Joachim Löw überlegt, gegen Algerien erneut auf Sami Khedira im defensiven Mittelfeld zu setzen. Philipp Lahm bekommt ein Extralob des Trainers, die Aufgabenteilung in der Mannschaft passe gut.

Porto Alegre. Die heikle Personalfrage im Mittelfeld ist für Joachim Löw „ein bisschen eine Bauchentscheidung“. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika stabilisierten Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira Seite an Seite im Zentrum das deutsche Spiel – im aktuellen WM-System ist in Brasilien weiter nur für einen Platz.

Gegen Portugal und gegen Ghana stand Champions-League-Sieger Khedira in der Startformation, gegen die USA lief Club-Weltmeister Schweinsteiger von Beginn an auf.

„Die körperlichen Voraussetzungen sind gut, beide haben Fortschritte gemacht, beide können Aufgaben erfüllen, die man sich vorstellt auf dieser Position“, sagte der Bundestrainer vor dem Achtelfinalduell gegen Algerien an diesem Montag (22.00 Uhr/ZDF). Zwar erklärte der Bundestrainer, dass Schweinsteiger und Khedira „selbstverständlich zusammen spielen können“.

Aber im aktuellen WM-Masterplan ist das nur Theorie: Entweder Chefstratege Schweinsteiger oder Leader Khedira – Löw muss sich und den Fans beantworten, wer an der Seite von Kapitän Philipp Lahm und Toni Kroos im Zentrum agiert. „Die Aufteilung passt ganz gut“, wertete Löw die bisherigen Einsätze.

Lahm sorgt laut Löw für „Symmetrie“

Im Zuge der Schweinsteiger-Khedira-Spekulation begründete der Bundestrainer mit Blick auf deren Fitnesszustand nach Verletzungen auch noch einmal die Versetzung Lahms von der Außenverteidiger-Position ins Mittelfeld. Es sei schwer einzuschätzen gewesen, ob Schweinsteiger und Khedira bei Hitze und Reisestrapazen bis zu sieben Spiele auf höchstem Niveau bestreiten könnten, erläuterte der Bundestrainer. „Von daher war für mich klar: Philipp Lahm spielt im Mittelfeld.“ Der Kapitän sorge für eine gute Symetrie, sei zudem sehr ballsicher. „Diese Entscheidung halte ich nach wie vor für absolut richtig“, konstatierte Löw.

Daher will er auch nicht mehr über die Positionsverschiebung diskutieren. Und Lahm selbst mochte sich auf dem Weg zum Achtelfinalspiel auch nicht damit aufhalten. „Ich lebe hier nicht in irgend so 'ner Blase. Ich lese auch Zeitung, deswegen bekomme ich das natürlich auch mit“, erklärte der Kapitän. „Für mich ist das Wichtigste, dass die Mannschaft erfolgreich spielt und dass sich die Mannschaft immer wieder weiter entwickelt. Das haben wir definitiv gemacht.“

Lahm und Kroos, die zu den Top-Passgebern der WM zählen, kreiselten mit Schweinsteiger an der Seite sehr sicher gegen das Klinsmann-Team. „Bastian hat jetzt gut gespielt. Man muss sehen, wie das für die nächsten Spiele aussieht“, sagte auch Löw – und Khedira habe die notwendige Pause in jedem Fall „gut getan“.

Khedira war mit Pause zufrieden

Das sah der Löw-Liebling ebenso. „Aus Sicht auf das weitere Turnier war es ganz gut für mich, 'mal eine Pause zu machen, um dann die nächsten Tage wieder ordentlich zu trainieren und dann ins Achtelfinale und die K.o.-Phase zu gehen“, erklärte der 27-Jährige Khedira. „Wir müssen für jedes Spiel die perfekte Aufstellung finden. Der Bundestrainer hat seinen Plan und muss entscheiden, was für ihn und die Mannschaft das Beste ist.“ Natürlich könne er auch „mit Basti gut zusammenspielen“. Aber diese Möglichkeit sah Löw – mit Blick auf die vielen Verletzungszeiten der zwei Führungsspieler – in Brasilien bislang nicht. Und Schweinsteiger? Der schweigt.

Die Zuwendung für Khedira, für den Löw schon bei der WM-Nominierung eine Ausnahme machte und trotz Reha nach Kreuzbandriss lange auf den Real-Mann wartete, fiel bei Löw zuletzt immer etwas stärker als für Schweinsteiger aus. Doch ein gutes Argument, den 29 Jahre alten Vize-Kapitän nach dessen starkem Auftritt gegen die USA wieder aus dem Team zu nehmen, gibt es eigentlich nicht. „Beide haben sich nach Verletzungen herangekämpft, beide sind extrem wichtig für die Mannschaft, beide sind extrem wichtig für mich“, positionierte sich der Bundestrainer vor dem Start in die K.o.-Runde nicht klar.

Setzt Löw also auf die Fähigkeiten von Taktgeber Schweinsteiger, der „seine Sache sehr, sehr gut gemacht hat“? Oder baut der Bundestrainer gegen Algerien wieder auf die Power Khediras, der die Qualität nach vorne hat, wenn er aus der tiefen Position in die Spitze hineinstößt? „Wir werden beide brauchen“, versicherte Löw. Aber nur einen in der Startformation.