Marcin Lijewski will die HSV-Handballer ins Finale führen

Hamburg. Gestern war ein großer Tag für Wiktor Lijewski. Mit seinem Danziger Kindergarten führte der Sechsjährige ein Stück auf, und alle Eltern waren eingeladen. Sein Vater musste absagen, wie so oft bei solchen Anlässen. Marcin Lijewski, 33, reiste gestern mit der Mannschaft des HSV Hamburg nach Köln, wo am Wochenende die Champions-League-Endrunde ausgespielt wird. Für den polnischen Linkshänder könnte es der letzte große Auftritt im Vereinshandball werden. Noch hat er sich nicht entschieden, ob er den HSV um Auflösung seines noch ein Jahr gültigen Vertrags bittet.

Zweimal, 2004 und 2007, ist Lijewski mit der SG Flensburg-Handewitt im Endspiel gescheitert. Er werde alles daransetzen, dass es diesmal klappt, auch wenn Knie und Sprunggelenk schmerzen am Ende einer Saison, in der er im rechten Rückraum meist über 60 Minuten gefordert war. Den Druck aber hätten andere: der morgige Halbfinalgegner Ciudad Real zum Beispiel (18 Uhr), der den Titel in Spanien klar verpasst hat. Oder die Rhein-Neckar Löwen, deren Halbfinale gegen Barcelona (15.15 Uhr/jeweils Eurosport) die letzte Chance ist, die Saison noch zu retten.

Für Lijewski ist es nur der Nachwurf zur deutschen Meisterschaft: "Wir können mit Spaß an die Sache gehen, weil wir das Saisonziel erreicht haben." Unter den 145 Toren, die er beigesteuert hat, waren die zum Sieg gegen Kiel und die Löwen. Trainer Martin Schwalb bescheinigt ihm "eine Sensationssaison". Vielleicht wäre es nie dazu gekommen, hätte sein Bruder Krzysztof, 27, nicht lange aussetzen müssen. So aber durfte Marcin Lijewski anders als früher auch spielen, wenn einmal zwei Würfe vorbeigingen. Es kam selten genug vor.

"Durch die Schulterverletzung meines Bruders hatte ich mehr Möglichkeiten", sagt er. Und doch sei es auch für ihn eine schwere Zeit gewesen: "Es tat weh, Krzysztof im Training so traurig zu sehen." Nach den beiden Operationen habe er ihn bei sich aufgenommen und ihn bekocht. Dass sich ausgerechnet nun, da die beiden Nationalspieler ihren Platz beim HSV gefunden hätten, die Wege trennen werden, stimme ihn etwas wehmütig. "Aber ich kann Krzysztof verstehen, dass er zu den Rhein-Neckar Löwen geht. Dieses Angebot konnte man nicht ablehnen."

Wenn es nur danach ginge, müsste Marcin Lijewski wohl bleiben. Weitere Gründe gebe es genug: "Der HSV ist ein Riesenverein mit einer geilen Mannschaft in einer tollen Stadt. Ich bin unglaublich stolz, ein Teil davon zu sein." Doch nach neun Jahren in Deutschland sei er müde geworden, für Wiktor und Tochter Natalia, 9, der Wochenendvater zu sein. Zu seinem früheren Klub Wybrzeze Danzig, der in der zweiten polnischen Liga spielt, habe er gute Kontakte. "Dort kann man etwas aufbauen. Ich muss nicht immer an der Spitze spielen und viel Geld verdienen."

Eine Vorentscheidung könnte heute fallen, wenn die Beschwerdefrist des VfL Gummersbach gegen den Lizenzentzug abläuft. Sollte der Einspruch scheitern, könnte Nationalspieler Adrian Pfahl als Ersatz zum HSV kommen. Er träte ein schweres Erbe an.

Co-Trainer Goran Stojanovic stieg mit dem SC DHfK Leipzig durch einen 32:26-Sieg gegen Dessau-Roßlau in die Zweite Bundesliga auf. Der 45-Jährige war für die Relegationsspiele reaktiviert worden