Die Reaktion des deutschen Nationalspielers nach dem mühesamen Erfolg gegen Algerien im ZDF-Interview sorgte für Aufsehen. „Ich hab' meinen Emotionen freien Lauf gelassen“, sagte Mertesacker.

Rio de Janeiro. Per Mertesackers heftige Reaktion im ZDF-Interview nach dem mühsamen Sieg im WM-Achtelfinale gegen Algerien war nach eigener Aussage keine geplante Aktion. „Nein, überhaupt nicht. Man entdeckt sich ja als Mensch immer wieder neu. Für mich ist die Sache schon abgehakt. Ich hab' in dieser Situation meinen Emotionen freien Lauf gelassen. Ich glaube, es steht jedem Sportler das Recht zu, so auf Fragen zu antworten, wie er es momentan fühlt“, sagte der Innenverteidiger der deutschen Nationalmannschaft in einem Interview der „Mittelbayrischen Zeitung“, „Südwest Presse“ und „Fuldaer Zeitung“.

Zugleich betonte er: „Diese Reaktion war absolut nicht kalkuliert.“ Er habe aus den Fragen „eine negative Sichtweise herausgehört, und diese Meinung habe ich eben nicht geteilt. Genauso, wie der Interviewer fragen kann, was er will, kann ich antworten, was ich möchte.“ Die Kritik an der Spielweise der deutschen Mannschaft und an der Taktik mit vier Innenverteidigern ist für den 29-Jährigen vom FC Arsenal kein Thema, solange die Ergebnisse stimmen: „Wir möchten hier in Brasilien was reißen. Was bestimmte Leute vorher, zwischendurch oder hinterher sagen, interessiert mich dabei nicht.

„Wat woll'n Sie jetzt von mir?“, pampte Mertesacker den ZDF-Reporter Boris Büchler in der Nacht zu Dienstag an. Der hatte eigentlich nur wissen wollen, warum es im Achtelfinale gegen Algerien stellenweise nicht so gut gelaufen war. Das ließ der Verteidiger kurz nach dem Spiel, das in die Verlängerung ging, aber nicht auf sich sitzen: „Glauben Sie unter den letzten 16 ist irgendwie eine Karnevalstruppe?“

Als der Reporter nicht locker ließ, reichte es Mertesacker schließlich: „Ich verstehe die ganze Fragerei nicht.“ Hinterher zeigte sich der Spieler versöhnlich: „Algerien war ein richtig harter Brocken“, erklärte er am Dienstag auf seiner Facebook-Seite. „Emotionen gehören zum Fußball...auch direkt nach dem Spiel.“ Das ZDF nahm ihm den Ausraster nach eigenem Bekunden ohnehin nicht allzu übel: „Das war ein Interview in einer besonders extremen Situation“, sagte ein Sprecher des Senders. Man habe „Verständnis für beide Akteure“.

Im Internet verbreitete sich das Video schnell: „Das war endlich mal eine ehrliche Antwort“, kommentierte eine Nutzerin bei Twitter. Ein anderer will den Fußballer sogar als Vorbild nehmen: „Ich beantworte heute alle Fragen mit: „Wat wolln se jetzt von mir?“ Auf YouTube war das Video am Dienstag bereits rund 160.000 Mal aufgerufen worden. Für TV-Moderator Markus Kavka war das Interview sogar der Höhepunkt des Fußballabends: „Merte for President“, twitterte Kavka. „Ich leg mich jetzt auch drei Tage in die Eiswanne. Riesenidee.“ Mertesacker hatte in dem Interview auch angekündigt, sich „erstmal drei Tage in die Eistonne“ zu legen.

Andere feierten Mertesacker schon als „Karnevalsprinz“ oder bezeichneten ihn als neuen Rudi Völler. Völler, heute Sportdirektor beim Bundesligisten Bayer Leverkusen, war in der Vergangenheit ebenfalls mit harschen Worten aufgefallen. 2003 war Völler als damaliger Teamchef nach einem 0:0 der DFB-Elf in Island förmlich explodiert: „Ich kann diesen Käse nicht mehr hören nach jedem Spiel“, schnauzte er in einem ARD-Interview den Moderator Waldemar Hartmann an. „Das ist das Allerletzte.“