abstimmungsfehler in der Deckung, verkünstelte Siebenmeter. Und auch bei den Schiedsrichtern scheint der Meisterbonus aufgebraucht zu sein.

Ihn benötigte der HSV am Ende nicht, um auf Champions-League-Kurs zu bleiben. Mit dem Ergebnis von gestern würde man am Sonntag im Rückspiel gegen Berlin das Viertelfinale erreichen (17.15 Uhr, O2 World/Eurosport). Wenn das keine gute Vorgabe ist.

Tore, HSV Hamburg: Duvnjak 7, Kraus 6 (4 Siebenmeter), Vori 5, Lijewski 5, Lackovic 3, Lindberg 3 (2), Schröder 2, Flohr 2, G. Gille 1; Hannover-Burgdorf: Olsen 10, Lehnhoff 8 (4), Johannsen 3, Przybecki 3, Szücs 2, Clößner 1, Hallgrimsson 1, Buschmann 1, Svavarsson 1. Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski (Berlin). Zuschauer: 8667. Zeitstrafen: 1; 5. Rote Karte: Szücs wegen groben Foulspiels (57.).