Hamburg. Österreicher Peter Untersteiner triumphiert mit dem schwedischen Traber beim Großen Preis von Deutschland. Über die Veranstaltung.

Peter Untersteiner riss seinen Arm nach oben, streckte grinsend einen Finger in die Luft, da hatte sein Pferd Toto Barosso noch gar nicht die Ziellinie überquert. Mit einem unwiderstehlichen Schlusssprint gewann der Österreicher in einem breiten Favoritenfeld den mit 40.000 Euro dotierten Großen Preis von Deutschland auf der Bahrenfelder Trabrennbahnbahn. „Das war ein schöner Ausflug“, sagte der 60 Jahre alte Untersteiner, der seit 55 Jahren in Schweden lebt und arbeitet.

„Er war auf dem ganzen Weg eigentlich sehr faul. In der letzten Kurve habe ich dann aber gemerkt, dass er noch Kraft hat“, sagte Untersteiner, der das Rennen an letzter Stelle begann, sich unbemerkt nach vorne schlich und am Ende der letzten Kurve endgültig an allen anderen neun Fahren vorbeizog. Am Ende siegte Toto Barosso in 1:13.2 Minuten mit einer Siegquote von 87:10.

Reitsport: Triumph kam für Österreicher überraschend

„Wir haben erst im letzten Moment entschieden, dass wir nach Hamburg kommen. Der Weg von Schweden ist doch ziemlich weit und anstrengend“, berichtete Untersteiner. Auch für ihn selbst war der Triumph offenbar überraschend. „Er hat gut trainiert. Wegen der schlechten Startnummer acht und den unbekannten Gegnern war ich mir aber nicht sicher“, sagte der Österreicher.

Peter Weihermüller war mit dem sportlichen Niveau am gesamten Wochenende bereits vor dem abschließenden Highlight sehr zufrieden. „Sportlich ist es das hier Beste, was es in Deutschland gibt – vor allem, weil wir nicht nur ein Rennen hatten. Von den elf Rennen am Sonntag waren bei acht überdurchschnittlich gute und auch international renommierte Traber am Start. Neben dem Deutschen Derby in Berlin war das hier der internationale Höhepunkt des Jahres“, sagte der Geschäftsführer des Hamburger Trab-Zentrums (HTZ).

„Andreas Marx ist ein echter Pferdefreund"

„Und wir hatten auch schon am Sonnabend einen sehr schönen Renntag mit der deutschen Amateurmeisterschaft als Höhepunkt“, ergänzte er. Insbesondere für Gewinner Chimichurri, gefahren von Andreas Marx, habe er sich gefreut. „Der Sieg war eine kleine Überraschung“, sagte Weihermüller. „Andreas Marx ist ein echter Pferdefreund, ein richtiger Hobbyfahrer. Das war wirklich großartig.“

Den mit 30.000 Euro dotierten Preis von Hamburg für fünfjährige Pferde, zweiter Höhepunkt am Sonntag, gewann Favorit Oscar L.A. mit Joakim Lövgren vom schleswig-holsteinischen Gestüt Lasbek. Im vergangenen Jahr hatte Oscar L.A. noch beim Großen Preis von Deutschland triumphiert.

Großes Zuschauerinteresse in Hamburg

„Dieses Pferd ist ein Gigant. Er ist sehr intelligent und macht es mir immer sehr einfach“, sagte Lövgren. Wie schnell aber auch Favoriten aus dem Tritt geraten können, zeigte sich zuvor in mehreren kleineren Rennen. „Es kann theoretisch ein einfaches Blatt Papier oder eine andere Irritation sein, dass das Pferd aus dem Tritt bringt“, weiß Weihermüller.

Das Zuschauerinteresse machte den HTZ-Geschäftsführer derweil bereits am Sonnabend überaus glücklich: „Renntage am Sonnabend sind für uns oft nicht so einfach, weil wir die Fußball-Bundesliga als Gegner haben. Da geraten wir schnell in den Hintergrund. Am Ende war es aber ein rundum gelungener Tag mit rund 900 Besuchern.“

Einige Besucher mussten nach Hause geschickt werden

Am Sonnabend betrug das Preisgeld insgesamt 80.000 Euro, am Sonntag 125.000. „Der Wettumsatz von 125.000 Euro am Sonnabend war ein ordentliches Ergebnis“, resümierte Weihermüller. Am Sonntag lag dieser bei rund 200.000 Euro. „Am Sonntag sind erstaunlich viele Besucher gekommen. Das ist sehr erfreulich. Da hat uns unser 2G-Konzept wirklich geholfen“, freute sich Weihermüller, der zuvor auf 1500 Besucher gehofft hatte, die dann auch kamen.

Für einen Wermutstropfen habe jedoch gesorgt, dass einige Besucher, die zwar zum Teil getestet, aber weder geimpft noch genesen, nicht auf das Gelände gelassen werden konnten. „Wir mussten manche Gäste aus den Niederlanden oder auch einige junge Familien leider wieder nach Hause schicken. Das tat natürlich weh“, sagte Weihermüller.

Reitsport: Untersteiner bekam ein kühles Blondes

„Eine Veranstaltung wie diese könnte auch noch 1000 Besucher mehr gebrauchen. Auf dem Gelände wäre noch mehr Platz gewesen. Trotzdem sind wir mit dem Interesse erst einmal zufrieden“, resümierte der HTZ-Geschäftsführer. Vor der Corona-Pandemie kamen an großen Rennwochenenden in der Regel zwischen 2700 und 3000 Trabsportfans nach Bahrenfeld.

Und Untersteiner? Der hatte bei seinem Ausflug nach Hamburg nach seinem Triumph nur einen Wunsch. „Ich hatte gehofft, dass es hier gutes Bier gibt“, scherzte der Wahl-Schwede unter dem Gelächter der Zuschauer. Am Ende war es Geschäftsführer Weihermüller höchstpersönlich, der dem Sieger das kühle Blonde vom Getränkestand brachte. Na dann, Prost!