Hamburg. Nico Bein lehnt am Geländer auf der Empore zwischen Ober-und Unterrang und beobachtet für einen Moment das Treiben in der edel-optics.de Arena. Die Spieler des Nachwuchs-Basketball-Bundesligateams der Hamburg Towers absolvieren ihr Training. Werfen, Dribbeln, Laufen, ein Hauch von Normalität in Corona-Zeiten, in denen vieles anders ist. „Es ist schön, dass hier zumindest wieder ein Trainingsbetrieb herrscht. Ich freue mich aber auch darauf, wenn hier wieder die Bundesligamänner spielen können. Am liebsten mit Zuschauern“, sagt der Manager der Arena in Wilhelmsburg.
Damit das möglich wird, muss der 36-Jährige seine wohl größte berufliche Herausforderung bewältigen. Bein arbeitet derzeit an einem Hygienekonzept, das ermöglichen soll, dass die Towers in der neuen Saison der Basketball-Bundesliga (BBL) wieder vor Publikum spielen können. Am 6. November soll es so weit sein. „Derzeit sind in Hamburg 650 Zuschauer bei Veranstaltungen erlaubt. Ich habe die Hoffnung, dass wir mit unserem Schutz- und Hygienekonzept vielleicht auch mehr Menschen in die Arena lassen dürfen. Bis dahin haben wir alle noch viel Arbeit vor uns“, sagt Bein. Bei 650 Fans wäre die Einhaltung des vorgeschriebenen 1,5 Meter-Abstandes zum Nebenmann in alle Richtungen gewährleistet.
Meilenstein für die Zulassung von Fans
Ein Meilenstein für die Zulassung von Fans soll Anfang August gelingen. Gemeinsam mit dem Hamburger Labor Dr. Fenner und Kollegen wird unter Aufsicht einer Fachärztin für Virologie und Hygiene ein Aerosoltest in der Arena durchgeführt. Bei dem soll simuliert werden, wie sich die Luft-Partikel in der Spielstätte bei voller Laufleistung der Lüftung verhalten. Das Labor hat sich zur Vorbereitung alle technischen Daten der Belüftungsanlage zukommen lassen. Insgesamt wird der aufwendige Test einen fünfstelligen Betrag verschlingen. „Aber so können die Fachleute sehen, wie viel Liter Zu-und Abluft die Anlage bewältigen kann. In dem Test wird dann genau geschaut, in welchen Sektoren der Arena sich die Aerosole wie ausbreiten“, sagt Bein.
Die Fenster in der Dachkonstruktion werden kein Hilfe für die Belüftung sein. Diese sind sensorgesteuert und schließen bei Niederschlag und Wind automatisch. Immerhin könnte man die Fensterfront hinter dem Oberrang zur Unterstützung des Luftaustauschs öffnen. „Das Institut wird eine Empfehlung ausstellen, ob es möglich ist, bei Maskenpflicht am Platz den Mindestabstand von 1,5 Metern womöglich zu verringern. Wenn wir irgendwann mehr als die 650 Zuschauer reinlassen wollen, wird das nur mit Mund-Nase-Schutz möglich sein“, sagt der Arena-Chef. Selbst bei einer Auslastung mit 650 Zuschauern sei ein Mund-Nase-Schutz alternativlos. „Bei den Spielen wird geschrien und gesungen. Da stößt man viele Aerosole aus. Deshalb gehe ich davon aus, dass es ohne Schutz nicht gehen wird“, sagt Bein.
Tickets werden personalisiert sein
Für Familien wird es sogenannte Haushalts-Gruppen-Sitze geben, auf denen Familien nicht den gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand einhalten müssen. „Wir arbeiten auch an einer Lösung, dass Menschen aus zwei Haushalten ohne Abstand zusammensitzen können“, sagt Bein.
Bereits jetzt steht fest, dass die Tickets personalisiert sein werden. Am Eingang werden die Fans nur symptomfrei und nach dem Vorzeigen eines Ausweises Zugang erhalten. Der Zuschauerbereich wird in vier streng voneinander getrennte Sektoren aufgeteilt. Alle Bereiche haben eigene Sanitäranlagen. Die „Courtside-Plätze“, die direkt am Spielfeldrand sind, werden gesperrt sein. „Zur Spielfläche muss ein Zwei-Meter-Abstand gewährleistet sein“, sagt Bein.
Doch nicht nur die Sitzplangestaltung erfordert viel Detailarbeit. Ein wesentlicher Faktor in dem Konzept ist der Einlass vor und der Ausgang nach der Veranstaltung. „Auf den Tickets werden Zeitfenster vermerkt sein, wann der Zutritt erfolgen kann. Insgesamt werden wir vier Eingänge haben, sodass wir die An-und Abreise entzerren können“, sagt Bein. Bei der Anreise werden die Towers von ihrem Wunsch, die Besucher sollen möglichst mit der S-Bahn anreisen, abrücken. „Auch wenn es uns zuwider ist, wäre es besser, wenn die Menschen mit dem eigenen Auto oder am besten mit dem Fahrrad kommen würden“, sagt Bein.
Parkkonzept für Vier-und Zweiräder
Ein entsprechendes Parkkonzept für Vier-und Zweiräder wird derzeit parallel erstellt. Wie die Catering-Lösung in der Arena aussieht, ist dagegen noch unklar. Eine Option ist es, Essens-Stände vor der Arena aufzubauen. Auch eine App-Lösung ist ein Denkmodell. „Man könnte mit dem Smartphone am Platz bestellen und würde sein Essen oder das Getränk gebracht bekommen“, sagt Bein. An den Spieltagen wird ein externer Hygienebeauftragter die Abläufe der Basketball-Spiele kontrollieren.
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Wie viele Zuschauer letztlich zu den Towers-Heimspielen dürfen, kann von Heimspiel zu Heimspiel variieren. „Das ist inzidenzabhängig. Vor jedem Spiel wird geschaut, wie hoch die Zahl der Infektionen in Hamburg und im Umland war. Der Richtwert ist 35 Infizierte pro 100.000 Einwohner. Wenn der überschritten wird, werden keine Zuschauer zugelassen“, ergänzt Bein, der das Konzept bis Mitte September bei der Gesundheitsbehörde einreichen will.
Die Hamburg Towers sollen Interesse an einer Verpflichtung von Shooting Guard Max DiLeo (27) von Rasta Vechta haben.
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