FC St. Pauli

"Restalkohol" und "Derbyfluch": Luhukay bleibt ganz locker

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Alexander Berthold
Auch für St. Paulis Trainer Jos Luhukay fühlte sich der Derbysieg gegen den HSV wie ein Befreiungsschlag an.

Auch für St. Paulis Trainer Jos Luhukay fühlte sich der Derbysieg gegen den HSV wie ein Befreiungsschlag an.

Foto: Imago/Michael Schwarz

Nach dem Coup beim HSV muss sich St. Pauli neu konzentrieren: Es warten der VfL Osnabrück und der Abstiegskampf. Luhukay scherzt.

Hamburg. Mit dem Wort Derbyfluch kann Marvin Knoll irgendwie so gar nichts anfangen. „Den gibt es nicht. Außerdem ist es dieses Mal anders. In der vergangenen Saison haben wir nur ein Derby gegen den HSV gewonnen, diese Saison beide“, erklärte der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli mit seinem Lausbuben-Grinsen.

Vor dem Heimspiel gegen den VfL Osnabrück am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) glaubt beim Kiezclub niemand, dass sich die unheimliche Serie nach einem Erfolg gegen den Stadtrivalen wiederholen könnte. Nach dem 1:0-Sieg 2011 holte St. Pauli anschließend keinen Sieg mehr, und stieg aus der Bundesliga ab. Auch der Hinspiel-Erfolg in dieser Spielzeit hatte keine nachhaltige positive Wirkung. Zwar punktete St. Pauli in den drei darauffolgenden Spielen, anschließend folgte aber freie Fall Richtung Tabellenkeller.

"Ich habe keine Probleme mit dem Wort Derbyfluch. Man kann gerne in die Vergangenheit schauen, aber das Spiel am Sonnabend ist abgehakt. Gegen Osnabrück geht es wieder bei null los“, sagte Trainer Jos Luhukay, der darauf hinwies, dass man mit Osnabrück tabellarisch gleichziehen könnte.

JLuhukay scherzt über "Restalkohol im Blut"

Nach dem Stadtderby ist schließlich vor dem Nordderby. Mittlerweile sind die Spieler nach ihrem Partywochenende wieder nüchtern. Der zusätzliche freie Tag, den der Trainer spendierte, war auch bitter nötig. "Das war sinnvoll, die Verletzungsgefahr wäre zu groß geworden – mit so viel Restalkohol im Blut", scherzte der niederländische Übungsleiter, der die gemeinsame Kieztour seiner Spieler als Teambuildingmaßnahme sah.

"So eine Feier kann eine Mannschaft auch näher zusammenbringen. Bei einem Bier oder einem anderen Getränk lernt man den Kollegen vielleicht noch etwas besser kennen. Das kann für die nächsten Monate gut sein“, sagte Luhukay, der sich selbst mit einem ausgiebigen Waldlauf „belohnte“, um wieder frisch zu werden, wie er sagte.

St. Pauli will sich nicht blenden lassen

Ohnehin war in dieser Woche von großer Derbysieger-Euphorie kaum etwas zu spüren. Die Laune bei Spielern, Mitarbeitern und Trainerteam war zwar richtig gut, doch jedem bei St. Pauli ist bewusst, dass der Prestigeerfolg gegen den großen Stadtrivalen keinen tabellarischen Befreiungsschlag nach sich gezogen hatte. Noch immer hat St. Pauli lediglich zwei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz, den aktuell der Karlsruher SC belegt.

Der Tenor intern ist klar. Nach den Partien gegen die Teams von Osnabrück, Sandhausen (8. März) und Nürnberg (15. März), die sich allesamt im tabellarischen Dunstkreis des Stadtteilclubs befinden, weiß St. Pauli, ob es bis zum Saisonende ein Kampf um den Ligaverbleib wird, oder ob man doch noch einen einstelligen Tabellenplatz angreifen kann.

Buballa will mehr als die Stadtmeisterschaft

"Wir haben noch andere Ziele als die Stadtmeisterschaft, die wir jetzt geholt haben. Wenn wir die guten Dinge aus dem Heimspiel gegen Dresden und den Schwung des Derbys mitnehmen, mache ich mir keine Sorgen um diese Saison“, sagte Kapitän Daniel Buballa.

Zur positiven Grundstimmung passt auch, dass sich die Verletzungsmisere der Hinrunde praktisch in Luft aufgelöst hat. Bis auf die langzeitverletzten Christopher Avevor (Aufbautraining nach Wadenbeinbruch) und Christian Conteh (Sehnenriss im Oberschenkel) stehen Trainer Luhukay alle Profis zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass es auch am Wochenende wieder Härtefälle bei der Kadernominierung geben wird.

Luhukay verrät eine Entweder-Oder-Personalie

"Wir verfügen nun über einen großen Kader, bei dem man schwere Entscheidungen treffen muss“, sagte Luhukay, der wohl auf dieselbe Startelf setzen wird wie gegen den HSV. "Was ich schon verraten kann ist, dass entweder Finn Ole Becker oder Marvin Knoll vor der Abwehr spielen werden. Beide verfügen über Qualitäten, die für eine Mannschaft wertvoll sind“, sagte der 56-Jährige. Gegen den HSV war der bis dahin von Luhukay kaum beachtete Knoll nach 33 Minuten eingewechselt worden und sofort ein Fixpunkt im Spiel von St. Pauli.

Ob der nach an einem Knorpelschaden wieder genesene Innenverteidiger James Lawrence (27) im 20 Spieler umfassenden Kader steht, will Luhukay unterdessen nach dem Abschlusstraining am Sonnabend entschieden. „Er macht einen guten Eindruck, aber auch ein Einsatz bei der U23 ist möglich“, sagte der St.-Pauli-Trainer. Die Regionalligamannschaft trifft parallel zu den Profis auf Drochtersen/Assel.

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