Marcin Lijewski warf die HSV-Handballer zur Meisterschaft. Auf ein Vertragsangebot wartet er noch

Hamburg. Die Schmerzen sind zu ertragen. Viel mehr kann ein Spitzenhandballer in dieser Phase der Saison eigentlich kaum verlangen, und deshalb ist Marcin Lijewski auch weit davon entfernt, sich zu beklagen, zumal es ihm besser geht als etlichen seiner Teamkollegen beim HSV Hamburg. Die angeknackste Rippe ist längst verheilt und auch das Sprunggelenk wieder einigermaßen belastbar. "Es geht besser und besser", sagt Lijewski. Aber eben längst nicht so gut, wie er es sich vorstelle.

Man könnte es sich einfach machen und die Krise des deutschen Meisters mit den vielen Verletzten erklären. Beim Achtelfinalhinspiel der Champions League am Sonntag (16 Uhr/Eurosport) werden mindestens drei Spieler nicht mitwirken können, drei weitere sind angeschlagen. Nur hätte sich der HSV der vergangenen Saison vermutlich auch von solchen Rückschlägen nicht aufhalten lassen und wäre nicht, wie am Sonnabend geschehen, mit 30:36 in Flensburg untergegangen. "Die Niederlage hat sehr wehgetan", sagt Lijewski. Nie zuvor habe er in seinen bald vier Jahren beim HSV ein solches Ohnmachtsgefühl erlebt: "Wir haben alles gegeben und waren doch chancenlos." Warum, könne er sich nicht erklären.

Lijewski, 34, gehörte nicht zu denen, die hinterher Präsident Martin Schwalb beknieten, zurückzukehren. Aber auch er ist froh darüber, dass sich der Meistertrainer überzeugen ließ. "Schwalb hilft uns. Er hat unser System aufgebaut und legt viel Wert auf Kleinigkeiten. Das ist auf diesem Niveau entscheidend." Umgekehrt weiß Martin Schwalb auch, was er an Lijewski hat:einen der besten Halbrechten der Welt. 149 Tore, im Schnitt 4,5 pro Spiel, konnte der Pole für den Titel beisteuern, darunter die zum Heimsieg gegen Kiel und Mannheim. Kein HSV-Profi hat aus dem Spiel öfter getroffen. Einer wie er ist eigentlich nicht zu ersetzen, umso mehr, da Oscar Carlén (Kreuzbandriss) und nun auch dessen Vertreter Renato Vugrinec (Innenbandanriss) aufgrund von Knieverletzungen ausfallen.

Zu einem Vertragsangebot aber konnte sich Schwalb bisher nicht durchringen. Inzwischen rechnet Lijewski auch gar nicht mehr damit: "Wenn der HSV wirklich Interesse hätte, mich zu halten, wäre er schon auf mich zugekommen." Offenbar will sich der Klub zumindest die Option offenhalten, den Gummersbacher Nationalspieler Adrian Pfahl, 29, schon zur kommenden Saison aus seinem Vertrag herauszukaufen.

Lijewski sagt, er sei bereit, nach zehn Jahren in Deutschland zu seiner Frau und den zwei Kindern in Danzig zurückzukehren. Der örtliche Verein kämpft derzeit um den Aufstieg in die polnische Superliga, ein Star wie Lijewski könnte die aufkeimende Handballeuphorie beflügeln. "Ein besserer Bundesligaverein als der HSV lässt sich ohnehin kaum finden", sagt Lijewski. Sein Berater Mariusz Czok aber hat ihm von dem Schritt abgeraten: "Marcin ist noch viel zu fit, um nicht mehr Hochleistungssport zu treiben." Schmerzen können daran nichts ändern.