Noch geht Bundestrainer Löw vor dem WM-Start gegen Portugal einige „Planspiele“ durch, aber das „Gerüst“ der Startelf steht. Knifflig ist aber immer noch die Besetzung im Mittelfeld.

Santo André. Wer ersetzt den verletzten Marco Reus? Müssen Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira auf die Bank? Besser ein 4-3-3 oder ein 4-2-3-1? Eine Woche vor dem Gruppenspiel grübelt Bundestrainer Joachim Löw noch über die deutsche WM-Formation für das erste Gruppenspiel am Montag in Salvador gegen Portugal.

„Natürlich gibt es Planspiele, natürlich weiß ich in etwa, wer spielen wird. Aber letzte Entscheidungen treffe ich nach den Trainingseinheiten, auch danach, wer sich gut anpasst an Brasilien“, erklärte Löw. „Jetzt schon über die endgültige Aufstellung zu reden, ist völlig verfrüht.“

Wichtig werden auch die Eindrücke bei den nächsten Trainingseinheiten sein. „Wir Trainer müssen uns ständig damit beschäftigen, Baustellen zu schließen und Dinge zu optimieren. Da ist nie ein Ende in Sicht, es ist ein laufender Prozess“, betonte der Bundestrainer. „Das wird auch nach dem ersten Spiel gegen Portugal so sein. Auch dann werden wir uns überlegen müssen, was sind Ansatzpunkte, um in einigen Bereichen noch etwas besser zu werden? Wie können wir stabiler werden, wie können wir uns steigern? Das wird uns über das gesamte Turnier in Brasilien begleiten.“

Die Planspiele um die einzelnen Mannschaftsteile im Überblick:

Tor: Alles läuft auf einen Einsatz von Manuel Neuer zum WM-Auftakt hinaus. Die Nummer 1 hechtete im Training wieder nach Bällen, spielte aber noch nicht wieder mit der Mannschaft. „Von Tag zu Tag entscheiden wir, wie der weitere Ablauf ist“, sagte Löws Assistent Hansi Flick. Vertreter Roman Weidenfeller bot in den jüngsten Testspielen gute Leistungen und auch in der Champions League schon überragende Auftritte. Aber Löw schätzt an Neuer neben den Torhüter-Fähigkeiten ganz besonders dessen fußballerische Stärke und die schnelle Spieleröffnung.

Abwehr: Seit Jahren sind die Positionen der Außenverteidiger die größte Baustelle im DFB-Team – und jetzt zieht Löw wohl den einzigen Weltklasse-Mann dafür ins Mittelfeld ab. Den Part von Philipp Lahm übernahm zuletzt der etatmäßige zentrale Abwehrmann Jerome Boateng. Auf dem für ihn ungewohnten linken Posten durfte Benedikt Höwedes ran. Neben Per Mertesacker und Mats Hummels in der Mitte macht das eine Abwehrreihe, die gleich von vier Innenverteidigern gebildet wird.

„In manchen Spielen ist es in Brasilien nicht unbedingt erforderlich, dass die Außenverteidiger immer ganz nach vorne gehen und permanent über die Außenpositionen kommen“, begründete Löw die Variante. Im Training ließ er Boateng/Mertesacker und Hummels/Höwedes immer nebeneinander agieren. Positiv könnten sich vier lange Spieler auch für die Kopfballstärke bei Offensiv-Standards auswirken.

Defensives Mittelfeld: Kapitän Philipp Lahm wird bei seinem sechsten Turnier vermutlich im Mittelfeld an den Start gehen. „Wenn man im letzten Spiel vor einer WM auf einer Position spielt, dann geht man auch davon aus, dass man auf dieser Position eingesetzt wird“, ließ Lahm seinen Wunsch anklingen. Auch von Toni Kroos, der in einem 4-2-3-1-System auch eine Reihe weiter vorne eingesetzt werden könnte, erwartet sich Löw „eine ganz andere Rolle als 2012. Er hat Spiele geprägt bei uns.“

Stellt sich die Frage, wer bleibt vom über Jahre gesetzten und jetzt nach Verletzungen von Topform noch entfernten Duo Bastian Schweinsteiger/Sami Khedira draußen? Lediglich im 4-3-3 wäre für beide an der Seite des unantastbaren Lahm Platz. „Meine Einschätzung ist, dass beide extrem wertvoll für uns sind und es auch bei diesem Turnier sein werden“, versicherte der Bundestrainer.

Offensives Mittelfeld/Sturm: Auf die Angriffslösung mit Miroslav Klose als klassischem Mittelstürmer in der Startformation deutet nichts hin. Nach dem WM-Aus des verletzten Marco Reus sind in der Offensive noch einige Fragen zu klären. Thomas Müller und Mario Götze sind Kandidaten für die falsche Neun. Vieles spricht nach den ersten Trainingseinheiten in Brasilien für ein offensives Trio im 4-3-3.

Löw will dem zuletzt schwächelnden Mesut Özil „Selbstbewusstsein geben durch Gespräche und Vertrauen“. Lukas Podolski und André Schürrle drängten sich als Ersatz von Reus besonders auf. Spieler, „die im schnellen Abschluss ihre Qualitäten haben“, wie Flick anmerkte. „Die Gegner spielen gegen uns anders, viel kompakter als 2010. Wir müssen flexibler agieren und mehrere Lösungsmöglichkeiten haben.“

So könnte die deutsche Startelf gegen Portugal aussehen: Neuer – Boateng, Mertesacker, Hummels, Höwedes – Khedira, Lahm, Kroos - Müller, Özil, Schürrle