Die Hamburger Handballer planen für den kommenden Mittwoch nichts, sind aber im Fall des Gewinns des Meistertitels auf alles vorbereitet.

Hamburg. "Wir haben bisher keine Meisterfeier geplant!" Christoph Wendt, der Prokurist der HSV-Handballer, sagt das fast schon mit Abscheu in der Stimme; als wenn es etwas Unanständiges wäre, auf den Fall der Fälle, den Titelgewinn, vorbereitet zu sein. Schon am nächsten Mittwochabend könnte dieser eintreten, wenn der Bundesliga-Tabellenführer den VfL Gummersbach bezwingt. Jenes Vorhaben ist den Hamburgern in der vergangenen Saison zwar misslungen, der HSV verlor 31:39 (17:17). Damals versuchte HSV-Trainer Martin Schwalb aber, in der zweiten Halbzeit mit sieben statt sechs Feldspielern - also ohne Torwart - anzugreifen. Das ging schief. Mehrmals konnten die Gummersbacher Bälle vom eigenen Kreis ins leere HSV-Tor werfen.

Die Geschichte wird sich nicht wiederholen, und deshalb sagt Wendt auch noch: "Ich bin überzeugt, dass wir diesmal siegen werden. Und seien Sie sicher, dass wir dann in der Lage wären, spontan etwas zu organisieren. Allein die Tatsache, dass wir vor unseren Fans deutscher Meister werden können, ist bereits eine festliche Konstellation."

Die O2 World ist mit mehr als 13 100 Zuschauern ausverkauft, ob es noch freie Plätze im Skylight Café gibt, ermittelt der Verein. Auch Sportsenator Michael Neumann wird sich diese Begegnung nicht entgehen lassen: "Ich habe 15 Jahre lang Handball gespielt. Als Junge habe ich davon geträumt, bei einem Spiel, in dem es um die deutsche Meisterschaft geht, dabei zu sein. Jetzt bin ich es wenigstens als Zuschauer."

Neumann ist gebürtiger Dortmunder, aber auch die Hamburger Handball-Gemeinde muss in die Geschichtsbücher schauen, um die Daten der letzten Titelträger aus dieser Stadt herauszufinden. 1968 gewannen die Frauen des SC Union 03 die Meisterschaft, bei den Männern liegen derartige Erfolge weiter zurück. Anfang der 1950er-Jahre war die SV Polizei die überragende westdeutsche Handball-Mannschaft. Das Team um ("Atom"-)Otto Maychrzak (1927-2002) holte acht Titel, vier 1950-1953 in der Halle, vier 1951-1953 und 1955 auf dem Feld.

Jetzt also der HSV. Daran zweifelt bei sieben Punkten Vorsprung auf den THW Kiel bei vier ausstehenden Spielen niemand mehr. Die Meisterschale würde am 1. Juni nach dem Heimspiel gegen den TBV Lemgo an die HSV-Kapitäne Guillaume Gille und Pascal Hens übergeben werden. Auf den Rathausbalkon ginge es erst nach dem letzten Saisonspiel in Balingen, wohl am Sonntag, dem 5. Juni. Der sportliche Fahrplan steht dagegen fest. Schwalb bittet heute zum Training, am Wochenende ist frei, Montagnachmittag beginnt die Vorbereitung auf Gummersbach. Und nach dem Spiel ist - vor der Meisterschaftsfeier. Ideen dafür liegen bereits beim HSV in der Schublade.