Die Selecao hat endlich den den Zauberkasten geöffnet. Mit einer Fußball-Gala fertigte Titelverteidiger Brasilien in Dortmund Japan mit 4:1 ab und marschierte im Samba-Schritt dem Achtelfinal-Duell mit WM-Neuling Ghana entgegen. Sogar Schwergewicht Ronaldo zeigte sich leichtfüßig und erzielte seine WM-Tore 13 und 14.

DORTMUND. Ausgerechnet Stürmerstar Ronaldo hat den schlafenden Fußball-Riesen Brasilien wachgeküßt. Das übergewichtige Sorgenkind war der überragende Mann beim Titelverteidiger. Der Asienmeister mit seinem brasilianischen Trainer Zico verpaßte nach der Lehrstunde durch die "Seleçao" die Sensation und muß nach drei sieglosen Begegnungen bei der WM die Koffer packen.

In einem mitreißenden Spiel vor 65 000 Zuschauern in Dortmund glich der zuletzt heftig kritisierte Ronaldo (45.+1) zunächst die überraschende Führung der Japaner durch Keiji Tamada (34.) aus und sorgte schließlich mit seinem 14. WM-Tor (81.) für den krönenden Abschluß einer überzeugenden Darbietung der Brasilianer. Damit überholte Ronaldo in der ewigen WM-Torschützenliste seinen Landsmann Pele und den Franzosen Just Fontaine und zog mit Rekord-Torjäger Gerd Müller gleich. Die weiteren Treffer steuerten Juninho (53.) in seinem ersten WM-Einsatz und der Berliner Bundesliga-Profi Gilberto (59.) mit seinem ersten Treffer im Nationaltrikot bei.

Im Achtelfinale trifft der wieder erstarkte fünfmalige Champion am Dienstag in Dortmund auf WM-Neuling Ghana. Die "Black Stars" hatten am Nachmittag für die erste Überraschung des Turniers gesorgt und durch ein 2:1 gegen die USA den Sprung in die K.o.-Runde geschafft.

Gleich auf fünf Positionen hatte Trainer Carlos Alberto Parreira sein Team umgebaut. Gilberto, Juninho, Cicinho, Gilberto Silva und Robinho durften von Beginn an ran und zeigten sofort, daß sie die Chance, sich durch überzeugende Leistungen in die Mannschaft zu spielen, nutzen wollten. Vor allem der 22 Jahre alte Robinho setzte als Sturmpartner von Ronaldo Akzente.

In der munteren ersten Hälfte mit hohem Tempo und zahlreichen Torchancen versprühten ausgerechnet die bislang zu Bankdrückern degradierten Brasilien-Stars endlich die so schmerzlich vermißte Spielfreude. Auch der "Weltfußballer des Jahres" Ronaldinho ließ sich nach bislang eher mäßigen Leistungen von seinen Mitspielern anstecken und harmonierte mit dem starken Juninho im Mittelfeld hervorragend.

Völlig überraschend fiel daher der Führungstreffer für den Asienmeister. Der erstmals von Beginn an spielende Tamada rechtfertigte nach einem glänzenden Paß des gebürtigen Brasilianers Alex dann auch seine Nominierung. Der Sturmlauf der Brasilianer wurde kurz vor der Pause belohnt, als Ronaldo per Kopf eine Vorlage seines Teamkollegen von Real Madrid, Cicinho, nutzte.

Auch nach dem Wechsel machten die Ball-Zauberer dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff legte Ronaldinho per Hacke quer auf Ronaldo, doch der verfehlte knapp das Ziel. Besser machte es Juninho vom französischen Meister Olympique Lyon, bei dessen Schuss aus 25 Metern allerdings der bis dahin so glänzend haltende Kawaguchi kräftig mithalf und den Ball durch die Hände gleiten ließ. Gegen die Treffer von Gilberto und Ronaldo war der 30 Jahre alte Schlußmann allerdings machtlos.