Der deutsche Handballmeister HSV Hamburg siegt 32:27 gegen den Bergischen HC

Hamburg. Die Handballer des HSV bleiben zumindest zu Hause eine Macht. Im zwölften Heimspiel dieser Saison gelang ihnen der zwölfte Sieg, 32:27 (16:11) gegen Bundesliga-Aufsteiger Bergischer HC. Überzeugen konnten sie indes nur phasenweise. "Wir haben noch Reserven", meinte der überragende Torhüter Johannes Bitter mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

Wenn es wirklich den perfekten Aufbaugegner für den HSV nach dem peinlichen Unentschieden am vergangenen Sonntag beim Tabellenvorletzten TV Hüttenberg (26:26) gegeben haben sollte, dann war dies wohl der Bergische HC, jedenfalls jene Mannschaft, die sich gestern Abend 9193 Zuschauern in der Hamburger O2 World über weite Strecken ausgesprochen harmlos präsentierte. Während der Tabellen-16. den Hamburgern im Hinspiel trotz der 25:29-Niederlage noch eine Menge Schweiß abgenötigt hatte, ging dem deutschen Meister das zweite Aufeinandertreffen flotter von der Hand.

7:0 führte der HSV in der neunten Spielminute, und das war nicht nur den zu diesem Zeitpunkt schon sechs Paraden von Torhüter Bitter zu verdanken, sondern vielmehr der zunächst mangelnden Durchsetzungskraft der Bergischen gegen die anfangs kompakte, aggressive und zupackende Abwehr der Mannschaft von Interimstrainer Jens Häusler.

Wer aber glaubte, alles wäre bereits wieder bestens beim Handball Sportverein Hamburg, den mussten die nächsten Minuten nachdenklich stimmen. Zwar bemühte sich der HSV, dirigiert von Mannschaftskapitän Guillaume Gille, um Kombinationsfluss und Tempo im Angriff, Missverständnisse und Ballverluste stoppten jedoch die Bemühungen, den komfortablen Vorsprung weiter auszubauen.

Die Westdeutschen warfen ihre ersten Tore, Rechtsaußen Richard Wöss fing damit in der zehnten Minute an, und verkürzten ihren Rückstand bis zur Halbzeit auf 11:16. Das erregte vor allem den Unmut von HSV-Linksaußen Matthias Flohr, der laut über die Nachlässigkeiten seiner Nebenleute lamentierte. Beifall gab es jedoch auch von ihm, den stärksten, als Rechtsaußen Stefan Schröder in der 27. Minute das Zuspiel von Marcin Lijewski im Anflug auf das Tor in zwei Metern Höhe auffing und den Ball zum 15:9 an Torhüter Mario Huhnstock vorbei ins Netz hämmerte. Kempa-Trick nennen die Experten dieserart Attraktion.

Sich neues Selbstvertrauen für das schwere Auswärtsspiel am Sonnabend (15 Uhr, Sport1 live) bei der SG Flensburg-Handewitt zu erarbeiten, lautete Häuslers Aufgabenstellung für die zweite Hälfte. Das gelang höchstens bedingt. Dem HSV-Spiel fehlt in dieser Spielzeit weiter dieser Schuss Selbstverständlichkeit, dieser Hauch positiver Arroganz, jene Eigenschaften, die das Team in der vergangenen Meistersaison auszeichnete. Da passte es ins Bild, dass der eingewechselte Michael Kraus in der 33. Minute seinen dritten Siebenmeter irgendwie ohne innere Überzeugung verwarf, nachdem er zuvor zwei sicher verwandelt hatte.

Und als im Gegenzug Alexander Oelze auch noch das 13:17 gelang, kühlte die Stimmung in der Arena zwischenzeitlich merklich ab. Applaus verdiente sich der HSV fortan dann, wenn er schnell aus der Abwehr heraus seine Chancen im Gegenstoß suchte. Kreisläufer Igor Vori nutzte die Anspiele diesmal mit großer Präzision, mit sieben Treffern war der Kroate bester Schütze auf dem Feld. Pascal Hens, er kam in der zweiten Halbzeit, überzeugte mit seiner Wurfquote: sechs Versuche, sechs Tore. "Das Team hat die erhoffte Reaktion gezeigt", sagte Häusler später, "auch wenn nicht alles rund lief, war das doch eine Steigerung, die Mut macht. Angesichts unserer zahlreichen angeschlagenen Spieler haben wir eine veritable Vorstellung gezeigt."

Tore, HSV: Vori 7, Hens 6, Lindberg 5 (4 Siebenmeter), M. Lijewski 4, Schröder 4, Lackovic 2, Kraus 2 (2), B. Gille 1, Jansen 1; Bergischer HC: Oelze 6 (6), Böhm 4, Pekeler 3, Kieven Moen 3, Nippes 3, Karason 2, Wöss 2, Kiev 2, Weiß 1, Vitek 1. Schiedsrichter: Andreas und Marcus Pritschow (Stuttgart). Zuschauer: 9193. Zeitstrafen: 3; 1.