Suárez sorgte mit seiner Beißattacke gegen den Italiener Chiellini für Aufsehen. Egal ob als weißer Hai, Hannibal Lecter oder Uruk-hai – im Internet kursieren zahlreiche Fotomontagen des Stürmers.

Die Floskel vom schwer gesprächigen Bild, das mehr sagt als tausend Worte, sie ist ziemlich abgegriffen. Aber – ein wenig Bildbearbeitungsgeschick vorausgesetzt – auch sehr wahr. Die mal rühmlichen, mal unrühmlichen Begebenheiten bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien finden ihren Niederschlag nicht nur in Artikeln und Kommentaren, auch in teils brüllkomischen Fotomontagen. Das aktuelle Lieblingsopfer der Hobby-Photoshopper und Bilder-Bastler ist Luis Alberto Suárez Díaz oder kurz: Beißer. Der uruguayische Stürmer und aktuelle Torschützenkönig der englischen Premier League hat es aber auch wirklich nicht besser verdient.

Wie man zum wiederholten Mal darauf kommt, einen Gegenspieler nicht einfach nur umzugrätschen – das ist man von den Spielern der Celeste ja gewohnt –, sondern zu beißen, das können wohl nur Psychologen ergründen. Oder Ernährungswissenschaftler. Jedenfalls passt dazu tatsächlich nur die Kurvenweisheit „Das hat mit Fuß, das hat mit Ball, das hat mit Fußball nichts zu tun“.

Ebenso wenig wie die teils haarsträubenden Leistungen der Schiedsrichter, die sich wie ein elf Meter langer, rot-gelber Faden durch die Spiele ziehen. Angefangen mit dem Auftaktspiel, bei dem der (Un)Parteiische Yuichi Nishimura mit größtmöglicher Nonchalance den Gastgeber auf den richtigen Weg führte, hagelte es zumindest gefühlt in jedem zweiten Spiel einen dicken Patzer. Immerhin kann sich Nishimura jetzt rühmen, als Totschlagargument durch das Netz zu geistern.

Aber glücklicherweise ist, wo viel Schatten ist, auch eine Menge Licht. Robin van Persies grandioser Flugkopfball beförderte den Niederländer zum Superhelden Flying Dutchman, der mit Cape in Oranje im Tiefflug die Spanier zerlegte. Das Spiel bot obendrein die gute Gelegenheit, das Bild von der Orange und der Saftpresse noch einmal auszupacken, das stets dann gute Dienste leistet, wenn Mannschaften aus Südfrüchte-reichen Nationen unerwartet hoch gegen irgendjemand anderen verlieren.

Miroslav Kloses 15. WM-Tor bekam natürlich auch mit Lichtleiter-Geschwindigkeit sein eigenes Bild verpasst: Wer nicht mit einem Salto-Best-of oder Rechenspielen punkten wollte, die ergeben, dass der deutsche Stürmer allein fast genauso so viele Tore während der vergangenen vier Weltmeisterschaften erzielt hat wie die gesamte englische Nationalelf, der verbreitete „Klonaldo“, die possierliche Kombination der beiden Rekordtorschützen Klose und Ronaldo.

Aber natürlich muss man nicht immer verfremden: Oliver Kahns möglicherweise nicht ganz zu Ende gedachter Kommentar zur Beißattacke von Suárez, ein solches Verhalten kenne man „sonst nur von Tieren“, quittierte die feixende Twitter-Gemeinde mit einem gut fünfzehn Jahre alten Bild: Das zeigt den damaligen Bayern-Torhüter beim Versuch, dem Dortmunder Stürmer Heiko Herrlich in den Hals zu beißen. Na dann, Mahlzeit.