HSV-Handball-Interimstrainer Jens Häusler will sich heute Abend von den Füchsen Berlin nicht ein zweites Mal überraschen lassen

Hamburg. Ob nicht vielleicht jemand etwas zum Spiel gegen die Füchse Berlin wissen wolle, fragte Martin Schwalb, 48, verwundert in die Presserunde. Immerhin sei das heute ein wichtiges Spiel für die HSV-Handballer (20.15 Uhr, O2 World/Sport1), es geht um einen von drei Champions-League-Startplätzen für die kommende Saison.

Nein, offenbar hatte niemand dazu eine Frage an den Präsidenten. Es scheint derzeit wichtigere Themen beim deutschen Meister zu geben. DieSuche nach einem neuen Trainer für die nächste Saison zum Beispiel - die Unterschrift von Wunschkandidat Talant Dujshebaev, 43, von Atlético Madrid steht weiter aus. Oder den geplanten Abgang der Gille-Brüder zum Ende der Saison nach Chambéry - auch hierüber sind die Gespräche noch nicht abgeschlossen. Und natürlich Jens Häusler, 44, der heute sein Bundesliga-Debüt als Interimstrainer des HSV gibt.

"Ein gutes Gefühl" begleitet Häusler in diese Partie. Aus dem Hinspiel kann er es nicht beziehen. Die 25:26-Niederlage in Berlin am zweiten Spieltag erlebte der ehemalige Bundesligaprofi noch als Assistenzcoach. Seinerzeit kamen erste Zweifel am neuen Trainer Per Carlén auf. Ihn hatten die Füchse mit einer offensiven Deckung überrascht, für die Carlén offenbar kein taktisches Mittel vorbereitet hatte. Häusler wähnt sich besser gewappnet als sein schwedischer Vorgänger, der Ende Dezember gehen musste: "Egal vor welche Aufgabe uns der Gegner stellt, wir wollen auf alles eine Antwort haben." Zwei Unwägbarkeiten bleiben allerdings für das heutige Gipfeltreffen. Alexander Petersson und Bartlomiej Jaszka, die beiden Führungsspieler im Berliner Rückraum, kehrten angeschlagen von der EM in Serbien zurück. Ihr Einsatz ist ungewiss. Füchse-Kreisläufer Torsten Laen spricht von einer ungewohnten Situation: "Bisher mussten wir in dieser Saison keinen Stammspieler ersetzen, insofern ist das auch eine Reifeprüfung für uns."

Mit Verletzungen haben die Hamburger in dieser Saison ungleich mehr Erfahrungen sammeln müssen. Beim Spiel in Berlin etwa stand Carlén kein gesunder Linkshänder für den Rückraum zur Verfügung. Der Spielmacher Michael Kraus kam nach seinem Autounfall vor Saisonbeginn über Kurzeinsätze nicht hinaus, der Halbrechte Marcin Lijewski war mehrere Wochen nicht einsetzbar. Auch das mag die achtMinuspunkte ausgemacht haben.

Laut Berlins Manager Bob Hanning, 44, würden vergleichbare Ausfälle seine Mannschaft ungleich schwerer treffen: "Unsere erste Sieben kann sich durchaus mit Hamburg oder Kiel messen. Aber in der Breite des Kaders, das ist der Unterschied, haben wir diese Qualität nicht. Das gibt unser Budget von nicht mal fünf Millionen Euro, das sind etwa 40 Prozent des HSV-Etats, nicht her."

Ums Personal braucht sich Häusler ohnehin nicht zu sorgen. Einzig Linksaußen Torsten Jansen konnte wegen einer Fersenprellung nicht am Abschlusstraining teilnehmen. Ob er spielen kann, ist fraglich. Lijewski hat seinen Rippenbruch dagegen auskuriert, Kraus seinen Muskelfaserriss in der Wade. Auch der Däne Hans Lindberg hat sein Rückenleiden überwunden. Der Europameister soll heute mit einem Lichtermeer aus Taschenlampen empfangen werden, die der neue Sponsor AOK auf jedem Sitzplatz auslegt. 12 000 Besucher werden erwartet, 6589 sind jetzt im Besitz einer Dauerkarte. In diesem Punkt zumindest hat sich der deutsche Meister selbst übertroffen. Im Vorjahr hatte der HSV 6115 Stammgäste.