Die HSV-Handballer treffen morgen im Kampf um den DHB-Pokal auf den THW Kiel. Doch das Selbstvertrauen der Profis ist am Boden

Hamburg. Wenn Igor Vori es nicht besser wüsste - er würde wohl schwarze Magie für die schwache Saison der HSV-Handballer verantwortlich machen. "Ich habe schon oft daran gedacht, ob jemand einen Voodoo-Zauber über uns gelegt hat", sagt der kroatische Kreisläufer, der vor der 29:30-Niederlage am Mittwochabend im Bundesligaduell bei der MT Melsungen neben den verletzten Bertrand Gille, Stefan Schröder, Oscar Carlén und Keeper Johannes Bitter ebenfalls auszufallen drohte. Während der Spielbesprechung hatte Vori sich bei einer ungeschickten Bewegung einen Rückennerv eingeklemmt. Nur mithilfe von Schmerztabletten konnte er auflaufen. "Wir können von Glück reden, wenn er am Sonnabend gegen Kiel einsatzfähig ist", sagt Trainer Martin Schwalb im Hinblick auf das Final-Four-Halbfinale (15 Uhr) um den DHB-Pokal in der O2 World.

Die Niederlage gegen den Tabellenachten Melsungen war eine Enttäuschung für Schwalb, der sein Team nach dem Ischgl-Trainingslager in guter Form wähnte. Doch die Spieler seien Mittwochabend individuell nicht gut drauf gewesen, so Schwalbs Analyse. Der HSV prüft derzeit, ob er Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen wird. Aus Hamburger Sicht traf der Freiwurf von Marcin Lijewski zwei Sekunden vor Schluss noch in der regulären Spielzeit zum 30:30 ins Tor. "Wir müssen sehen, ob wir das beweisen können", sagt Schwalb.

Die HSV-Akteure selbst sind ratlos angesichts ihrer eigenen Leistung. Vom Selbstvertrauen vergangener Tage ist nichts mehr übrig. Schlimmer noch, es scheint auch der Glaube an einen Erfolg gegen den neuen Meister THW Kiel im Final Four verloren gegangen. "Die Kieler haben keine Schwächen, im Prinzip können wir nicht gewinnen", sagt Matthias Flohr. Und auch Torsten Jansen fällt nichts ein, was für einen Erfolg des HSV sprechen könnte. "Vielleicht besteht gerade darin unsere Chance", so Jansen. Der 35-Jährige wird auch in der kommenden Saison beim HSV spielen. Sein Vertrag wurde um ein Jahr verlängert. Richtig freuen konnte sich der Linksaußen jedoch nicht darüber. "Vom Meistertitel im vergangenen Jahr redet keiner mehr, überall kommt uns Häme entgegen", so der Ex-Nationalspieler. Schwalb betont indes, wie wichtig die Vertragsverlängerung mit Jansen sei. "Wir brauchen keine Verjüngung der Mannschaft. Toto ist ein Kämpfer, der alles für den Verein gibt", so Schwalb.

Ein junges Gesicht soll die Hamburger künftig dennoch verstärken. Der HSV verpflichtet zur neuen Saison Torwarttalent Max-Henri Herrmann vom DHC Rheinland. Der 18-Jährige wird primär in der U 23 zum Einsatz kommen. Aufgrund des Kreuzbandrisses von Johannes Bitter sei es aber nicht ausgeschlossen, dass Herrmann auch bei den Profis zum Zuge komme, sagt Schwalb. Offen ließ der HSV-Coach Spekulationen der "Bild" um eine Verpflichtung von Stefan Kretzschmar als Sportdirektor oder Trainer, der bis 2009 Sportdirektor beim SC Magdeburg war. Demnach habe der HSV nach dem Aus in der Champions League bei Kretzschmar angefragt, ob er als "Feuerwehrmann" einspringen könne. Er habe damals abgelehnt, sagte Kretzschmar. Schwalb wollte dies nicht kommentieren und ließ auch offen, ob es zu neuen Verhandlungen kommen könnte. "Nur so viel: Kretzsche ist kein Lügner", sagte Schwalb.