Hamburg. Auf der Suche nach Erklärungen für den jüngsten Leistungsabfall der HSV-Handballer hat die Pressestelle des deutschen Meisters jene Kilometer addiert, die die Mannschaft in den vergangenen fünf Auswärtsspielen an elf Reisetagen in drei verschiedenen Wettbewerben zurückgelegt hat: Es waren 8932 - mit Bahn, Bus und Flugzeug. Heute Abend sind die Wege kürzer. Nach einem Monat präsentiert sich der HSV wieder mit einem Bundesligaspiel in der heimischen O2 World am Volkspark. Um 20.15 Uhr ist Aufsteiger Bergischer HC der nächste Prüfstein. 9000 Tickets sind bislang verkauft. Nach dem 26:26 am Sonntagabend beim Tabellenvorletzten TV Hüttenberg haben Mannschaft und Trainer Jens Häusler, 44, "eine Reaktion" versprochen.

Der Reisestress ist nur eine der möglichen Ursachen für die momentane labile Verfassung des Tabellendritten. Stärker noch scheint das älteste Team der Bundesliga offenbar die Nachwirkungen des umfangreichen wie - in dieser Intensität - ungewohnten Krafttrainings in der ersten Halbserie unter dem damaligen Coach Per Carlén zu spüren. Im Vergleich zur Meistersaison 2010/2011 hat die Mannschaft zwar an Muskelmasse hinzugewonnen, nachweisbar aber an Schnelligkeit verloren. Der Schwede, der Ende Dezember beurlaubt wurde, habe die Profis angesichts des dichten Spielplans im Training zu stark beansprucht, heißt es beim HSV. Dabei sei die Frische auf der Strecke geblieben, mangelnde Spritzigkeit und langsameres Reaktionsvermögen waren von Saisonbeginn an die Folgeerscheinungen. Korrekturen für das letzte Drittel der Spielzeit sind nur noch bedingt möglich, weil inzwischen die Zeit für längere Regenerationsphasen fehlt.

Umso mehr rücken jetzt wieder Faktoren wie Wille und Einsatzbereitschaft in den Vordergrund. "Auch in der vergangenen Saison haben wir nicht immer gut und überzeugend gespielt, dennoch haben wir die meisten Spiele für uns entschieden. Da müssen wir wieder hinkommen", sagt Mannschaftskapitän Guillaume Gille, 35. Trainer Häusler weiß, dass dies nicht im Handumdrehen geht. Gegen den Bergischen HC, den Tabellen-16., erwartet er "ein ganz hartes Spiel".