Zweite Liga

Wie St.-Pauli-Fans die „Lage am Millerntor“ sehen

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Fans vom FC St. Pauli (Archivbild).

Fans vom FC St. Pauli (Archivbild).

Foto: picture alliance

Das Forum „MillernTon“ hat sich in den sozialen Netzwerken einen guten Ruf erarbeitet. Was den Machern besonders wichtig ist.

Hamburg.  Daniel Ortega von Arminia Bielefeld war der beste Zweitligatorwart der abgelaufenen Saison. Das konnte man ahnen, mittlerweile aber ist es auch statistisch bewiesen. Das Scoutingportal „Global Soccer Network“ hat das Ranking erstellt. St. Paulis Robin Himmelmann ist immerhin Sechster, Daniel Heuer Fernandes vom HSV belegt nur Platz elf. Das ist ganz spannend. Den Hinweis auf dieses Ranking lieferte am Mittwoch der „MillernTon“, ein multimediales Fanforum um den FC St. Pauli, das praktisch täglich von der „Lage am Millerntor“ berichtet und sich in kurzer Zeit einen starken Ruf aufgebaut hat.

Nun gibt es zahlreiche Foren, Blogs, Aktionen zu den Fußball-Bundesligen im Internet. Nicht selten werden sie betrieben von den Social-Media-Abteilungen der Proficlubs, die die Bindung zu ihren Anhängern stärken wollen. „Wir aber sind komplett autark“, betont Maik Krükemeier, einer der Autoren und Initiatoren des Projekts, „es ist alles nur ein Hobby.“ Geld vom Verein gibt es nicht, sie sind auf Spenden angewiesen. Lediglich die Abteilung Fördernder Mitglieder leistet eine kleine „Produktionshilfe“.

Monatlicher Podcast ist ihnen besonders wichtig

Im August 2018 ist die Marke in Tradition des seit 1993 existierenden Fanmagazins „Übersteiger“ entstanden. Rund 15 Leute arbeiten mit. Es gibt den Blog, Twittermeldungen, Facebook, Vor- und Nachberichte zu den Spielen mit Fans gegnerischer Clubs – und eben „die Lage am Millerntor“, in der man in der „Saure-Gurken-Zeit“ am Mittwoch auch augenzwinkernd mitgeteilt bekam, „dass sich im Urlaub kein Spieler verletzt“ habe. Mit den jugendlichen Ultras haben die Macher vom MillernTon jedoch keine personellen Überschneidungen. „Wir gehören überwiegend der Generation 30 plus an, stehen oder sitzen meist auf der Gegengerade, ich mit Frau und Kind“, sagt Krükemeier, Dauerkarteninhaber seit 1994, „Michael Hein, der die Vor- und Nachberichte verantwortet, und ich haben die 40 schon passiert.“

Besonders wichtig ist ihnen der monatliche Podcast, bei dem Personen oder Gruppen aus dem St.-Pauli-Umfeld eingeladen werden. Regelmäßig sind dort auch Profis zu Gast. „Anfragen an Spieler für Podcasts versuchen wir möglich zu machen“, sagt Medienchefin Anne Kunze, „die Spieler, die länger hier sind, kennen den MillernTon auch.“ Dass die Blogs aus Fansicht nicht selten eine abweichende Beurteilung der Dinge haben als die offiziellen Vereinsvertreter, das ist halt so. „Wir finden es gut, dass die Fanmedien anders denken und manchmal eine andere Sichtweise haben“, sagt Kunze.

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Andere Sichtweise – das galt sicher auch für die Gesprächsrunde nach den massiven Pyrovorfällen im ersten Zweitligaderby am Millerntor 2019 gegen den HSV. Dort haben Ultras, die normalerweise mit Medien nicht reden, ihre Sicht der Dinge dargestellt. „Die Klicks dieser Sendung sind explodiert“, erzählt Krükemeier, „wir hatten ein sehr positives Feedback. Leute sagen, sie hätten danach besser verstanden, warum die Ultras­ ihre Aktionen machen.“

( ah )

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