Die HSV-Handballer treten Sonnabend im Nordderby beim Tabellennachbarn SG Flensburg-Handewitt an

Hamburg. Dieses Mal will er dabei sein. Die Mannschaft unterstützen - trotz seines Nasenbeinbruchs. Michael Kraus, Spielmacher der HSV-Handballer, hat das Bundesliga-Hinspiel (27:19) gegen die SG Flensburg-Handewitt im vergangenen Oktober wegen eines Innenbandrisses verpasst. Noch einmal soll das nicht passieren. "Meine Verfassung ist aufgrund des Nasenbeinbruchs suboptimal, aber ich will den Jungs unbedingt helfen", sagt Kraus und betont: "Für uns zählt nichts als der Sieg."

Phrasen wie diese sind im Jargon von Profisportlern keine Seltenheit. Doch ausgerechnet dieses Mal trifft Kraus' Einschätzung wohl den Kern jener Situation, in der sich die HSV-Handballer derzeit befinden. Für die Hanseaten geht es bei der Auswärtspartie beim Tabellenvierten an diesem Sonnabend (15 Uhr, Sport 1) um wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Plätze - und damit auch die Wahrung eines wesentlichen Saisonziels. Der Modus für die Champions-League-Teilnahme ist wie gehabt: Die drei Ligabesten qualifizieren sich direkt für die Gruppenspiele in der Königsklasse. Und den begehrten dritten Rang bekleidet derzeit der HSV (35:9 Punkte) vor den ebenfalls ambitionierten Flensburgern (35:11 Punkte).

Trotz der zuletzt schwankenden Leistungen seiner Mannschaft gibt sich HSV-Coach Jens Häusler zuversichtlich. "Wenn wir Druck machen und Spaß an der Bewegung zeigen, können wir in Flensburg bestehen", orakelt der Interimstrainer. Dass sein Team auch beim Heimspiel gegen den Bergischen HC am Mittwoch nicht immer konsequent agierte, bereitet Häusler keine Sorgen. "Wir hatten angeschlagene und kranke Spieler an Bord. Wenn sie wieder fit sind, wird sich das positiv auswirken", ist sich der HSV-Coach sicher.

Immerhin: Bis auf Oscar Carlén (Kreuzbandriss) und Renato Vugrinec (Innenbandriss) haben am Freitag alle HSV-Akteure trainieren und sich auf das Spitzenspiel vorbereiten können. "Wir spüren große Vorfreude, aber auch eine gewisse Anspannung vor dem Duell, weil wir wissen, dass uns die Flensburger im Nacken sitzen", kommentierte HSV-Kapitän Pascal Hens die Stimmung in der Mannschaft. Und Teamkollege Kraus blickt sogar mit einer gewissen Ironie auf die Partie: "Vielleicht passen wir uns ja erneut dem Niveau unseres Gegners an, wie wir das schon oft in dieser Saison getan haben - dieses Mal wäre es nicht das Schlechteste."

Die Töne aus Mannschaft und Umfeld klingen gedämpft. Die oftmals gepriesene "positive Arroganz", die die HSV-Handballer in der vergangenen Saison wie selbstverständlich an den Tag legten, ist einer Nachdenklichkeit gewichen. Unterschätzen dürfe man den HSV dennoch nicht, sagt Dierk Schmäschke. Der ehemalige HSV-Vizepräsident, der heute als Geschäftsführer bei den Flensburgern fungiert, hält das Gästeteam "auf dem Papier noch immer für den Favoriten". Von einer schwächelnden Meistermannschaft will Schmäschke jedenfalls nichts wissen. "Ich glaube eher, dass sich andere Vereine inzwischen auf Augenhöhe bewegen", so der Handballmanager, der einzig den THW Kiel "in einer anderen Liga" wähnt. Ansonsten, betont Schmäschke, könne es an beinahe jedem Spieltag Überraschungen geben.

Und für eben eine solche will Flensburg in der ausverkauften Campushalle gegen den HSV sorgen. SG-Trainer Ljubomir Vranjes muss Rechtsaußen Lars Bastian (Leistenprobleme) und Kreisläufer Jacob Heinl (Mittelhandbruch) ersetzen. "Ansonsten werden wir versuchen, alle Spieler auf die Platte zu bringen", sagt Schmäschke, der vor dem Duell noch einmal mit HSV-Präsident Martin Schwalb telefoniert hat. Beide erwarten ein spannendes Duell, in dem es sehr darauf ankommen wird, die vorhandenen Torchancen konsequent zu nutzen. "Wir müssen sicherlich an unsere Grenze gehen und Fehler minimieren", sagt Schwalb. Zumindest die Statistik spricht für den HSV: Seit 2009 haben die Hamburger kein Spiel gegen Flensburg verloren.