Köln. Als sich Andreas Rudolph nach der Auslosung lächelnd von seinem Platz im 27. Stock des KölnSky-Turms erhob, hielt er zunächst eine vorsorgliche Entschuldigung an den Gegner für angemessen. "Sorry", sagte der Präsident der HSV-Handballer, an Luis Miguel López gewandt, den Manager von Renovalia Ciudad Real, "aber ihr könnt nicht gewinnen." Ob im Unterton tiefe Überzeugung mitschwang oder eher ein banger Wunsch, ließ sich nicht einwandfrei feststellen. In jedem Fall darf man es als Kampfansage verstehen.

Dreimal hat der spanische Meister den aktuellen deutschen Tabellenführer in der Champions League gestoppt, zweimal im Halbfinale, im vergangenen Jahr bereits eine Runde früher. Und nun treffen die Hamburger am 28. Mai im Halbfinale auch in ihrer vierten Champions-League-Saison ihren Bezwinger wieder, erstmals im Rahmen des Final-Four-Turniers in Köln.

Ein Angstgegner? "Ein Wunschlos", versicherte Rudolph, "wir haben noch eine Rechnung offen." Zuversichtlich stimme ihn, dass Ciudad Real die Meisterschaft wohl dem FC Barcelona überlassen muss, der im anderen Halbfinale auf die Rhein-Neckar Löwen trifft.

Als Schuldigen hat López die WM im Januar in Schweden ausgemacht: "Fast alle Spieler waren über die gesamte Turnierdauer höchster Belastung ausgesetzt. Deshalb ging unsere Formkurve steil nach unten." Inzwischen habe die Mannschaft wieder ihr höchstes Niveau erreicht. Dem HSV bescheinigte López "ein formidables Team", das sein Trainer Talant Dujshebaev allerdings in- und auswendig kenne: "Wir sind auf das Duell bestens vorbereitet." Das darf man als Drohung verstehen.