FC St. Pauli

Nur Mittelmaß – Kiezclub setzt auf das Prinzip Hoffnung

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Lukas Daschner und der FC St. Pauli entfachen zu wenig Offensivpower. Ein Grund für die mittelmäßige Platzierung.

Lukas Daschner und der FC St. Pauli entfachen zu wenig Offensivpower. Ein Grund für die mittelmäßige Platzierung.

Foto: Imago Images

Trainer Timo Schultz setzt auf eine zügige Entwicklung seiner ungefährlichen Stürmer. Mangelnde Spielpraxis war vor der Saison bekannt

Hamburg.  Während die Spieler des FC St. Pauli am Montagvormittag – wie am Tag nach einem Spiel üblich – ihr Regenerations- sowie Spielersatztraining absolvierten, war unter den wenigen Trainingsbesuchern am Rand das enttäuschende 1:1 gegen den SV Sandhausen immer noch das beherrschende Gesprächsthema. Genauer gesagt: die mangelnde Chancenverwertung und damit Torausbeute, die in der noch halbwegs jungen Saison bereits mindestens vier Punkte gekostet hat. Auch im Netz wurden diese Defizite, die das Team weiter im Mittelmaß der Zweiten Liga verharren lassen, und deren Folgen eifrig thematisiert.

FC St. Pauli: Fan-Blogs kritisieren den Kiezclub

„Liebe Lesende, wie rütteln wir diesen Verein wach? Wie kriegen wir unser Potenzial als Verein umgesetzt? Wie kommen wir aus dieser Liga heraus? Wir und Sandhausen sind die Dinos der 2. Liga. Für Sandhausen ist das ein Erfolg. Für uns ein Misserfolg“, schrieb beispielsweise der „magischerfcblog“. Und Tim Eckhardt vom Blog „Millernton“ befand: „Das war das nicht benötigte, aber nun vorhandene Beweisstück 8 diese Saison, dass es offensiv an Durchschlagskraft fehlt.“

Dabei sind die 14 erzielten Tore, davon nur vier von nominellen Stürmern, per se kein schlechter Wert nach acht Spielen. Angesichts der offensiven und damit auch bewusst risikoreicheren Spielweise, die gegnerische Tore in Kauf nimmt, ist diese Ausbeute dennoch zu gering. Da es das St.-Pauli-Team nur im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg (3:0) schaffte, ohne Gegentreffer zu bleiben, sorgten die 14 Treffer nur für zehn Punkte. Anders ausgedrückt: Jedes St.-Pauli-Tor führt im Schnitt nur zu 0,71 Punkten. Wie es anders geht, zeigt dem Kiezclub ausgerechnet Stadtnachbar HSV, dem bisher zwölf eigene Treffer reichten, um 18 Punkte zu sammeln. Die daraus resultierenden 1,5 Punkte pro Tor belegen eine mehr als doppelt so hohe Effektivität.

„Wir werden weiter an den Themen arbeiten. Die Spieler sind zum Teil sehr jung und müssen noch ihre Erfahrungen machen. Ich hoffe, dass sie sich möglichst schnell entwickeln“, sagte Trainer Timo Schultz nach dem Spiel gegen Sandhausen. Von der grundsätzlich offensiven Ausrichtung wird er nicht komplett abrücken. Ein Spielverhinderungsfußball, wie ihn der SV Sandhausen unter Trainer Alois Schwarz wieder praktiziert, entspricht zum einen überhaupt nicht der Philosophie des 45-Jährigen, zum anderen ist der Kader für solch einen Stil nicht zusammengestellt.

Stürmer-Problem kostete den FC St. Pauli bisher Punkte

Es bleibt also zunächst nur das Prinzip Hoffnung. Hoffnung vor allem auf eine zügige Entwicklung der vorhandenen Stürmer Johannes Eggestein, Etienne Amenyido, David Otto und Igor Matanovic zu Akteuren, die vor dem Tor mehr Entschlossenheit und Abgebrühtheit entwickeln. „Wir erhoffen uns in den nächsten Wochen schon eine höhere Effektivität“, sagte Schultz dazu. Kürzlich hatte er auch darauf hingewiesen, dass seine Angreifer sowie auch der offensive Mittelfeldakteur Lukas Daschner in der vergangenen Saison keine Stammspieler waren und ihnen daher Spielpraxis fehlt.

Dieser Umstand war allerdings vor der Saison bekannt, ist also ein bei der Personalplanung bewusst eingegangenes Risiko. Die Hoffnung auf die Verstärkung mit einem typischen Mittelstürmer, einem echten Neuner, muss indes auf die Rückrunde verschoben werden. Bis dahin dürfen nur vertragslose Spieler verpflichtet werden. Aus diesem Kreis eine Soforthilfe für diese prominente Position zu finden dürfte zu viel des Prinzips Hoffnung sein.

Abwehrspieler Christopher Avevor (30), der in der vergangenen Woche knapp 22 Monate nach seinem bisher letzten Punktspiel erstmals wieder am Mannschaftstraining teilgenommen hatte, musste am Montag mit dem Training aussetzen. Der frühere Kapitän war zweimal am Sprunggelenk operiert worden.

( C.H. )

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