Domagoj Duvnjak ist mit seinen 22 Jahren schon ein Schlüsselspieler bei den HSV-Handballern. Sein Vertrag soll bis 2017 verlängert werden.

Hamburg. Mal trägt er Bart, mal ist er glatt rasiert, mal lässt er seine schwarzen Haare lang wachsen, mal schneidet er sie modisch kurz. Nur auf dem Spielfeld bleibt Domagoj Duvnjak eine Konstante. Auf den 1,98 Meter großen, zwei Zentner schweren Kroaten können sich die HSV-Handballer verlassen, im Angriff wie in der Abwehr. Und dass die Hamburger die beste Saison ihrer Vereinsgeschichte morgen Abend in der ausverkauften O2 World mit einem Sieg gegen den VfL Gummersbach krönen und zum ersten Mal deutscher Meister werden können, ist - auch - ein Verdienst des 22-Jährigen, des jüngsten Stammspielers im Team.

Wie hoch der Anteil Einzelner am Gesamterfolg einer Mannschaft einzuschätzen ist, unterliegt meist einem breiten Spielraum an Interpretation. Mit der Verpflichtung Duvnjaks im August 2009, er kam für eine Million Euro Ablöse aus Zagreb, mögen die Hamburger jedoch das entscheidende Quäntchen Qualität im zentralen Rückraum zugelegt haben, das den Unterschied zwischen Platz eins und zwei in der Bundesliga ausmacht, der stärksten Handball-Liga der Welt. "Es war die absolut richtige Entscheidung, dass wir ihn geholt haben", sagt HSV-Präsident Andreas Rudolph, "er hat unsere Erwartungen voll erfüllt."

Wer Domagoj Duvnjak begegnet, glaubt, einen großen, schlaksigen Jungen vor sich zu haben. Sein Lächeln wirkt spitzbübisch charmant, so wie es Frauen lieben. Wenn ihm im Deutschen, das er seit anderthalb Jahren lernt, ein Satz grammatikalisch korrekt gelingt, was ihm immer öfter glückt, strahlt er wie nach einem dieser genialen Streiche zwischen den Handballtoren. "Ich fühle mich in Hamburg und beim HSV sehr wohl", sagt er, "deshalb bin ich in der Lage, gute Leistungen zu bringen. Aber ich wäre nichts, gar nichts ohne diese großartige Mannschaft."

Der Nachsatz ist bei ihm mehr als der übliche Hinweis von Mannschaftssportlern, dass es da auch ein paar andere gibt, die man jetzt mal erwähnen sollte. Domagoj Duvnjak ist ein Teamplayer, und das aus echter Überzeugung. Diese Einstellung macht ihn bei den Kollegen beliebt, weil er sie lebt, sich nie in den Vordergrund drängt. "Ich muss noch viel lernen, und ich habe in diesem Verein hervorragende Lehrmeister", sagt er.

Sein Vertrag beim HSV läuft bis 2014, erste Gespräche über eine Verlängerung bis 2017 haben stattgefunden. Duvnjak scheint nicht abgeneigt, seine Karriere in Hamburg fortsetzen zu wollen. "Aber eigentlich", schränkt er die Hoffnung auf eine schnelle Einigung ein, "bin ich niemand, der langfristig plant. Dafür bin ich zu jung."

Es ist zum einen diese jugendliche Unbekümmertheit, die einem Team der Erfahrenen wie dem HSV frische Impulse verliehen hat. Es ist andererseits vor allem seine sportliche Klasse, seine Dynamik, Technik, seine zuletzt oft hundertprozentige Wurfquote, seine überraschenden Zuspiele an den Kreis, die ihn zu einem wichtigen Faktor des Erfolges werden ließen. Duvnjak, sagen sie beim HSV, sei ein Juwel.

"Ihm fliegen alle Sympathien zu, gerade weil er manchmal ein bisschen verlegen wirkt. Er ist nicht der große Wortführer in der Kabine, sobald er aber einen Ball in der Hand hält, sind bei ihm alle Rezeptoren auf Vollgas gestellt", schwärmt HSV-Trainer Martin Schwalb.

Duvnjak weiß nicht nur durch die gegnerische Abwehr zu tanzen, aus der Distanz den Ball in den Torwinkel zu schleudern, "Dule", wie sie ihn beim HSV nennen, packt auch am eigenen Kreis kräftig zu. Manchmal noch zu ungestüm. Im Spitzenspiel in Kiel sah er frühzeitig die Rote Karte. "Das war eine harte Entscheidung", schimpft Duvnjak noch heute, "das war ein Foul, aber kein grobes. Ich bin kein unfairer Spieler." Nur ein sehr guter.