Der Halbrechte der HSV-Handballer erlitt einen Innenbandanriss im Knie. Klub verhandelt wieder mit Madrids Trainer Dujshebaev

Hamburg. Die schlechte Nachricht ist in diesem Fall die gute. HSV-Handballer Renato Vugrinec, 36, hat sich im Bundesligaspiel beim TV Hüttenberg (26:26) einen Innenbandanriss und einen Kapselriss im rechten Knie zugezogen. Das ergab die Untersuchung bei Mannschaftsarzt Lars Witthöft. Der Halbrechte wird vier bis fünf Wochen ausfallen. Nach dem Unfall in der 45. Spielminute war zunächst eine weit schlimmere Diagnose befürchtet worden. "Ich habe einen Knacks gehört", erzählte Vugrinec, "das war ein Schock für mich, weil ich meiner Karriere noch nie schwer verletzt war." Jetzt steht der Slowene dem deutschen Meister wahrscheinlich für die letzten Saisonspiele im April und Mai wieder zur Verfügung.

Aber nicht nur Vugrinec geht am Stock, bei der gesamten Mannschaft läuft es nach dem Wechsel von Trainer Per Carlén zu Nachwuchscoach Jens Häusler noch nicht rund. Das peinliche und zudem glückliche Unentschieden beim Tabellenvorletzten scheint ein Ausdruck des momentanen Zustands des Teams zu sein. Spritzigkeit und Spielwitz fehlen wie die leichten Tore aus einer kompakten, aggressiven Abwehr heraus, die vieles einfacher machen. Der HSV krampft sich mit einer Reihe gesundheitlich angeschlagener Profis derzeit von Spiel zu Spiel, Vugrinecs Ausfall verschärft die Lage vor dem Heimspiel morgen Abend (20.15 Uhr, O2 World) gegen den Bergischen HC noch. Selbst beim Pokalsieg beim Drittligaklub EHV Aue (36:27) mussten die Hamburger in der Anfangsphase (5:7/11. Minute) einem Rückstand hinterherwerfen. Die verbliebenen Saisonziele - Pokalsieg, Final Four der Champions League, mindestens Platz drei in der Liga - sind in Gefahr. Wie das Ergebnis in Hüttenberg einzuordnen ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Zuletzt gaben die Hamburger im September (27:28 beim DHC Rheinland) und im November 2008 (26:28 in Balingen) in der Bundesliga Punkte bei Abstiegskandidaten ab. Damals stellte Präsident Andreas Rudolph alles im Klub auf den Prüfstand, selbst sein weiteres Engagement.

Dass nach dem Gewinn der Meisterschaft im vergangenen Jahr alles wie von selbst laufen würde, glaubte niemand beim HSV. Die jetzigen sportlichen Schwierigkeiten haben in ihrer Dramatik jedoch auch die Vereinsführung überrascht. Die angestrebte behutsame Verjüngung des Teams ist gescheitert, ein radikalerer Schnitt, der ursprünglich vermieden werden sollte, scheint nun doch vonnöten. Zu viele Spieler haben den Zenit ihrer Schaffenskraft überschritten und sind vor allem stark verletzungsanfällig - was bei der herrschenden Belastung im Handballbetrieb nicht verwundert.

Deshalb erstaunt es nicht, dass Gesellschafter Rudolph und der neue Präsident Martin Schwalb, der ehemalige Meistercoach, die Gespräche mit Talant Dujshebaev (Atlético Madrid) wieder aufgenommen haben. Der gebürtige Kirgise und naturalisierte Spanier sollte im Sommer den Trainerjob beim HSV übernehmen. Als die Einigung kurz bevorstand, stoppten Ende Januar plötzlich die Verhandlungen. Dujshebaev soll angeblich zu viel Gehalt gefordert haben. Der bestreitet das. Dujshebaevs - nicht ganz billige - Verpflichtung wäre nach wie vor das Signal, dass der HSV nicht bereit ist, die Vorherrschaft im deutschen Handball Rekordmeister THW Kiel zu überlassen.

Die Termine für das Champions-League-Achtelfinale stehen fest. Am Sonntag, dem 18. März, 16 Uhr, spielt der HSV bei den Füchsen Berlin. Am Sonntag, dem 25. März, 17.15 Uhr, folgt das Rückspiel in der Hamburger O2 World. Der Vorverkauf hat begonnen.