Hamburg. Da musste selbst Timo Schultz lachen. Auf die Teilnahme seines Clubs im Europapokal zu zocken, der in den 111 Jahren seines Bestehens noch nie international vertreten war? „Da will ich nicht zu viel versprechen“, sagte der Trainer des FC St. Pauli. „Aber wenn das am Ende klappt, wäre das natürlich geil.“ Zum Hintergrund: Der Club hatte seinen Dauerkarteninhabern angeboten, das Saisonticket in eine Karte für ein Europacupspiel umzuwandeln, anstatt sich den Kaufpreis erstatten zu lassen. Ablaufdatum: Saison 2035/36. Realistischer erschien da das Angebot einer 1:1-Umwandlung in eine Erstliga-Dauerkarte.
Lieber als mit dem PR-Gag wollte sich der 43-Jährige aber mit der Partie gegen den Karlsruher SC am Sonnabend (13 Uhr/Sky) beschäftigen. „Das ist eine Mannschaft, die bei weiteren Erfolgen noch einmal ganz oben mitspielen kann“, sagte Schultz. Bei nur drei Punkten Rückstand auf den HSV und vier auf den Tabellendritten Fürth traut er den Badenern durchaus zu, in den Kampf um die Aufstiegsränge eingreifen zu können.
In zehn Spielen nur eine Niederlage
Gegen Fürth (3:2) sowie in Kiel (3:2) und Bochum (1:2) gelangen dem KSC in diesem Jahr Siege, einzig dem HSV unterlag der Club im Dezember (1:2). Dazu gab es in zehn Spielen nur eine Niederlage. Schultz sprach vom Aufeinandertreffen zweier „Mannschaften der Stunde“. Und warum auch nicht? Schließlich ist der FC St. Pauli nach fünf Siegen in Folge das beste Rückrundenteam der Liga.
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Dass seiner Mannschaft ein ähnliches Schicksal widerfährt, wie es nach dem Hinspiel im Derby der Fall war, als nach der 0:3-Heimniederlage gegen den KSC im November eine lange Durststrecke begann, glaubt Schultz nicht: „Ich habe das Gefühl, dass wir stabil und gefestigt sind und weiter kontinuierlich punkten werden.“ Auch die möglichen Ausfälle der angeschlagenen Leart Paqarada und Finn Ole Becker, bei denen sich kurzfristig entscheiden wird, ob es für Sonnabend reicht, können Schultz nicht beunruhigen. „Wir verfügen über einen großen Kader mit vielen Alternativen.“
Gier auf jedes Training
Nach dem trainingsfreien Mittwoch, an dem die Profis einfach mal „die Beine hochlegen sollten, den Moment genießen und die Seele baumeln lassen“ (Schultz), geht es jetzt darum, nach der Erfolgsserie und vor allem dem 1:0-Derbysieg gegen den HSV nicht nachzulassen. „Keiner sollte glauben, einen Schritt weniger machen zu können.“ Aber da sieht der Ex-Profi keine Probleme, im Gegenteil: „Es entsteht gerade eine Gier auf jedes Training, jedes Spiel und jeden Sieg. Diese Gier gilt es zu fördern.“
In den Freitagsspielen der 2. Fußball-Bundesliga (18.30 Uhr) empfängt Paderborn Darmstadt 98, die Würzburg Kickers treffen auf Heidenheim.
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