Hamburg. Als der „K-Block“ der Ultra-Fans von Dynamo Dresden am 22. September in einer Reihe von Twitter-Mitteilungen erklärte, „als aktive Fanszene nicht nach Hamburg zu fahren“, da haben St. Paulis Sicherheitsbeauftragter Sven Brux und die zuständigen Ordnungsbehörden erleichtert aufgeatmet. Die Sicherheitslage rund um das Zweitligaspiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) zwischen St. Pauli und Dynamo Dresden hat sich damit deutlich entspannt.
Man musste ja wieder so einiges befürchten. Teile beider Fangruppierungen kann man durchaus als verfeindet bezeichnen, dementsprechend war die Partie von der Polizei wie zuletzt auch als Risikospiel eingestuft worden.
Das ist nun nicht mehr der Fall. „Nachdem bekannt wurde, dass ein Großteil der gegnerischen Fanszene nicht zum Spiel kommen wird, wurde die Partie von der Polizei auf ein ,Normalspiel‘ zurückgestuft“, teilte der FC St. Pauli auf Abendblatt-Anfrage mit. Damit kann auch die Zahl der bereitgestellten Polizisten reduziert werden.
FC St. Pauli: Feindbilder auf beiden Seiten aufgebaut
Für das Spiel stehen Dynamo zwar 1504 Karten zur Verfügung, mit gewaltbereiten Anhängern rechnet man nach der Twitter-Mitteilung der Ultras jedoch nicht mehr. Das legen auch die Informationen aus Sachsen nahe. „Der FC St. Pauli ist im Vorfeld der Spiele grundsätzlich mit allen Sicherheits- und Fanbeauftragten gegnerischer Teams im Austausch – so auch bei Dynamo Dresden“, betont der Verein.
Die Dresdner Fanszene ist eine der aktivsten im deutschen Fußball. Die Stimmung und Unterstützung für das eigene Team ist großartig und bedingungslos. Einerseits. Andererseits gibt es seit Jahren immer wieder und regelmäßig gewalttätige Ausschreitungen, an denen Dynamo-Fans beteiligt sind. Stets ist von offizieller Seite in Dresden von „Aufarbeiten“ und „nicht zu akzeptieren“ die Rede, nachhaltige Effekte scheint das aber kaum zu haben.
Schon gar nicht, wenn es gegen den FC St. Pauli geht. Da haben sich bei manchen Anhängern beider Seiten wahrscheinlich auch durch unterschiedliche politische Weltanschauungen Feindbilder aufgebaut, die über eine gesunde Rivalität auf dem Fußballplatz hinausgehen.
FC St. Pauli: Unruhen bei vergangenen Gastspielen
Die vergangenen beiden Gastspiele der Dresdener am Millerntor waren dementsprechend von massiven Unruhen überschattet. Nach dem Spiel am 1. Dezember 2018 musste Dynamo Dresden 40.500 Euro Strafe zahlen, weil Teile seiner Fans im Stadion die Toiletten im Gästebereich zerstört hatten, den Hitlergruß zeigten und ein frauenverachtendes Spruchband aufzogen. Sechs Polizisten und 25 Störer wurden bei Krawallen nach der Partie verletzt.
Bei Ausschreitungen am 14. Februar 2020 wurden 18 Menschen verletzt, darunter Ordner und Polizeibeamte. Vier Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Insgesamt kam es zu 22 Festnahmen. St. Paulis Torwarttrainer Mathias Hain war als Augenzeuge fassungslos: „So ein feiges Pack. Die prügeln auf 65-jährige Ordner ein.“
FC St. Pauli rechnet mit 15.000 Besuchern
Das bleibt dem Millerntor nun wohl erspart, weil die Dresdener Ultras aus Protest gegen die 2G-Regel sowohl auf den Stadionbesuch als auch ein „Alternativprogramm im Stadionumfeld“ verzichten. Wie das beim schnellen „Rückspiel“ am 27. Oktober im DFB-Pokal in Dresden aussieht, ist noch unklar. Die Sicherheitsbeauftragten der Clubs schauen auch da genau hin.
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Der FC St. Pauli wird am Sonntag wie angekündigt die Nord wieder für seine Fans öffnen, auch wenn sich dort der Dresdner Gästeblock befindet. Er rechnet mit etwa 15.000 Besuchern. Möglicherweise werden es auch 16.000, das hängt von der Nachfrage nach den letzten Tickets ab. Das Personal, das den 2G-Status überprüft, wird im ganzen Stadion aufgestockt. „Der Einlass wird um zusätzliche Zugänge erweitert, um den Ablauf beim Eintritt ins Stadion zu verbessern“, verkündet der Verein.
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